Queer Theory – bürgerlicher Irrationalismus in Reinkultur

Vorbemerkung TA-Redaktioni

Wir veröffentlichen die streitbare Diskussionsschrift von Max, Leser der Trotz alledem! über die Queer Theorie. Im Zusammenhang mit dem Artikel aus der Liberation möchten wir eine Debatte über die aufgeworfenen Themen anstoßen. Wir selbst haben noch keinen ausgereiften Standpunkt in der Frage. Als dringlich sehen wir es an, zur Lesben- und Schwulenbewegung tiefergehende Positionen zu entwickeln, die über demokratische Forderungen hinausgehen. Es geht darum, den revolutionären Standpunkt weiter zu entwickeln und in den Mittelpunkt zu stellen. Ebenso mangelt es auch uns noch an einer selbstkritischen Überprüfung der marxistisch-leninistischen Theorie und Praxis in der Vergangenheit.

In der April-Juni Ausgabe 2018 von Liberation, der Zeitung der Nationaldemokratischen Front der Philippinen erschien ein Artikel „Die Revolution hat kein soziales Geschlecht“. Lesben tauchen in diesem Artikel kaum auf. Er enthält eine ganze Reihe von Entstellungen über gleichgeschlechtlich Orientierte. Immerhin geht er davon aus, dass Schwule und Lesben bewaffnet in den Reihen der Revolution kämpfen können und das auch tun. Doch wird gleichgeschlechtliche Orientierung dort als sexuelle Vorliebe bezeichnet, es wird die Buchstabensammlung LGBTQ (auf Deutsch Lesben Schwule Bisexuelle Transsexuelle Queer) benutzt, und Gender/Geschlecht wird als frei wählbar hingestellt.

Im folgenden möchte ich auf diesen Fragenkomplex genauer eingehen.

Biologie und Gesellschaft

Menschen reproduzieren sich nicht nur biologisch, sondern auch gesellschaftlich. Damit erschaffen sie sich durch die gesellschaftliche Praxis in einem gewissen Sinne selbst, auch wenn die Menschheit biologische Grundlagen hat. Zum Beispiel können Menschen nicht 32 mal so hoch springen wie sie selbst lang sind, im Gegensatz zu Heuschrecken. Was die biologische Reproduktion der Menschheit anbelangt, sind wir im wesentlichen eine zweigeschlechtliche Art. Daraus ergibt sich, dass, abgesehen von künstlicher Befruchtung wenn Frauen und Männer sexuell zusammenkommen, sich daraus Zeugung, Schwangerschaft und Geburt der neuen Generationen ergeben können. Weit über die Fortpflanzung hinaus haben Menschen Sexualität miteinander entwickelt, und die meisten sexuellen Begegnungen führen nicht zu Fortpflanzung. Menschen entwickeln Begehren und dieses ist vielfältig. Gemäß der herrschenden Ideologie dürfen Frauen nur Männer begehren und keine anderen Frauen; und das Begehren von Männern darf sich nur auf Frauen richten, doch keinesfalls auf andere Männer.

Die Realität in allen menschlichen Gesellschaften sieht, nach allem was wir darüber wissen können, anders aus: gleichgeschlechtliches Begehren kommt in allen menschlichen Gesellschaften vor. Wie es sich im Sozialen darstellt, ist allerdings von der ökonomischen Gesellschaftsformation und der jeweiligen Geschichte des betreffenden Landes / der betreffenden Region abhängig. Gleichgeschlechtliche wie auch andersgeschlechtliche sexuelle Orientierung ist tief in der jeweiligen Persönlichkeit verwurzelt und keine Frage irgendeiner sexuellen Vorliebe.

Patriarchat und Unterdrückung gleichgeschlechtlicher Beziehungen

Die Unterdrückung gleichgeschlechtlichen Begehrens ist eine Art flankierende Maßnahme zur Aufrechterhaltung des Patriarchats, welches wiederum eine der entscheidenden Bedingungen dafür ist, das der Kapitalismus funktioniert. Das Kapital braucht stets neue Generationen von ArbeiterInnen und werktätiger Intelligenz zur Ausbeutung und SoldatInnen zur Aufrechterhaltung seiner Ausbeuterordnung und zu deren kriegerischer Ausdehnung auf Kosten ihrer räuberischen Konkurrenten.

Frauen leisten weltweit nach wie vor den übergroßen Teil der Reproduktionsarbeit, Kindererziehung und Hausarbeit. Diese unbezahlte Arbeit, die viele Frauen zusätzlich zu ihrer Berufstätigkeit auf sich nehmen müssen, ist eine Bedingung für das Funktionieren des Imperialismus. Das ist die ökonomische Grundlage der Schwulen-und Lesbenfeindlichkeit. Hinzu kommt ein enormer Wust an reaktionären Ideologien und Handlungsweisen, zum Beispiel Religion und generelle Abwertung von Weiblichkeit. Diese Auffassungen werden insbesondere von Staat, Medien und Kirchen verbreitet, und sind als herrschende Ideen auch tief unter den Werktätigen verbreitet.

Also: es gibt ein biologisches Geschlecht (nur 0,02 Prozent aller Menschen werden intersexuell geboren).

Aus dem biologischen Geschlecht folgt aber keine bestimmte sexuelle und emotionale Orientierung, kein biologisch unterschiedlich strukturiertes Gehirn bei Frauen und Männern, keine biologische Bestimmtheit für Hausarbeit und Kindererziehung für Frauen, keine biologische Bestimmtheit für Männer, etwa dass sie zur Kindererziehung und Hausarbeit nicht fähig seien. Wie Mao sagte: Was ein Mann tun kann, kann auch eine Frau tun.

Dabei muss ganz klar sein, dass die Befreiung der Frauen nur möglich ist durch die kommunistische Revolution, die Kindererziehung und Hausarbeit vergesellschaftet.

Auf dem Wege dahin ist es zwingend erforderlich, dass Kommunistinnen frauenfeindlichen und frauenunterdrückerischen und allen anti-gleichgeschlechtlichen Ideologien, Haltungen und Handlungen sowohl in den eigenen Reihen als auch in den Reihen der Ausgebeuteten und Unterdrückten entschieden entgegentreten.

Kommunistische Bewegung und Selbstkritik

Was die Reihen der kommunistischen Bewegung anbelangt, gibt es hier einen riesigen Nachholbedarf. Das beginnt schon bei der antigleich-geschlechtlichen Haltung von Marx und Engels ii, und endet leider nicht mit dem Artikel der philippinischen Genossen, wo, wie bereits ausgeführt, nicht nur behauptet wird, dass Gleichgeschlechtlichkeit frei wählbar sei, sondern es zum Beispiel auch heißt, das Schwule zurückhaltend und sanft seien, gerne mit gekreuzten Beinen säßen, gerne einen Fächer benutzen und generell schwach seien.

Lenin sagte laut Clara Zetkin in einem Gespräch mit ihr, dass man nur am Kommunisten kratzen müsse und die Spießermentalität käme zum Vorschein. In diesem Bereich ist also viel zu tun.

Als sich zuerst in den USA und dann in anderen imperialistischen Herzländern, speziell in der BRD und Westberlin eine neue Bewegung für die Emanzipation von Schwulen und Lesben bildete, war sie politisch fortschrittlich. Viele AktivistInnen hatten an der sechziger Jahre-Bewegung teilgenommen und sahen sich als Linke.

Diese Zuneigung wurde meist nicht von hetero-linker Seite erwidert. Besonders antigleichgeschlechtlich gebärdeten sich die KPD/ML Roter Morgen und auch der KBW. Eine ganze Reihe von Schwulen und Lesben wandten sich seinerzeit von Marxismus ab oder arbeiteten als Schranklesben oder Schrankschwule, also ohne sich zu outen, in ihren Organisationen weiter.

Mit dem Einsetzen der Aids-Krise trat mehr und mehr die Frage des Überlebens in den Vordergrund, insbesondere für die schwulen Männer.

Im Kampf gegen massivste staatliche und mediale Hetze konnte eine Kennzeichnungspflicht für HIV-positive und Lagereinweisung verhindert werden. Hauptsächlich schwule Männer, aber auch einige Lesben und intravenöse Drogengebraucher gründeten die Aidshilfen.

Durch den Tod vieler schwuler Aktivisten innerhalb eines kurzen Zeitraumes und das-wenige-Staatsgeld, welches in die Aidshilfen floss, war der Boden für eine weitere Ausbreitung der bürgerlichen Ideologie bereitet.

Statt Mobilisierung aller bildete sich Lobbypolitik heraus und statt des Kampfes für eine befreite Sexualität in einer befreiten Gesellschaft, gegen den damals noch bestehenden Schandparagraphen 175 und für die Entschädigung und Rehabilitierung schwuler KZ Häftlinge trat mehr und mehr die Forderung nach Gleichstellung in der bestehenden imperialistischen Ordnung und speziell die Forderung nach Eheöffnung für Gleichgeschlechtliche in den Vordergrund.

Als 1990-91 die Sowjetunion ihr scheinsozialistisches Kostüm abwarf und sich selbst auflöste, und der internationale Imperialismus sich die Staaten des bisherigen sowjetischen Machtbereiches einverleibte, in Deutschland die Einverleibung der DDR durch den westdeutschen Imperialismus, rieb sich die Bourgeoisie die Hände.

Einer ihrer Ideologen sprach sogar vom Ende der Geschichte. Jetzt war auch die Stunde des Postmarxismus, des Postmodernismus und der Queer Theory als Teil davon gekommen.

Postmodernismus und Queer Theory

Auf der Grundlage der reaktionären Philosophie Nietzsches hatte der französische Philosoph Michel Foucault seit den sechziger Jahren eine irrationalistische Philosophie ausgearbeitet. Es fehlt hier die Zeit, genauer auf Foucault einzugehen.

Nur soviel: Ganz wie Nietzsche hält er die Errungenschaften der bürgerlichen Revolution, speziell der französischen, für negativ. Seine politische Positionierung gipfelte in Bewunderung für die islamische Revolution im Iran und den Ayatollah Khomeini.

Basierend auf den Schriften Foucaults, die übrigens auf Betreiben der CIA ins Englische übersetzt worden waren iii, entwickelte Judith Butler in den USA mit etlichen MitstreiterInnen die Queer Theory. Diese enstand im Kampf gegen den Marxismus und beruht erkenntnistheoretisch auf philosophischem Idealismus (ganz wie in der Bibel schafft das Wort die Realität „es ist ein Mädchen!“ als Beispiel)

Diese Theorie besagt im Wesentlichen, dass es kein biologisches Geschlecht gibt, sondern das Geschlecht ausschließlich gesellschaftlich hergestellt wird. Damit wurden Frauen als besonders Unterdrückte im Patriarchat und damit als kämpfendes Kollektiv und handelnde Kraft abgeschafft. Mittlerweile gibt es im universitären Bereich in Deutschland eine ganze Reihe von Lehrstühlen, Forschungsprojekten und Initiativen, die diese Theorien verbreiten.

Ein fester Bestandteil dieser politischen Richtung ist auch die Propagierung von Transsexualität. Die Queer Theory besagt in dieser Hinsicht, dass das eigene Geschlecht frei wählbar sei und das Geschlecht vom Kopf her bestimmt würde, und nicht etwa durch so etwas Reaktionäres wie Chromosomen.

In den Anglo-Ländern, speziell den USA, führt diese Auffassung dazu, das schon kleine Kinder, die nach Meinung dieser „Experten“ die an „Gender Disphoria“ leiden, psychologisch und manchmal sogar medikamentös auf eine „Geschlechtsangleichung“ vorbereitet werden, da mittlerweile ein beachtlicher Teil des medizinischen Establishments dort sich diesen queeren Auffassungen angeschlossen hat.

Nach Meinung dieser MedizinerInnen und Psycholog­Innen soll kleinen Kindern erklärt werden, dass Geschlecht frei wählbar sei und dass sie selbst entscheiden könnten, ob sie Junge oder Mädchen sein wollen. Weiter geht es dann mit der Verschreibung von Pubertätsblockern, weil es vorpubertär einfacher ist, Menschen „umzuoperieren“, und dann nach erfolgreich verhinderter Pubertät, können mit 18 die operativen Prozeduren durchgeführt werden.

Diese sogenannte Geschlechtsangleichung bedeutet, Kindern das Recht auf eine Entwicklung zum Erwachsenen zu nehmen, was aber die Voraussetzung ist, um die eigene sexuelle und emotionale Orientierung herauszufinden und auszuprobieren. Diese „Angleichung“ bedeutet auch, ein Leben lang Hormone nehmen zu müssen.

Heute kommen auf eine Transfrau sieben Transmänner, was uns eine Geschichte vom Patriarchat erzählt. In der medialen Darstellung scheint es umgekehrt zu sein, was ein weiterer Ausdruck der herrschenden Frauenverachtung ist. Bei Frauen ist es nicht so wichtig, was sie sexuell und emotional tun.

In transkritischen Publikationen wird gezeigt, dass 80 bis 95 Prozent aller Kinder, die als „geschlechtsidentitätsgestört“ diagnostiziert werden, ohne Trans-Behandlung sich zu ganz normalen Schwulen und Lesben entwickeln.

Nach meiner Auffassung handelt es sich hier um extreme Körperverletzung an Kinder, deren Parteigänger übrigens sehr oft Kindern und Jugendlichen jegliches Recht auf eigene Sexualität absprechen, wie überhaupt Sexualität in der Queer Theory eine sehr geringe Rolle spielt.

Zugespitzt gesagt, handelt es sich hier um eine operative Abschaffungsstrategie gegen Lesben und Schwule (übrigens ganz auf der Linie der iranischen Führung, die Schwule steinigen läßt und “geschlechts­angleichende“ OP‘s bezahlt).

Des weiteren teilt die Queer Theory die Menschen in Cis und Trans. Cis sind solche Männer und Frauen, die mit ihrem biologischen Geschlecht einverstanden sind und sich infolgedessen nicht als Trans sehen.

Die sogenannte Transphobie ist ein Vorwurf, den die Queer Theory gerne erhebt, wenn Lesben, dass sie keine Transfrauen in ihren Versammlungsorten haben möchten, und mit ihnen auch keinen Sex haben wollen; wenn Frauen allgemein sagen, dass sie keine Transfrauen in ihren Umkleideräumen und auf ihren Toiletten haben möchten – das wird dann als Transphobie bezeichnet.

Desgleichen, wenn schwule Männer darauf beharren, dass sie das eigene biologische Geschlecht begehren. Transphob ist, wenn Monatsbinden für Frauen als Produkt für Frauen gekennzeichnet werden, weil auch „Transmänner“ dieses Produkt benutzen könnten. Transphob ist, wenn Menschen nicht so angesprochen werden, wie sie es wünschen.

Schon vor 15 Jahren forderte ein Mann, der heute Professor für für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung in Merseburg ist mit DAT (plattdeutsch für das) Heinzi angesprochen zu werden.

Die Mitarbeiterin eines britischen Wirtschaftsforschungsinstituts wurde entlassen, weil sie eine Transfrau, die sich als Mann kleidet und von deren Transition nichts bekannt ist, als Mann bezeichnet hatte. Kündigungsgrund: Transphobie.

Grundwiderspruch und

Intersektionalismus

Weitere Entwicklungen der Queer Theory schließen ein: den Intersektionalismus, womit das Zusammenwirken und die Wechselwirkung verschiedener Unterdrückungsformen gemeint ist. Während Kommunistinnen seit jeher der Auffassung sind, dass, basierend auf dem Grundwiderspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung, alle Formen von Ausbeutung und Unterdrückung mit dem Ziel der klassenlosen Gesellschaft zu bekämpfen sind, hat die Queer Theory andere Vorstellungen.

Im antirassistischen Diskurs soll „White Privilege“ abgebaut werden, also z.B. die etwas größere Sicherheit Bullen gegenüber, die PoC (People of Color) (aufgrund der Hautfarbe) bevorzugt Schikanen unterziehen.

Die kommunistische Forderung hingegen ist die Abschaffung jeglicher Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe. Die queere Forderung bedeutet im Kern: maximales Elend für alle, anstatt der Umwandlung von Privilegien in Rechte für alle.

Im antiklassistischen Diskurs soll der sogenannte Klassismus nicht etwa durch die Abschaffung der Klassen, sondern durch Stolz auf das Arbeiterinnendasein und Respekt des Kapitals für die Werktätigen bekämpft werden.

In der Abgrenzung gegen kulturelle Aneignung wird die rechte Theorie der kulturellen ethnischen Separation vertreten (so sollen Weiße zum Beispiel keine Rastalocken tragen). Der radikalere Teil der queeren Szene ist immer dabei, wenn es um den Kampf gegen die sogenannte Islamophobie geht. Hierzu ist zu sagen das, mit Marx ausgedrückt, die Kritik an der Religion die Voraussetzung jeglicher Kritik ist und dass alle Religionen sowohl Opium des Volks (Trost) als auch Opium für das Volk (Verdummung) sind. Darüber hinaus ist Phobie ein Begriff aus der Psychologie und dort sollte er auch bleiben.

Der treffende Ausdruck wäre Feindschaft gegen den Islam, und ich möchte an dieser Stelle an die ermordeten Genossinnen in den islamisch geprägten Republiken der jungen Sowjetunion erinnern, die sich dort für Frauenbefreiung einsetzten, und an die Tausende von RevolutionärInnen, die das islamische Regime nach seinem Sieg im Iran abgeschlachtet hat.

Darüber hinaus spielt der Begriff Islamphobie direkt den Herrschenden in die Hände, weil dem Manöver, alle Flüchtlinge aus islamisch geprägten Ländern zu Muslimen zu erklären, in die Hände gespielt wird. Viele der Geflüchteten und gerade gleichgeschlechtlich Orientierte flüchten vor dem Islam, desgleichen AtheistInnen und Angehörige anderer Religionen.

Religionsfreiheit heißt auch Freiheit von Religion. Gleichzeitig muss dem deutschen Herrenmenschentum und Rassismus entgegengetreten werden, und selbstverständlich auch den christlichen Staatskirchen. Der deutsche Imperialismus ist in diesem Land der Hauptfeind.

Das sind die wichtigsten Tiefpunkte der Queer Theory.

Queer Theory zerstört staatsunabhängige fortschrittliche Schwulen- und Lesbenbewegung

Eine staatsunabhängige, sich auf die eigenen Kräfte stützende Schwulen- und Lesbenbewegung gibt es heute fast nicht mehr. Auf lesbischer Seite sieht es insofern etwas besser aus, als dass sich einige kritisch mit Trans beschäftigen und das auch öffentlich machen. Nicht alle haben sich vom queeren Quatsch einschüchtern oder sogar überzeugen lassen.

Insgesamt aber sehen wir uns mit einer mehr oder weniger staatsfinanzierten Buchstabensuppenbewegung (LSBTIQ) konfrontiert, in der gleichgeschlechtlich Orientierte mehr und mehr an den Rand gedrängt werden.

Mercedes Benz, Deutsche Bank, Evangelische Landeskirche und bald wohl auch uniformierte BundeswehrsoldatInnen iv laufen bzw. fahren bei den CSDs mit. Die biologische Grundlage der Menschheit wird gänzlich geleugnet. Die Theorie vom 3. Geschlecht bis hin zur Theorie von 7,3 Milliarden Geschlechtern wird von reaktionären Presseorganen in die Welt hinausposaunt. v

Transsexuelle mit und ohne „geschlechtsangleichende“ Operationen und Hormonbehandlungen geben in manchen Bereichen den Ton an – vom Cover der Vogue bis hin zu geschichtsfälschenden Darstellungen der militanten Kämpfe vom 28. Juni bis 4. Juli 1969, die im Stonewall Inn ihren Ausgang nahmen, wo zwei schwule Transvestiten zu Transsexuellen umgelogen werden.

Einige queere Theoretiker bezeichnen mittlerweile gleichgeschlechtliche Orientierung als reaktionär und fordern schwule Männer auf, ihre „Homosexualität“ zu verlernen. Begründung: Homosexualität sei schon immer ein kolonialistisches Projekt gewesen.

Schwule Aktivisten und schwule Männer werden heute als weiße, alte, schwule Cis-Männer beleidigt; Lesben, die darauf bestehen, dass sie als Frauen begehren, werden aus dieser Ecke als TERFs (Trans Exclusionary Radical Feminists, Trans ausschließende Radikale FeministInnen) beschimpft.

Das Schwule Museum in Berlin trägt bereits das Gendersternchen im Namen, das früher schwule Berliner Stadtmagazin „Siegessäule“ trägt heute den Untertitel: Wir sind Queer Berlin“. Die Zeitung „Rosa Zone“ benannte sich bereits 1998 in „Queer.de“ um.

Diese Marginalisierung und erneute Unsichtbarmachung von gleichgeschlechtlich Orientierten, ja sogar das „Wegoperieren von Homosexualität vermittels „Geschlechtsangleichung“, nennen die Queeristen „Inklusivität“ und fordern gesellschaftliche „Inklusion“. Sie wollen also teilhaben am Imperialismus, und ganz besonders die Gender-Studies-Studierten fordern so – durch die Blume gesagt – Jobs im Staatsapparat- oder als Diversity oder Gleichstellungsbeauftragte in kapitalistischen Firmen.

Revolutionäre und kommunistische Positionen entwickeln

Wie sollen revolutionäre und kommunistische Kräfte sich hier verhalten? Auf theoretischer Ebene muss der Kampf gegen die idealistische Queer Theory auf der Grundlage des historischen und dialektischen Materialismus erheblich vertieft werden. Das ist um so wichtiger, als sich diese Theorien in den gesellschaftswissenschaftlichen Studiengängen etabliert haben, und von vielen Medien propagiert werden, so dass wir mit Fug und Recht sagen können, die Queer Theory sei ein zeitgenössischer Ausdruck des imperialistischen Irrationalismus.

In der praktischen Politik müssen wir genau schauen, welche Aktionen und Forderungen unterstützenswert sind und welche nicht. Manche AnhängerInnen der Queer-Theory begehren nämlich tatsächlich gegen Patriarchat und antigleichgeschlechtliche Unterdrückung auf, und haben noch nicht erkannt, dass Queer Theory nur das Bestehende bestätigt oder sogar verschlimmert.

In Berlin gab es in den letzten Jahren regelmäßige queere Demonstrationen gegen den sogenannten Marsch für das Leben, der sich von christlichen und nazistischen Grundlagen aus gegen das Selbstbestimmungsrecht der Frauen richtet und natürlich auch gegen das Existenzrecht von Schwulen und Lesben.

Diese wie auch jede andere antinazistischen Aktion ist selbstredend gut und die Teilnahme revolutionärer Kräfte auf eigener Plattform oder in Aktionseinheiten wäre ein Fortschritt.

Bei Unfug a la Mohrenstraße in Möhrenstrasse „umzubenennen“ und das Ganze als antirassistische Aktion zu feiern, sollten fortschrittliche Kräfte dem tatsächliche antirassistische Arbeit, wie z.B. die Oury-Jalloh-Initiative, oder die Initiative für Burak Bektaş, entgegenstellen.

Überhaupt hat die Frage der Frauenunterdrückung und der Unterdrückung von gleichgeschlechtlich Orientierten und auch die Hetze gegen Transpersonen eine große Bedeutung im Kampf gegen die anwachsende faschistische Gefahr, und es sollte auch klar sein, dass trotz der gegenwärtigen Exzesse des Transgenderismus Nazi- und Bullenangriffe auf Transsexuelle zu bekämpfen sind, wie überhaupt alle Naziangriffe gegen Frauen, gegen gleichgeschlechtlich Orientierte, gegen Menschen nichtweißer Hautfarbe und selbstverständlich gegen alle Linken und Antifaschisten. etc.

Auch die Nazipropaganda vom „Genderwahn“ und der angeblichen „Frühsexualisierung unserer Kinder“ muss offensiv bekämpft werden. Dabei muss das Recht auf den eigenen Körper, also auch das Recht auf operative Eingriffe für konsensfähige Volljährige verteidigt werden, und auch sexualkundlicher Unterricht in der Schule (wobei im Imperialismus die Inhalte sehr kritisch gesehen werden müssen). Die Intersexuellen nicht zu vergessen: wir müssen deren Forderung nach einem Verbot operativer Eingriffe an intersexuellen Neugeborenen und Kindern unterstützen.

Anzustreben ist keine queere, sondern eine kommunistische Inklusivität, die in Wort und Tat die Interessen gleichgeschlechtlich Orientierter an der Abschaffung ihrer besonderen Unterdrückung aufnimmt als Teil des Kampfes der ArbeiterInnenklasse und aller Werktätigen für die klassenlose Gesellschaft.

Autor Max

i Irrationalismus bedeutet „Herabsetzung von Verstand und Vernunft, kritiklose Verherrlichung der Intuition, aristokratische Erkenntnistheorie, Ablehnung des gesellschaftlich-geschichtlichen Fortschritts, Schaffung von Mythen“, (G. Lukacs, Die Zerstörung der Vernunft, Berlin 1954)

ii siehe den Artikel im Internet abzurufen unter http://www.etuxx.com/diskussionen/foo403.php

iii http://thephilosophicalsalon.com/the-cia-reads-french-theory-on-the-intellectual-labor-of-dismantling-the-cultural-left/

iv https://www.queer.de/detail.phparticle_id=34428

v z.B.: https://causa.tagesspiegel.de/gesellschaft/wie-weiter-zwischen-den-geschlechtern/geschlechtsorgane-verraten-nicht-mehr-als-die-haarfarbe.html