Gegen Faschismus und Rassismus

Antifaschist:innen und Antirassist:innen veranstalteten vom 21. bis 23. November Gedenk- und Erinnerungswochenenden gegen Faschismus und Rassismus

In Berlin organisierten antifaschistische und antirassistische Gruppen vom 21. bis 23. November ein Wochenende der Erinnerung und des Gedenkens gegen Faschismus und Rassismus, unter dem Motto „Niemand wird vergessen“. Auch wir haben aktiv an diesen Protesten teilgenommen.

Mit dem Anstieg von Rassismus und Rechtsextremismus in Berlin verstärken auch die Faschisten ihre Aktivitäten und Organisierungen. Antifaschisten stellen sich entschlossen gegen diese Entwicklungen. Während die Stimmen gegen die Rechten und Rassisten immer lauter werden, wird der Kampf gegen den Faschismus oft übersehen. In diesem Sinne ist jeder Widerstand gegen den Faschismus sehr wichtig und es ist die grundlegende Aufgabe der Antifaschisten, entschlossen gegen den Faschismus zu kämpfen.

Nach der Wiedervereinigung: Faschistische Angriffe nehmen zu

Kurz nach der Annexion der DDR durch Westdeutschland begannen Faschisten und Rassisten in der ehemaligen DDR, massiv Migranten, Flüchtlinge und Antifaschisten zu attackieren. Sie griffen die Häuser und Unterkünfte von Migranten an, setzten sie in Brand und verbrannten Menschen lebendig. Die Brandanschläge in Mölln, Hoyerswerda, Lübeck sowie der Mord an Silvio Meier durch Faschisten am 21. November 1992 in Berlin sind traurige Beispiele dieser Zeit.

Mit der Unterstützung des Staates, der politischen Parteien und der rechten Gesellschaft sind Faschisten und Rassisten noch aggressiver geworden. Sie patrouillieren auf den Straßen, greifen Menschen an, machen faschistische Propaganda und versuchen, ganze Stadtteile durch Angst zu übernehmen. Seit Jahren spüren wir die Zunahme des Faschismus, nicht nur durch die Annäherung von rechten Parteien wie der AfD, die sich faschistischen Ideologien bedienen, sondern auch in unseren Stadtteilen. Faschisten werden zunehmend sichtbarer, wir sind konfrontiert mit Angriffen auf Jugendzentren, linken Treffpunkten, offenen Kampfsporttrainings und der Bildung bewaffneter Banden. Migranten, Flüchtlinge, Frauen, LGBTQ+ Personen und alle, die sich gegen den Faschismus stellen, sind in der faschistischen Welt ausgeschlossen und der Gewalt ausgesetzt.

Gedenkdemonstration für Silvio Meier am 21. November

Am 21. November fand in Kreuzberg-Friedrichshain eine Gedenkdemonstration für Silvio Meier statt. Der Aufruf zur Veranstaltung enthielt folgende Botschaft: „Das jährliche Gedenken an Silvio ist eine Erinnerung und ein Aufruf zum Handeln, da die rechte Gewalt und das auf Ausbeutung basierende System weiterhin bestehen. Die Wahrheit ist, dass dieses System nicht an der Seite der Schwächsten steht und ihnen keine Gerechtigkeit bringt.“

In einem Interview, das im Dezember 1993 in der linken Zeitschrift Telegraph der ehemaligen DDR veröffentlicht wurde, sagte Silvios Freund Dirk Moldt: „Die schrecklichen Ereignisse, die wir miterlebt haben, werden nie öffentlich untersucht, und die wahren Täter werden nie zur Rechenschaft gezogen. Die offiziellen Erklärungen der Mächtigen und der Medien, die langen Polizeiuntersuchungen und die falschen, desinformierten Bürgermeinungen machen uns immer wieder machtlos. Das ist erschreckende Unwissenheit.“

Diese Machtlosigkeit erleben viele auch heute noch. Aber wir werden nicht schweigen! Wir werden uns nicht damit abfinden, dass diese Entwicklungen ohne Widerstand akzeptiert werden. Jetzt ist es an der Zeit, klar Stellung zu beziehen. Wir werden gemeinsam in unseren Stadtteilen, Städten und überall gegen den Faschismus kämpfen.

Etwa 250-300 Menschen nahmen an der Demonstration teil. Der anschließende Marsch war noch größer (etwa 800-900 Personen). Die getragenen Transparente und die gerufenen Slogans waren politisch korrekt und bedeutungsvoll. Die Reden waren gut begründet und trugen zur Diskussion bei. Ein Punkt fiel jedoch auf: In den Reden und Botschaften, ebenso wie bei den Musikern, wurden Themen wie Feminismus, Zionismus und Kolonialismus stärker betont, jedoch wurde der Antisemitismus nicht erwähnt. Obwohl die Aktion gegen den Faschismus gerichtet war, war die Kritik am Faschismus in den Reden eher schwach.

32 Jahre nach den Brandanschlägen in Mölln: Besuch am 23. November

Am 23. November fuhren wir mit einem Bus aus Berlin nach Mölln, um die Opfer des Brandanschlags von Mölln zu gedenken und Solidarität mit den betroffenen Familien zu zeigen. Aufgrund des Dokumentarfilms Möllnerbrief dachten wir, dass die Teilnahme in diesem Jahr sehr hoch sein würde. Allerdings war die Teilnahme nicht wesentlich größer als beim letzten Mal. Die Gedenkveranstaltung wurde von der Stadt Mölln organisiert und fand auf offizieller Ebene statt. Die Rede der Burak Bektaş Initiative wurde von den Teilnehmern enthusiastisch aufgenommen. Burak Bektaş stellte fest, dass die wahren Täter der Staat, die politischen Parteien und die Mehrheit der Gesellschaft sind. Eine Angestellte der Stadtverwaltung kritisierte, dass sowohl richtige als auch falsche Aussagen in der Veranstaltung enthalten seien. Nach dem Besuch der abgebrannten Gebäude nahmen wir an einer Gedenkveranstaltung in einem kleinen Lokal der Stadtverwaltung teil. Der Raum war sehr klein, und die Menschen standen dicht beieinander. Es wurde gegessen und getrunken, aber niemand sprach über die Ereignisse des Tages. Ibrahim Aslan wollte eine Rede halten, jedoch wurde er gestört und konnte seine Rede nicht halten. Während dieser Zeit hörten wir, wie Ibrahim lautstark mit den städtischen Angestellten stritt. Diese kritisierten, dass sie der Aslan-Familie nie gerecht werden konnten und dass die Familie keineswegs dankbar sei. Ibrahim antwortete ihnen: „Ihr weißen Deutschen, ihr könnt keine Empathie mit uns Opfern haben.“ In diesem Moment erklärten die städtischen Angestellten, dass die Aussagen im Dokumentarfilm Möllnerbrief „falsch seien und dass der Film die Stadt Mölln diffamiere“. Der Bürgermeister beobachtete die Diskussion, als ob er keinerlei Verantwortung trüge. Um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen, brachten wir Ibrahim aus dem Lokal.

Trotz alledem! 02.12.2025