Systemwechsel statt Klimawandel?

Interview zum Schulstreik „Fridays for Future“

Frage: Stellst du dich für die TA-LeserInnen kurz selbst vor?

Meloş: Hey Leute, ich bin Meloş und 13 Jahre alt. Zur Schule gehe ich auf ein Gymnasium in Berlin-Kreuzberg, 8. Klasse.

Frage: Du warst jetzt schon öfter auf den „Fridays for Future“ Demos in Berlin unterwegs – ich frag einfach mal warum?

Meloş: Ich finde, die Politiker machen sich viel zu wenig Sorgen um den Klimawandel. Sie kümmern sich nicht drum. Schon immer sind Leute auf die Straße gegangen wegen Umweltsachen, Antiatom und so. Aber seit dem es Kinder sind, interessieren sich die Erwachsenen viel dafür. Ich will, dass die ganzen Generationen nach uns, ein genauso gutes Leben haben können, wie wir jetzt. Uns geht’s gut.

Frage: Wie meinst du das?

Meloş: Na, jetzt in Mosambik. Da trifft der Klimawandel die Menschen so krass. In Afrika ist das Klima ja in „normalen“ Zeiten mit diesen Regenzeiten und Trockenzeiten schon extremer als hier. Und dadurch, dass wir hier so viele Schadstoffe ausstoßen, müssen sie solche Katastrophen überstehen.

Wir leben hier so gut, in einem reichen Land, wo selbst, wenn eine Klimakatastrophe auf uns zukommen würde, wir überleben. Aber nicht die Kinder und Menschen in den Slums. Schon vor der Katastrophe waren sie sehr arm und jetzt sind sie noch ärmer.

Frage: Welcher der vielen Slogans auf den Demos drückt deine Gedanken und Gefühle maximal aus?

Meloş: „Wir sind hier, wir sind laut – weil ihr uns die Zukunft klaut!“, „Es gibt keinen Plan/et B!“, „Wofür Abi, wenn ihr uns die Zukunft kaputt macht“. Die finde ich besonders gut. Weil von Politikern so ein Scheiß gelabert wird: „Geht doch in die Schule, weil ihr sie sonst nicht schafft“ oder „Demonstriert am Samstag“. Hier drückt der letzte Spruch sehr gut aus, was es einem wohl bringen kann, wenn man ein Abi hat, aber in einer total kaputten Welt lebt.

Frage: Die Klimafrage – was machst du in deinem ganz alltäglichen Leben, um die Umwelt ein wenig zu schonen?

Meloş: Ich nehme mir vor, nicht mehr viel mit im Auto zu fahren und nicht mehr so viel Kleinscheiß zu kaufen wie Schminke, Klamotten, Plastikzeug.

Frage: Was verstehst du unter Nachhaltigkeit?

Meloş: Wenn ein Mensch ganz bewusst nicht mehr so verschwenderisch mit kostbaren Dingen wie Essen, oder Kleidung umgeht.

Frage: Was wünschst du dir für die Zukunft?

Meloş: Dass Deutschland früher aus der Kohle austritt, als geplant. Und eine bessere Lösung schafft. Außerdem wäre es gut, wenn vor allem in Städten wie Berlin, München die Öffis gratis wären und natürlich pünktlicher. Und dann auch die Autofahrer auf die Öffis umsteigen, so dass wir eine fast autofreie Stadt haben.

Frage: Wie wird’s mit den „Fridays for Future“ Demos weitergehen?

Meloş: Ich glaube, wenn sich nicht bald was ändert, dann werden viele Kinder, ich auch noch oft auf die Straße gehen und Stress machen.

Frage: Meinst du es ist möglich, in dieser Gesellschaft die Umwelt-Frage zu lösen?

Meloş: Ich hoffe das. Aber ich bin pessimistisch und glaube, dass es frühestens 2030 gelingen kann. Man bräuchte eine viel nachhaltiger lebende, nicht so in Klassen aufgeteilte Gesellschaft. Hierbei sage ich nur Frauenfrage. Meiner Meinung nach sollten alle in einer Gesellschaft gleich verdienen. Das wäre ein guter Schritt für eine andere Gesellschaft. In der alles gemeinsam aufgeteilt wird. Die armen wie die reichen Menschen sollen gleich viel haben.

Danke Meloş für das Interview!

Rote Tücher Kollektiv – Kommentar

Überall auf der Welt treiben die Herrschenden in der Umweltfrage die Menschheit in die Katastrophe. Sehenden Auges und wissenden Gehirns.

Unglaublich aber wahr … zig zehntausende Kinder und Jugendliche stehen auf – weltweit: Clever, mutig phantasievoll. Fast jede/jeder DemonstrantIn hat ein eigenes Plakat gemalt oder gebastelt, mit tollen Sprüchen. Sie tun, das Einfache – was so nahe liegt.

Sie sagen Schluss zum leeren Bla Bla Bla! Schluss mit den aufgeblähten, nutzlosen internationalen Riesenevent Klima-Konferenzen und Klima-Gipfeln. Die sind unverbindlich und laufen ins Leere.

Die Kinder und Jugendlichen fordern sofortigen Systemwechsel in der Umweltpolitik.

Nicht die Interessen von Kapital und Lobbygruppen, von Herrschenden und Reichen, sondern die Interessen der breiten Bevölkerung und der Natur sollen endlich im Fokus stehen.

Die Jugend will Zukunft – und die ist nur möglich bei einem radikalen Bruch mit der Politik der extremen Ausbeutung der Natur, der Ressourcen und der aktiven Vernichtung der Lebensgrundlagen der Menschheit. Alle gesellschaftlichen Bereiche stehen im Zentrum der Diskussion: Verkehr, Energie, Stadtentwicklung, Wohnen, Industrie, Landwirtschaft usw. Nur eine fundamentale Um­­kehr, so die Jugendlichen, kann noch das Ruder herumreißen.

Die Erderwärmung muss unbedingt bei 1,5 Grad „eingefroren“ werden. Drastische Senkung der Schadstoffproduktion auf allen Ebenen. Absolute Minimierung von Müll und Plastikproduktion, Atomausstieg und so vieles mehr.

Dagegen wird von den verantwortlichen Politikern gehetzt und gewütet oder alle Probleme einfach kleingeredet. Von Umweltzerstörer-Scheuer über Porsche-Lindner bis hin zu den Grünen.

Die Jugend durchschaut das Spiel. Auf ein rosa Demo-Transparent haben sie die leeren Sitze des Bundestags aufgemalt und fragen: Wer hat uns verraten?

Klar überschreiten bisher nur manche Jugendlichen die Grenzen, die dieses kapitalistische System zieht und stellen es insgesamt in Frage. Aber wir, kommunistische Jugendliche haben erlebt, es gibt eine große Offenheit zur Diskussion. Kinder und Jugendliche steigen voll auf die Frage ein welche Gesellschaft brauchen wir und für welche Gesellschaft lohnt es sich zu kämpfen. Darin bringen wir uns als Jung-KommunistInnen ein um zu überzeugen. Nach dem Motto:

Der Kommunismus ist vernünftig, jeder versteht ihn. Er ist leicht. Der Kommunismus ist gut für Dich, erkundige dich nach ihm.“ (frei nach Bert Brecht)

Die Umweltfrage ist eine Systemfrage –

für den Sozialismus und Kommunismus!

Organisieren wir das Jugend-Aufbegehren kommunistisch!