Gemeinsame Solidaritätserklärung zur Tarifrunde Sozial- und Erziehungsdienst 2022

vom Feministischen & Frauenstreik 8M.

Wir, Trotz alledem! sind Teil der bundesweiten Vernetzung der feministischen Streikgruppen in Deutschland.

Nachdem die Tarifverhandlungen im März 2020 coronabedingt unterbrochen wurden, hat die Bundestarifkommission für den öffentlichen Dienst (ver.di) im Dezember die Forderungen für die Tarifrunde im Sozial-und Erziehungsdienst (SuE) beschlossen.

Drei zentrale Forderungen stehen im Mittelpunkt des SuE-Streiks.

#Verbesserung der belastenden Arbeitsbedingungen; #finanzielle Aufwertung der Arbeit; #Maßnahmen gegen Fachkräftemangel.

Uns ist klar, dass diese Solierklärung kein revolutionärer Aufruf ist. Es ist eine Bündniserklärung, die an die Bedingungen der Werktätigen im Sozial- und Erziehungsdienst anknüpft. Mehr Infos zu der Bündnisarbeit bekommt ihr unter: www.frauenstreik.org

Wir solidarisieren uns mit den Streikenden!

Frauenkampf ist Klassenkampf!

Liebe Kolleg*innen im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst,

wir solidarisieren uns mit euch und sprechen euch hiermit unsere volle Unterstützung in der aktuellen Tarifrunde SuE aus. Eure Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen, finanzieller Aufwertung und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sind absolut berechtigt!

Wir sind Aktivist*innen aus über zwanzig Städten und an jedem 8. März gehen wir gemeinsam auf die Straße, um für gerechtere Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen und queeren Menschen 1 zu protestieren. Dieses Jahr haben wir eure Tarifauseinandersetzung ins Zentrum gestellt und wollen ihn mit unserem feministischen Streik unterstützen. Einige von uns arbeiten selbst im Sozial- und Erziehungsdienst und werden als Kolleg*innen an eurer Seite streiken.

Euer Streik ist unser Streik

Für uns alle gilt: Wir selbst oder Freund*innen von uns erhalten als Klient*innen Unterstützung von euch in schwierigen Lebenslagen. Wir wissen selbst noch gut aus unserer Kindheit und Jugend, wie wichtig unsere Erzieher*innen in der Kita und unsere Sozial­arbeiter*innen in den Jugendclubs für uns waren. Viele von uns haben Kinder, die ihr betreut. Ihr begleitet Menschen im Alltag und unterstützt sie in ihrer Entwicklung und Selbstständigkeit – das sind zentrale Aufgaben in einer solidarischen Gesellschaft.

Ihr leistet damit einen unglaublich wertvollen Beitrag und wir wollen, dass ihr dafür mehr Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen bekommt.

Im Berufsfeld Soziale Arbeit sind 83% aller Beschäftigten Frauen.

Zufall? Wohl kaum. Sich um andere zu sorgen und zu kümmern, ist traditionell eine weibliche Aufgabe.

Es ist aber eine Arbeit, die wenig Profit abwirft und von Politik und Arbeitgeber*innen häufig nicht ernst genug genommen wird. Als Beschäftigte werdet ihr darum chronisch schlecht bezahlt und an allen Ecken und Enden fehlt es an Zeit und Personal. Darunter leiden wir alle und es wird sich nichts daran ändern, wenn wir nicht laut und deutlich dagegen vorgehen.

Was wir wollen

Wir wollen eine Gesellschaft, in der unsere Bedürfnisse und unsere Beziehungen im Zentrum stehen, nicht Profitmaximierung. Wir wollen eine Gesellschaft, in der nicht Geschlecht oder Herkunft, Alter oder Gesundheit darüber entscheidet, wo wir arbeiten und wie viel wir verdienen.

Wir wollen eine Gesellschaft, in der auch unbezahlte Sorgearbeit als Arbeit anerkannt wird, und nicht nur Erwerbsarbeit zu sozialer Sicherheit führt.

Eure Arbeitsverhältnisse gehen uns alle an!

Bundesweit werden wir euch vor Ort auf verschiedenen Wegen unterstützen, um auf die SuE Tarifrunde aufmerksam zu machen: Etwa mit kreativen Aktionen auf öffentlichen Plätzen und an Rathäusern am
14. und 25. Februar. Wir wollen Druck auf die kommunalen Arbeitgeber*innen und Politiker*innen ausüben und öffentliche Diskussionen über den Wert von Fürsorgearbeit führen.

Wir fordern Eltern, Angehörige und Klient*innen auf, sich uns anzuschließen und sich solidarisch mit euch zu zeigen. Lasst uns am 8. März gemeinsam auf die Straße gehen, denn wir haben viele gemeinsame Ziele! Neben Kundgebungen und Demonstrationen wollen wir auch einen sogenannten Stuhlstreik durchführen: Wir setzen uns – machen Pause – kommen ins Gespräch – lassen die Arbeit ruhen!

Eure Arbeit ist unbezahlbar – die Arbeitgeber können es aber wenigstens versuchen!

Organisiert euch gewerkschaftlich mit euren Kolleg*innen vor Ort!

Kommt zu feministischen Vernetzungen in eurer Stadt! Mit eurer Wut und euren Sorgen seid ihr nicht allein, gemeinsam sind wir stärker!

Schritt für Schritt schaffen wir gemeinsam eine solidarisch und gerechte Welt für alle!

Solidarische Grüße, die bundesweite Vernetzung der feministischen Streikgruppen in Deutschland,

09.01.2022

Kontakt

Bei Interesse und Fragen, meldet euch bei uns:

Mail: fstreik_bundesweit@riseup.net

Webseite: www.frauenstreik.org

1 Die Bezeichnung „queere Menschen“ steht für Menschen, die sich nicht oder nicht nur als Frauen, bzw. Männer identifizieren. Das können beispielsweise trans*, inter*, nichtbinäre oder geschlechtslose Menschen sein. Frauen meint auch trans* und/oder inter* Frauen.