19. Februar 2024: Vier Jahre sind seit dem rassistischen faschistischen Anschlag in Hanau vergangen. Wie jedes Jahr wurde der rassistische Anschlag in Hanau sowohl in vielen Städten in Deutschland als auch in Hanau am 17. Februar mit einer großen Demonstration und Kundgebung verurteilt.
Wir haben uns aktiv an der Demonstration in Hanau beteiligt, die um 14:00 Uhr auf dem Kurt-Schumacher-Platz begann. Tausende von jungen Menschen waren aus ganz Deutschland angereist, um daran teilzunehmen. Nach einer kurzen Begrüßung durch die „Initiative 19. Februar“ begann die Demonstration mit einem Redebeitrag und weitere folgten.
Tausende Anwesende hörten aufmerksam zu und applaudierten heftig. In den Reden wurde betont, dass die überlebenden Opfer, die Familien, Angehörigen und Freund:innen seit vier Jahren für die lückenlose Aufklärung des Hanauer Anschlags, für die Aufdeckung von Versäumnissen und Fehlern und für die Bestrafung der Verantwortlichen kämpfen. Aber sie haben nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt. Staat und Polizei hätten nicht die nötige Sensibilität für den Fall gezeigt und das sei zutiefst enttäuschend. Sie haben keine Fehler und kein Versagen eingeräumt und haben den Fall trotz aller Beweise und Dokumente einfach abgeschlossen.
Während dieser Reden auf dem Kurt-Schumacher-Platz verteilten wir unser Flugblatt „Nichts und Niemand wird vergessen! Kein Vergeben“. Dieser Titel war sehr treffend gewählt und wurde daher mit empathischem Interesse aufgenommen. Viele Menschen kamen persönlich, um nach unserem Flugblatt zu fragen und es mit zu nehmen. Danach setzte sich die Demonstration in Richtung Marktplatz in Bewegung. Entlang der gesamten vier km langen Demoroute war die Straße auf beiden Seiten mit den Wand-Aufschriften „Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen“ oder „Zusammen erinnern, zusammen kämpfen!“ bestückt.
Tausende von Menschen trugen Fotos der Ermordeten bei sich, ihre Namen wurden immer und immer wieder gerufen. Das war sehr bewegend und ungemein kämpferisch. Auf der gesamten Strecke wurden Parolen gerufen und Reden gehalten. Immer wieder wurden Parolen gegen Staat und Polizei skandiert. Zum Beispiel „Hanau – das war Mord! Widerstand an jedem Ort!“, „Hanau ist Überall!“, „Hanau war kein Einzelfall!“, „Gemeinsam gegen den Faschismus!“, „Staatsversagen hat Strukturen!“, „Zusammen erinnern, zusammen kämpfen!“ An einer Brücke ein riesiges Transparent der Migrantifa: „Gegen Rassismen in Politik, Polizei & auf der Straße! Wir geben, keine Ruhe!“
Ca. 400 Meter vom Marktplatz entfernt wurde eine Zwischen-Kundgebung abgehalten. Genau auf der Straße, wo der rassistisch-faschistische Anschlag verübt wurde. Nach den Reden, die dort gehalten wurden, lief der Demozug weiter zum Marktplatz. Um 16:00 Uhr kamen wir dort an.
Auf dem Platz war eine riesige Bühne aufgebaut. Alles war bereit. Die Reden begannen. Viele Angehörige und Freund:innen der Opfer sprachen. Fast jede/r Angehörige eines Opfers drückte seine/ihre unendliche Enttäuschung aus. Sie klagten an, dass der Staat eine Reihe von wichtigen Fragen offen gelassen hat. Politik und Staat haben keine Antworten gegeben und versucht, sich vor der Verantwortung zu drücken. Dieses unsägliche Verhalten vertuschen sie mit Krokodils-Tränen über die Mordtaten. Die Menschen, die Öffentlichkeit werden mit Desinformation und Lügen getäuscht. Obwohl es viele Beweise dafür gab und gibt, dass eine Reihe von Fehlern der Hanauer Polizei einfach vertuscht wurden.
Sie klagten an, dass es ein schwerer Fehler sei, den rassistischen Hanauer Anschlag ohne vollständige Aufklärung zu den Akten zu legen. Das ist ein Beispiel für Ungerechtigkeit und Doppelmoral. „Wir geben keine Ruhe, bis eine lückenlose Aufklärung erfolgt und politische Verantwortung übernommen wird“, betonten die Angehörigen der Opfer und die Überlebenden. Zu Wort kamen auf der Veranstaltung auch Angehörige und Überlebende der rassistisch-faschistischen Anschläge in Halle, München OEZ und Dortmund. Sie bekundeten ihre Solidarität mit den Betroffenen in Hanau und alle gemeinsam positionierten sich gegen Rassismus und den anwachsenden Faschismus in diesem Land.
Die Kundgebung endete gegen 18:00 Uhr. Auf dem Kundgebungsplatz hatten sich etwa 8 000 Menschen versammelt. Wir verteilten weiterhin unsere Flugblätter und führten zahlreiche intensive und bewegende Gespräche.
Februar 2024