Am 18. und 19. Februar fanden in mehr als 100 Städten in Deutschland Gedenk-kundgebungen und Demonstrationen statt, um an den rassistischen Anschlag gegen neun Menschen in Hanau vor 3 Jahren zu erinnern und zu gedenken.
Auch in diesem Jahr beteiligten wir uns in verschiedenen Städten an Aktionen, Demonstrationen und Kundgebungen. Eine Gruppe von Genoss:innen ist am Samstag, den 18. Februar nach Hanau gefahren und wir haben uns an der Demonstration beteiligt.
Zuerst haben wir alle den Verein der Initiative 19. Februar in Hanau besucht. Die Stimmung war sehr aufmerksam aber auch sehr bedrückend. Die Initiative 19. Februar Hanau und ihr Treffpunkt haben sich zu einem Anziehungspunkt für viele Menschen, vor allem für junge entwickelt.
Unterschiedlichste Menschen verschiedenster Nationalitäten waren vor Ort: Kurd:innen, Türk:innen, Sinti:zze und Rom:nja, Bosnier:innen, Italiener:innen, Bulgar:innen, Deutsche. Es war, als ob wir alle wie eine Familie sind. Wir alle hatten das gleiche Ziel. Wir waren gekommen, um den rassistischen Anschlag in Hanau in der Nacht des 19. Februar 2020 zu gedenken und den Familien der Opfer und denen, die die Nacht des Anschlags erlebt hatten, beizustehen und uns mit ihnen zu solidarisieren. Die Menschen waren wütend, traurig, mitfühlend und solidarisch. Der Verein hat sich in eine Arena des Kampfes und des Widerstands verwandelt. An der Wand hing ein großes Transparent mit der Aufschrift: „19. Februar 2020 Zusammen trauern, gemeinsam kämpfen! Hanau ist überall!“.
Überall Bilder und Plakate mit den Porträts von Fatih, Sedat, Hamza, Ferhat, Mercedes, Kaloyan, Vili, Gökhan und Said Nesar. Die ermordeten jungen Menschen. In jeder Ecke des Raumes war die Aufschrift „Wir fordern: Erinnerung! Gerechtigkeit! Aufklärung! Konsequenzen!“ zu sehen.
An jeder Kreuzung und jedem Straßeneingang in der Hanauer Innenstadt waren diese Plakate auch weithin sichtbar. Nach unserem Besuch im Verein ging es gegen 16 Uhr zum Hanauer Marktplatz, dem Ort der Gedenkkundgebung. Der Kundgebungsplatz war fast voll, ungefähr etwa 1500 Menschen. Der Kundgebungsplatz war wie ein Mosaikgarten.
Wir waren hier mit unserem Flugblatt über den Nazi-Anschlag „Kein Vergessen! Kein Vergeben!“. Von dem wir 350 Exemplare verteilt haben. Ansonsten wurden keine anderen Flugblätter verteilt. Das Interesse an unserem Flugblatt war groß, die Menschen haben sie gerne angenommen. Außerdem verkauften wir 16 Exemplare unserer Zeitung „NSU Komplex auflösen“ und 5 Exemplare der TA Nr. 90.
Die Kundgebung begann um 16:00 Uhr. Von der Bühne aus wurden etwa anderthalb Stunden lang Reden gehalten. Die meisten von Angehörigen, Eltern, Geschwistern, Ehepartner:innen und Freund:innen der Opfer des Nazi-Anschlags.
Weiter wurden Reden im Namen der Hanauer DGB-Jugend, der Hanauer Schulen, der Jugendorganisationen gegen Rassismus und der DIDIF-Jugendorganisation gehalten. Die Reden der Angehörigen der Opfer und im Namen der verschiedenen Jugendorganisationen waren sehr bewegend.
Die Zielscheibe aller Reden waren der Staat und die Polizei. Die unehrlichen Haltungen und Vorgehensweisen des Staates, seine fruchtlosen Ermittlungen und Untersuchungen sowie seine Ablenkungs- und Täuschungsmanöver wurden heftig kritisiert und angeprangert. Insbesondere die Angehörigen der Opfer stellten in ihren Reden aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen fest, dass diesem Staat nicht zu trauen ist, dass er strukturell rassistisch ist, dass er Rassist:innen schützt und ernährt, dass er Beweise und Hinweise unterdrückt, um zu verhindern, dass Ermittlungen und Prozesse auf der Grundlage von Beweisen geführt werden können.
Der deutsche Staat und seine Organe verhindern eine lückenlose Aufklärung durch das Sperren von Akten und Protokollen. In ihren Redebeiträgen sagten die Angehörigen der Opfer immer wieder: „Wir fordern: Erinnerung! Gerechtigkeit! Aufklärung! Konsequenzen!“