Bitte sofort öffnen – Am besten in Gruppen genießen – Mindestens haltbar bis: siehe Datum!
Was wir in den Händen halten, ist ein Werkzeugkasten mit Werkzeugen für erste Handgriffe für eine
klassenkämpferische, kommunistische Betriebsarbeit.
Freunde und Freundinnen! Kämpferische ArbeiterIn! KommunistIn! Genossinnen und Genossen!
Er ist neu. Er kommt aus der Praxis, aus vielen Jahren Erfahrung mit Betriebsarbeit. Er muss sich aber auch in
der Praxis bewähren und braucht unsere Unterstützung! Wir lesen ihn nicht nur mit Aufmerksamkeit. Wenn uns
etwas auffällt, streichen wir darin herum und verbessern, weil es UNSER Betriebsleitfaden ist.
Wenn wir einmal nicht mehr nachschlagen, nicht mehr nachlesen, nichts mehr daran verändern oder ein neues
Kapitel schreiben wollen oder wenn sich die Zeiten ändern, die Kämpfe zunehmen, die Arbeiter-
Innenbewegung wächst, überprüfen das Verfallsdatum! Bis dahin ist es aber noch weit.
Vorerst ist der Betriebsleitfaden genau das, was in unserer Lage nötig ist: UNSER Werkzeugkasten für
kommunistische Betriebsarbeit!
Damit auch alle, die ihn erst in ein paar Jahren in die Hände bekommen wissen, in welchen Zeiten er entstanden
ist, haben wir uns entschieden, unsere Lage 2010 wenigstens in groben Zügen zu umreißen (siehe Kasten).
Ach ja, und dann gibt’s noch am Ende des Leitfadens ein ABC der Aktionsmöglichkeiten im Betrieb.
So, und jetzt geht’s los:
Wie schätzen wir die Lage in Betrieben und Gewerkschaften heute ein?
Nach einer Phase mit vielen Arbeitskämpfen in den 1960/70ern Jahren ist es Kapital und Staat, auch mittels der
DGB-Gewerkschaften über Jahrzehnte gelungen, in die Köpfe der Arbeiter einzutrichtern: „Wenn es dem
Betrieb gut geht, geht es auch den Arbeitern gut.“ „Wir sitzen alle im selben Boot“. Diese Sozial•
partnerschaft wurde von den ‚gelben’ DGB-Gewerkschaften erfolgreich praktiziert, ganz nach dem Motto „Wir
regeln das mit den Arbeitgebern“. Aufbegehren gab es nur von kleinen Gruppen revolutionärer ArbeiterInnen,
einigen wenigen Betriebsbelegschaften in Arbeitskämpfen, oder auch von oppositionellen, gewerkschaftlich
organisierten ArbeiterInnen. Insgesamt herrschte im Klassenkampf viele Jahre eine große Flaute, in denen die
Werktätigen sich nur hier und da, nur ab und an gewehrt haben.
Aber dieses Hier und Da, dieses Ab und An nimmt zu. Die Friedhofsruhe, die die Bosse „Arbeitsfrieden“
nennen bröckelt langsam ab. Dass Unternehmen immer wieder und immer dreister trotz steigender Gewinne
Arbeitsplätze vernichten, lässt den Unmut wachsen und die Arbeiterklasse beginnt, sich verstärkt zu wehren.
Auch in kleineren Betrieben setzen sich mehr KollegInnen zur Wehr. Der Kampf geht um die Anerkennung
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von Tarifverträgen, gegen Werksschließungen und für den Erhalt des Arbeitsplatzes, gegen den Einsatz von
Leiharbeit. Noch sind das Abwehrkämpfe gegen die Angriffe der Kapitalisten. Aber – wenn auch noch zögernd
– werden die vorgegebenen Grenzen von Gewerkschaften, Staat, Kapital überschritten. ArbeiterInnen treten
offensiver auf. Selbstständig organisierte Kämpfe haben zugenommen, sind aber immer noch die Ausnahme.
Einige Beispiele
Im Oktober 2009 blockierten wegen der drohenden Vernichtung ihrer Arbeitsplätze in Aschaffenburg 1.000
streikende KollegInnen die Werkstore des Autozulieferers Takata. Der LKW-Stau ging bis zur Autobahn!
Wegen der Verlagerung der C-Klasse bei Mercedes-Benz in Sindelfingen bei Stuttgart drohte die Vernichtung
von Tausenden Arbeitsplätzen. Deshalb wurde im Dezember 2009 mehrere Tage hintereinander spontan die
Arbeit niedergelegt. Betriebsratsspitze und IG-Metallführung hatten sichtlich Mühe, die wütenden Kolleginnen
und Kollegen wieder in den Griff zu bekommen.
Besonderes Beispiel ist der zähe Kampf der ArbeiterInnen beim Fluglinien-Catering-Service „Gate Gourmet“
von April 2005 bis Oktober 2006. Das Unternehmen hatte weit reichende Verschlechterungen der
Arbeitsbedingungen geplant. Gewarnt durch ähnliche Vorkommnisse bei ihren KollegInnen am Londoner
Flughafen Heathrow, bereitete sich eine kleine Gruppe kämpferischer Kollegen auf die Angriffe vor. Sie
bildeten ein verdecktes Kampf- und Streikkomitee, das im Geheimen die wichtigen Aktionen vorbereitete und
das war gut so! Sie haben zwar eine Niederlage nicht verhindern können, aber im gemeinsamen Kampf doch
viel gelernt und gelehrt.
Opel Bochum 2004: Hier wurde 6 Tage wild gestreikt gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen. Das hat im
Lager der Sozialpartner für heftige Unruhe gesorgt – war doch das legale Mittel der immer wieder
unterbrochenen und wieder weitergeführten Betriebsversammlung über mehrere Tage genutzt worden.
Trotz alledem wäre es Schönfärberei und ein uns selbst Belügen zu sagen, die ArbeiterInnenklasse ist in der
Offensive. Nach wie vor ist das Klassenbewusstsein insgesamt sehr schwach. Nach wie vor wird der
Sozialismus von den Herrschenden effektiv als Feindbild benutzt. Nach wie vor ist der Einfluss der DGB-
Gewerkschaften massiv und lähmend.
Warum nennen wir die DGB-Gewerkschaften ‚gelb’. In ihnen herrscht der Sozialdemokratismus, der die
ArbeiterInnen am „sozialpartnerschaftlichen“ Ausgleich mit Kapital und Staat orientiert. Seit ihrer Gründung
sind die DGB-Gewerkschaften tragende Stützen dieses Ausbeutersystems und mit ihm verflochten. Sie stützen
sich auf die Schicht der Arbeiteraristokratie, die vom Kapital durch Teile der Extraprofite besser bezahlt und
besonders privilegiert wird. Diese obere, „gekaufte“ Schicht der ArbeiterInnen ist durch und durch
verspießert. Sie sind wirkliche Agenten der Bourgeoisie in der Arbeiterklasse. Erinnern wir uns an den
Prototyp eines korrupten Gewerkschafts-Bonzen, den VW Gesamtbetriebsrat Volkert, IG-Metall Mitglied. Er
ließ sich vom VW-Aufsichtsrat, in Person von Herrn Hartz mit 2,5 Millionen Euro schmieren.
Die DGB-Führer sind Reformisten und Chauvinisten in einem. Sie binden die ArbeiterInnen mit lächerlichen
Reformen an das System. Auf der anderen Seite schüren sie den deutschen Nationalismus und hetzen die
ArbeiterInnen gegen Migranten und ArbeiterInnen in anderen Ländern auf.
Nimmt der Unmut unter den ArbeiterInnen zu, beugen sich die Gewerkschaftsführungen manchmal scheinbar
den Forderungen der kämpferischen Belegschaften – letztendlich fahren sie aber Schmusekurs mit dem Kapital.
Das ist auch deswegen bitter, weil immerhin ca. 7,82 Millionen Werktätige Mitglieder in verschiedenen
Gewerkschaften sind (DGB: 6,26 Mio., Beamtenbund: 1,28 Mio., Christliche Gewerkschaften: 280.000).
Insgesamt sind das fast 20% aller Erwerbstätigen. Besonders hoch ist die gewerkschaftliche Organisierung in
den Großbetrieben.
Halt – wir haben doch eben schon die DGB-Gewerkschaften als „Stützen des Ausbeutersystems“ dargestellt.
Warum interessieren wir uns dann für den Organisationsgrad? Deswegen: Sie sind die einzigen bedeutenden
Massenorganisationen der ArbeiterInnenklasse und wir werden nicht daran vorbeikommen, uns damit
auseinander zu setzen. Gerade in der Entlarvung der Rolle des DGB-Gewerkschaftsapparats und seiner
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Bürokraten liegt auch eine Chance, Arbeiterinnen und Arbeiter in den Betrieben für den revolutionären
Klassenkampf zu gewinnen. Wenn uns das gelingt, sind wir einen großen Schritt weiter.
Innerhalb der DGB-Gewerkschaften haben sich – insbesondere aus Unzufriedenheit mit den
Gewerkschaftsführungen – verschiedene Gruppen zusammengeschlossen, um eine Alternative zu bilden und
Oppositionsarbeit zu leisten. Die meisten kämpferischeren Zusammenschlüsse der „alternativen“
oppositionellen Gewerkschaftsströmungen bewegen sich im Rahmen des herrschenden Systems, und greifen es
nicht grundsätzlich an. Außerdem schließen sich in einigen Betrieben KollegInnen zu oppositionellen
Betriebsgruppen zusammen – auch ohne gewerkschaftliche Organisierung.
Das sind zwar alles nur Anfänge und auch die gewerkschaftlichen Oppositionsgruppen gibt es nicht
flächendeckend. Und doch zeigt es, dass KollegInnen etwas gegen ihre Lage tun.
Warum legen wir den Schwerpunkt auf Großbetriebe?
Warum versuchen wir eine kommunistische Betriebsarbeit vor allem in den Branchen der so genannten
Schlüsselindustrie aufzubauen?
[1]
[2]
5,8 Millionen Werktätige von insgesamt 40,1 Millionen Erwerbstätigen arbeiten heute in knapp 4.900
Großbetrieben, d.h. Betriebe mit mehr als 500 Beschäftigten. Das bedeutet, dass sich in relativ wenigen
Großbetrieben viele ArbeiterInnen konzentrieren.
Viele Großbetriebe nehmen zudem eine „Schlüsselfunktion“ in der Produktion ein. Sie sind der wunde Punkt
des kapitalistischen Systems. Hier kann die Arbeiterklasse mit gezielten Aktionen das System lahm legen.
Nicht umsonst heißen sie auch „Betriebe der Schlüsselindustrie“, bzw. „systemrelevante Betriebe“. Dazu
gehören die Schwerindustrie, Stahl-, Chemie- und Energiekonzerne, Betriebe der Automobilindustrie,
Transport- und Logistikunternehmen und insbesondere die gesamte Rüstungsindustrie. Diese Schlüsselbetriebe
sind die Stützen des deutschen Imperialismus, nicht nur in Deutschland, sondern durch ihre weltweiten
Konzernniederlassungen in vielen Ländern der Welt. Das Proletariat der jeweiligen Länder ist in diesen
Fabriken über die Konzernstruktur mit den ArbeiterInnen in Deutschland verbunden.
Direkt an der Achillesferse des Kapitals zu sitzen, das bedeutet die Arbeit in diesen Großbetrieben. Wenn
dieses Ausbeutersystem je gestürzt werden soll, müssen wir hier die größte Macht organisieren – hier wird die
Revolution einen wirksamen Hebel ansetzen. Betriebe des so genannten Dienstleistungssektors sind nicht von
dieser ausschlaggebenden Bedeutung für den Sturz des kapitalistischen Ausbeutungssystems. Wenn es zum
Umsturz kommt, geht das nur, wenn die Masse des Proletariats aus den Großbetrieben der Schlüsselindustrie
die Revolution anführt.
Bei Aktionen oder Streiks haben Großbetriebe in der Öffentlichkeit viel Beachtung, da ihre Auswirkungen für
die Ökonomie und das Ansehen der BRD massiv sind. Also können auch Arbeitskämpfe nicht so einfach
ignoriert werden. Das wiederum kann dazu führen, dass ein Kampf in dem einen Betrieb auch auf andere
„überschwappt“, bzw. sich internationalisiert.
Viele zigtausende von ArbeiterInnen in Großbetrieben bedeutet, dass auch wir dort ein Teil der Belegschaften
werden und in der Menge wie Fische im Wasser schwimmen können. Eine große Belegschaft bietet vielfältige
Möglichkeiten fortschrittliche Arbeiter-Innen zu organisieren.
Unsere Konzentration auf Großbetriebe bedeutet aber natürlich nicht, dass wir kleinere Betriebe, in denen wir
arbeiten oder engere Kontakte mit ArbeiterInnen haben, links liegen lassen. Auch in diesen Betrieben – wie
überall, wo wir sind – machen wir kommunistische Arbeit, entsprechend unseren Kräften.
Arbeit im Betrieb
Ziel kommunistischer Betriebsarbeit ist es, sich im Betrieb zu verankern, kommunistische Positionen hinein
zutragen – Klassenbewusstsein der Arbeiter zu wecken, zu fördern, zu festigen. Wir wollen uns in den
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Betrieben organisieren mit dem Ziel, Betriebszellen zu bilden, damit den Aufbau der Kommunistischen Partei
voranzutreiben und ArbeiterInnen zu organisieren für die Revolution. Wie können wir also anfangen – was sind
mögliche erste Schritte? Was könnten Vorstufen sein vor der Gründung einer Betriebszelle? Könnten das
Stammtische oder Betriebsgruppen sein? Wer sind mögliche Bündnispartner – Einzelpersonen, Gruppierungen
oder andere Organisationen? Darauf sollen in diesem Betriebsleitfaden Antworten gefunden werden.
Wir orientieren uns an dem Weg, der uns bei Fragen oder Zweifeln im Klassenkampf in der Vergangenheit
immer wieder geholfen hat. Die Frage, die vor jeder Entscheidung gestellt werden muss, die wir uns vor jeder
Aussage vergegenwärtigen: Was dient dem Kapital – Was dient der Arbeiterklasse?
Wichtig: Wir können hier natürlich alles nur hintereinander aufführen. Wie wäre es also, wenn wir neu in
einem Betrieb anfangen: Was wären die ersten und die nächsten Schritte? Herausgekommen ist unser
Betriebsleitfaden, der aber nicht wie eine Liste funktioniert, die man abhaken kann. Die konkrete Situation in
den jeweiligen Betrieben kann eine unterschiedliche Herangehensweise erfordern. Das muss uns bewusst sein.
Nehme sich hier jede und jeder heraus, was sie/er braucht und auch in der Reihenfolge, wie es konkret nötig ist.
Vorwärts also!
Welche Ausrüstung brauchen wir?
Als KommunistInnen, Revolutionäre ist unsere wichtigste Ausrüstung unser Klassenbewusstsein. So ist es auch
klar, dass wir uns Stück für Stück den Marxismus-Leninismus aneignen. Wir halten zwar nicht immer ein Buch
in der Hand, aber ohne dieses theoretische Fundament können wir nicht vorwärts kommen.
Es ist unbedingt notwendig, dass wir uns aber auch mit den gesetzlichen Rechten der Werktätigen
auseinandersetzen. Das bedeutet eine Arbeit mit dem Arbeits-, Tarif- und Sozialrecht, dem
Betriebsverfassungsgesetz, Tarifverträgen und mit Betriebsvereinbarungen. Auch wenn das teilweise
unverständlich und zäh formulierte Texte sind, müssen wir dran bleiben!
Weiter ist es von großem Vorteil, wenn wir die Geschichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung besser
kennen. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte der kommunistischen Bewegung in
Deutschland und international. Wir treten schließlich an, die Arbeiterinnen und Arbeiter zu gewinnen für den
Sozialismus und für die Revolution!
Jede große Bewegung beginnt mit einem kleinen Schritt. Beginnen wir also Schritt für Schritt UNSERE
Betriebsarbeit!
Lagebestimmung: Situation vor Ort und erste Schritte
Kein Betrieb ist wie der andere, eine Vorgehensweise, die in dem einen gut geklappt hat, kann im anderen
völlig daneben gehen. Also kommen wir nicht drum herum, die Lage konkret einzuschätzen und dann
entsprechend vorzugehen.
Am Anfang stehen wichtige Fragen, die uns helfen, die Lage in „unserem Betrieb“ zu analysieren. Auch wenn
wir schon länger in einem Betrieb arbeiten, ist die eine oder andere Frage vielleicht doch nützlich und vorwärts
bringend. Sich genau auszukennen, ist ein wichtiger Ausgangspunkt, während wir anfangen, die
Vorbereitungen zu treffen, um die Köpfe und Herzen der KollegInnen für unsere Sache zu gewinnen. Wir
müssen uns das Vertrauen und auch den Respekt unserer KollegInnen erarbeiten. Also sind wir neugierig,
interessieren uns für die Lage aller Werktätigen im Betrieb. Auch wenn der eine oder andere schon viel gelesen
und geschult hat, setzen wir unser Wissen, unsere politische Erfahrung klug ein. Zuhören ist angesagt! Nicht
besserwisserisch auftreten. Immer ein Schritt nach dem anderen. So können wir unsere Kollegen und vor allem
ihre Sicht kennen lernen.
Um „unseren“ Betrieb kennen zu lernen, müssen wir uns ein bisschen mehr anstrengen. Für diese Fragen gilt es
regelrecht zu forschen und zu wühlen:
Wo bin ich hier? Was wird hergestellt, welche Mengen, wohin wird geliefert? Woher kommen die Rohstoffe
bzw. Zulieferteile? Wer sind die Zulieferfirmen? Wie ist die Arbeit geregelt? Gibt es Schichtarbeit, wenn ja für
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alle oder nur evtl. für die Produktion? Wie hoch sind die Umsätze, Gewinne der Kapitalisten? Wie sieht die
Geschichte des Unternehmens aus? Wie ist das Unternehmen aufgestellt: Wer sitzt im Aufsichtsrat, mit
welchen Banken gibt es Verflechtungen? In welchen Ländern gibt es Betriebe des Konzerns? Gibt es nationale
oder auch internationale Verbindungen mit anderen Unternehmen? Wem gehört der Betrieb? Wer profitiert?
Alle folgenden Fragen stellen wir am besten nach und nach unseren Kollegen.
Wie groß ist die Belegschaft, wie ist sie zusammengesetzt? Wie viele befristete KollegInnen, Leihar•
beiterInnen gibt es? Wie viele Auszubildende? Wie groß ist der Frauenanteil, Anteil von Migranten, jungen
bzw. älteren KollegInnen? Gibt es behinderte KollegInnen? Sind evtl. papierlose Menschen im Betrieb
beschäftigt?
Wegen der Spaltung der Arbeiterklasse sind diese Fragen besonders wichtig. Die Antworten auf diese Fragen,
helfen uns später, die Einheit bewusst zu erkämpfen. Wichtig ist auch, ob und welche Unterschiede bei den
Arbeitsplätzen gemacht werden z.B. bei den Lohngruppen.
Interessant ist, wer wo was arbeitet: Gibt es Facharbeiter und/oder so genannte Hilfsarbeiter in der
Produktion, Verwaltung, technische oder sonstige Angestellte, so genannte Dienstleister etc. Wie sind die
Hierarchieebenen festgelegt: Wer ist wem unterstellt? Jeder Arbeitsplatz hat seine Eigenheiten, die wir evtl.
nutzen können. Ein Beispiel: In großen Unternehmen gibt es in der Regel jemanden, der/die die Post in die
Abteilungen bringt. Das ist jemand, der viel rumkommt und öfter mal das eine oder andere aufschnappt…
Wie sehen die Arbeitsbedingungen aus? In unserer Abteilung fangen wir an und erweitern unseren Umkreis.
Ältere KollegInnen sind eine gute Quelle für alles, was sich in den letzten Jahren geändert hat, die wissen, ob es
Auseinandersetzungen gab. Wer hat darin welche Rolle gespielt? Gab es erfolgreiche Kämpfe? Was steht zur
Zeit an?
Wahrscheinlich können wir diese Fragen nur in den Pausen stellen. Das Gespräch mit den Tischnachbarn, im
Gruppenraum und überhaupt mit den Kollegen ist das A und O. Das Thema Arbeitsbedingungen z.B. ist nur
eines von vielen, aber auch eines der wichtigsten.
Da haben wir die ersten Möglichkeiten für spannende Diskussionen mit unseren Kolleginnen und Kollegen:
Das Thema Akkord, Leistungsverdichtung und Arbeitszeitverlängerung sind sehr gut geeignet, um auch die
Rolle des Staates im Kapitalismus zu entlarven. An dieser Stelle werden wir die Resignation vieler Kollegen zu
spüren bekommen und auch die Enttäuschung, dass weder Gewerkschaft noch Betriebsrat etwas gegen den
Sozialraub und die immer schlechteren Arbeitsbedingungen unternehmen. Hier ist ein erster Ansatz für uns, die
selbstständige Organisierung von Arbeiterkämpfen ins Spiel zu bringen. Aber erst mal lassen wir die
KollegInnen erzählen und versuchen zu erspüren, wie die konkrete Lage in „unserer“ Fabrik ist.
Wie sind die Einkommen geregelt? Gibt es Tarifverträge und/oder Betriebsvereinbarungen zum Thema
Einkommen? Wenn ja, erhält man die in der Regel beim Betriebsrat.
Wenn wir uns inzwischen mit unseren neuen KollegInnen bekannt gemacht und immer mehr über die Fabrik
erfahren haben, versuchen wir herauszubekommen, wer offen ist für antikapitalistische Positionen. Das Thema
Lohn ist da sehr geeignet
Vor allem, wenn es unterschiedliche Löhne für die gleiche Arbeit gibt. Wenn es in den letzten Jahren
Lohnkürzungen gab etc. Was denken die Kollegen über die Rolle der Gewerkschaft und des Betriebsrats bei
diesen Verschlechterungen? Das Thema Lohn ist auch das Thema, mit dem wir die unaufhebbaren Gegensätze
zwischen Kapital und Arbeit anschaulich machen können. Ganz besonders vor und während
Lohnverhandlungen. Wir diskutieren gemeinsam mit den KollegInnen, wie die Forderungen gestellt werden
müssen, um reale Lohnerhöhungen für alle Arbeiter zu erreichen.
Diese Diskussion führt zur Diskussion über die Ausbeutung der Arbeiterklasse durch das Kapital. Es kommt
allerdings darauf an, wie geschickt wir da vorgehen – der Antikommunismus ist sehr stark verbreitet in den
Betrieben.
Wenn wir ganz konkret über Mißstände diskutieren, sagen unsere KollegInnen zwar oftmals, du hast ja Recht.
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Aber gleichzeitig präsentieren sie uns Rechtfertigungen wie „die Unternehmer sind doch auch nur Menschen,“
und „wenn Deutschland einfach aufhören würde, Geld ins Ausland zu pumpen, anstatt hier was zu tun…“.
Kommen wir auf Alternativen zu sprechen werden sie uns den „Sozialismus um die Ohren hauen“, weil „das ja
schon einmal nicht funktioniert hat“, und überhaupt „Stalin, der Massenmörder“. Und dann brechen sie
resigniert die Diskussion mit dem Spruch ab, das bringt doch alles nichts.
Am Antikommunismus hängt meistens auch gleich der ganze andere Müll mit dran: Rassismus, Nationalismus,
Sexismus usw. Da die Bourgeoisie Jahrzehnte die Möglichkeit hatte, mit ihren Methoden die Werktätigen zu
manipulieren, werden wir fast immer mit der bürgerlichen Ideologie konfrontiert, wenn wir mit unseren
KollegInnen reden. Deswegen hier ein kleiner Abschnitt über das Thema:
Wer ist der Feind? Viele unserer Kolleginnen und Kollegen wollen oder können nicht wahrhaben, wer schuld
an der Verschlechterung der Lage der Arbeiterklasse ist. Die Manipulation über Glotze, BILD und Co sowie
das gesamte Bildungssystem funktioniert gut: die Feindbilder bestehen nach wie vor. Schuld sind Migranten,
„faule“ Erwerbslose, „asoziales Pack“, die ‚kriminelle’ Jugend. Schuld ist nicht die Kapitalistenklasse und das
Ausbeutersystem. Schuld sind einzelne Manager, die „Fehler“ machen, Steuerhinterzieher und die Zocker an
der Börse und natürlich das ausländische Kapital…
Gegen das „Wissen“ aus Hunderten von Fernsehprogrammen müssen wir unsere politische Linie und
sozialistischen Ideen in den Betrieb einfließen lassen. Dann klärt sich bald, wer die „Sozialschmarotzer“ sind
und wer der Feind der ArbeiterInnen ist.
Hier können wir einen gedachten Schnitt machen. In der Realität geht alles ineinander über, aber die
Lagebestimmung ist fürs Erste abgeschlossen. Wir bleiben dabei, dass wir uns fragend vorwärts bewegen.
Weiter geht’s also mit Leitfragen für die kommunistische Betriebsarbeit:
Gibt es Gewerkschaft, Betriebsrat, kämpferische Gruppen, streitbare
Opposition im Betrieb?
Weitere Fragen sind: Ist die im Betrieb vertretene Gewerkschaft auch im Betriebsrat vertreten? Wie ist der
Betriebsrat zusammengesetzt? Gibt es evtl. eine Opposition – welche politische Richtung vertritt die? Wie ist
das Verhältnis der Belegschaft zum Betriebsrat, zur Gewerkschaft, zur Opposition? Was sagen unsere
KollegInnen?
In der Gewerkschaft organisieren?
In den Großbetrieben können wir zu fast Hundert Prozent damit rechnen, dass die Belegschaft gewerkschaftlich
organisiert ist. Zunächst finden wir heraus, mit welcher Gewerkschaft wir es in „unserem“ Betrieb zu tun
haben.
Wenn eine Gewerkschaft vertreten ist, lassen wir uns (am besten von einem unserer Kollegen) aufnehmen, falls
wir noch nicht Mitglied sind. So kommen wir zu unserem ersten Kontakt mit der Gewerkschaft. Vor allem, wenn
wir erst wenige im Betrieb kennen, ist das eine gute Möglichkeit, sich so vorsichtig bekannt zu machen.
Betriebsrat und/oder Gewerkschaft können wir zur Hilfe ziehen für unsere Lagebestimmung (s.o.). Wir lassen
uns von unserem ersten Kontakt in die gewerkschaftlichen Themen einführen. Er/sie soll uns
Gewerkschaftszeitungen und Informationen geben. Wir fragen nach allen wichtigen Terminen etc. Gibt es eine
Betriebszeitung? Es ist gut, Interesse und Engagement zu zeigen. Sie werden uns zunächst unterstützen. Bei der
Gewerkschaft bekommen wir jeden Tarifvertrag und beim Betriebsrat erfahren wir alles zu betrieblichen
Vereinbarungen. Nutzen wir diese Stellen!
Ja halt mal, sagt der eine oder andere, ich dachte die DGB-Gewerkschaften sind gelb und auch die
Betriebsratsgremien dienen dem Kapital. Und da sollen wir drin arbeiten? Die eindeutige Antwort ist: JA!
Warum? Nach wie vor sind Millionen ArbeiterInnen in den DGB-Gewerkschaften organisiert und erwarten
davon eine Verbesserung ihrer Lage. Organisieren in den Gewerkschaften heißt für uns: Den Kampf innerhalb
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der DGB-Gewerkschaften zu führen gegen die verräterische Politik der Gewerkschaftsführung. Wenn wir nur
ausschließlich von außen gegen die Gewerkschaften auftreten, werden wir kaum Zustimmung erreichen.
Deswegen arbeiten wir auch in den bestehenden Gewerkschaften. Wir isolieren uns nicht von der Masse der
ArbeiterInnen in den DGB-Gewerkschaften, sondern kämpfen mit ihnen auch gegen die
Gewerkschaftsbürokratie für unsere Klassen-interessen.
Wir treten ein für die Gewerkschaftseinheit auf dem Klassenstandpunkt und entlarven die gelben Führer mit
ihrer verräterischen Politik. Wie mit allem, beginnen wir auch hier klein:
Wir fordern in der alltäglichen Arbeit Gewerkschaftsdemokratie für alle Bereiche: Angefangen vom Ortsverein
bis hin zu direkten demokratischen Wahlen bei der Besetzung von Gewerkschaftsgremien. Wir sind von vorne-
herein die Opposition in den Gewerkschaften: ob allein, zu zweit oder zu vielen. Wir werden uns neben einer
unabhängigen Betriebsarbeit also auch in den Gewerkschaften organisieren und zunächst oppositionelle
Gewerkschaftsgruppen schaffen.
Der Gewerkschaftsapparat wird versuchen, jede oppositionelle Organisierung zu verhindern. Denn
irgendwann, wenn die Mehrheit der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Gewerkschaften klassenkämpferisch
sind, bleibt ihm nur noch die Spaltung. Das ist der Anfang vom Ende verräterischer gelber
Gewerkschaftspolitik!
Klingt klasse! Wenn’s nur schon soweit wäre!
Aber vorerst war das ein Ausflug zum Thema „Warum arbeiten wir in und mit gelben Gewerkschaften“. Diesen
Hintergrund brauchen wir!
Was ist eigentlich mit KollegInnen, die nicht in der Gewerkschaft sind? Gute Frage! Falls wir das
mitbekommen (nicht immer wird offen darüber gesprochen) haben wir einen Ansatzpunkt! Warum ist der
Kollege nicht eingetreten, oder die Kollegin ausgetreten?
Wenn wir auf unorganisierte ArbeiterInnen stoßen, die sich über die Ungerechtigkeiten des Kapitals empören
und Interesse haben sich gewerkschaftlich zu organisieren, sollen wir ihnen dann sagen, nein bloß nicht? Das
wäre ganz falsch.
In diesem Fall: den Kontakt herstellen zur zuständigen Gewerkschaftsvertretung und dann Mitglieder im
Betrieb organisieren. Gewerkschaftliche Organisierung ist die niedrigste Organisierungsstufe für die
Arbeiterinnen und Arbeiter. Wer sich nicht mal in der Gewerkschaft organisieren will, den werden wir schwer
auch für die kommunistische Arbeit organisieren können. Wir werden gegen alle Schwierigkeiten auch alles
dafür tun, dass sich die ArbeiterInnen in „unserem“ Betrieb organisieren. Aber dabei werden wir nicht mit
unserer Meinung über die versöhnlerische Haltung der Gewerkschaften hinter dem Berg halten. Wir werden
keine Illusionen schüren!
Anders sieht das bei kämpferischen ArbeiterInnen aus, die bewusst nicht in der Gewerkschaft sind. Wie können
wir sie für eine klassenkämpferische Arbeit gewinnen? Mit diesen KollegInnen könnten wir sofort erste
Schritte für eine unabhängige Betriebsgruppe andiskutieren.
Die Gewerkschaften gehen gegen unliebsame Meinungen auch mit Ausschlüssen vor. Mit diesen
Ausgeschlossenen können wir eventuell auch zusammen-arbeiten.
Auf jeden Fall ist das Thema Gewerkschaft und wie wir „da was machen können“ ein klasse Thema auch für
die Diskussion mit unseren (nicht mehr ganz so) neuen Kolleginnen und Kollegen.
In der Gewerkschaft wie arbeiten?
Damit geht’s zurück in unseren konkreten Betrieb: Da haben wir uns langsam eingefunden, saugen die
Informationen auf und bauen unser Wissen aus. Eine Vielzahl von Gesprächen mit unseren KollegInnen hat uns
den Ruf als guteR ZuhörerIn eingebracht. Die ersten hitzigen Debatten haben wir mit Ruhe und Gelassenheit,
aber ohne Hochnäsigkeit, geschafft. Insgesamt aber sind wir auf dem besten Weg mit unserer aufrechten
Haltung, das Vertrauen und den Respekt unserer KollegInnen zu gewinnen.
In die Gewerkschaft sind wir, falls wir noch nicht Mitglied waren, eingetreten. Einigen ist aber nicht so ganz
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klar, was und wie man jetzt weiter machen soll. Auch wenn es uns irgendwann zu den Ohren rauskommt: Es
kommt immer darauf an, wie es konkret aussieht: nicht nur im Betrieb, sondern auch bei der lokalen
Gewerkschaftsvertretung.
Eine Einstiegsmöglichkeit bietet die gewerkschaftliche Bildungsarbeit: Es gibt in der Regel Seminare für
interessierte Gewerkschaftsmitglieder, die man besuchen kann, ohne irgendein Amt zu haben. Die sind
sinnvoll, weil wir da nicht nur viel lernen können, sondern auch ArbeiterInnen aus anderen Betrieben und
anderen Regionen treffen. Also auf zur örtlichen Verwaltungsstelle, Gewerkschaftsbüro und nachgefragt und
nicht locker gelassen! Manchmal gibt es auch außerbetriebliche Treffen, bei denen wir uns mit andern
Gewerkschaftsmitgliedern austauschen können – aber wir wollen in erster Linie im Betrieb unsere Basis
ausbauen.
Die Gewerkschaftsarbeit ist Teil dieser Betriebsarbeit. Der zentrale Punkt ist, dass egal, was wir innerhalb
der Gewerkschaft oder im Betrieb machen, an erster Stelle der Kontakt mit den KollegInnen steht. Wir
müssen die persönlichen Kontakte auf- und ausbauen, vor allem zu den KollegInnen, die sich uns annähern.
Wir können sie nur gewinnen, wenn sie uns vertrauen. Dazu ist der 1 zu 1 Kontakt wichtigstes Mittel. Wichtig
ist, immer die Kollegen mitnehmen, sich nicht von den Kollegen abkapseln, nicht vom direkten Kontakt
wegbringen lassen. Sowie sich eine Möglichkeit bietet, müssen wir diese KollegInnen zusammenbringen und
einen Stammtisch, oder eine Betriebsgruppe, je nachdem wozu sie bereit sind, vorschlagen.
Und an dieser Stelle machen wir einen Punkt, um eins der wichtigsten Dinge anzusprechen:
Wir haben sehr eindrücklich darauf hingewiesen, dass es enorm wichtig ist, das Vertrauen der KollegInnen zu
gewinnen. Das geht mit Reden aber nur bis zu einem gewissen Grad. Erst in gemeinsamen Kämpfen werden
wir uns richtig kennen und vertrauen lernen. Hier sind auch die kleinen Auseinandersetzungen, um die
Bandgeschwindigkeit, für die gerechte Urlaubs-vergabe oder auch das Verlassen des Arbeitsplatzes für die
Teilnahme an einem Warnstreik wichtig. Nicht erst die großen politischen, nein auch die kleinen und größeren
ökonomischen Kämpfe bringen uns vorwärts!
Vertrauensleutearbeit
Eine Möglichkeit „ganz normal“ in die Gewerkschaftsarbeit einzusteigen ist die Vertrauensleutearbeit.
Falls es gewerkschaftliche Vertrauensleute gibt, ist die Gewerkschaftsarbeit im Betrieb ziemlich einfach: Man
stellt sich zur Wahl, wird gewählt und…
Nein, ganz so einfach ist es eben nicht…
Vertrauensleute sind die Verbindung der Gewerkschaft in den Betrieb. Vertrauensleute werden nach
bestimmten Regeln gewählt, z.B. alle 4 Jahre. Wie und in welchen Abständen steht in der Satzung einer
Gewerkschaft. Wollen wir dieses Amt? Auch hier gilt, dass wir das konkret abwägen müssen. Bringt uns das
für unsere Verankerung im Betrieb weiter – ja oder nein?
Was spricht dagegen, sich zur Wahl als Vertrauens-mann/-frau zu stellen?
Es gibt kein schlagendes Argument dagegen. Es kann aber sein, dass in der konkreten Lage im Betrieb es
ungünstig wäre, sich in dieses Amt wählen zu lassen. Manchmal ist es evtl. eine gute Taktik, einen anderen
Kollegen vorzuschlagen, und dann mit konstruktiver Kritik diesen Kollegen im Amt zu unterstützen, so dass er
oder sie gegen die verräterische Gewerkschaftspolitik gestärkt wird. Das geht natürlich nur dann, wenn schon
ein Vertrauensverhältnis besteht. Mit dieser Methode ist es im einen oder anderen Fall möglich, genau diesen
Vertrauensmann, diese Vertrauensfrau für eine (klassen)kämpferische Arbeit zu gewinnen. Hierbei muss
natürlich der Kontakt sehr eng gehalten werden.
Die Frage ist, inwieweit wir eine, die Grenzen der gelben Gewerkschaften überschreitende klassenkämpferische
Politik machen können. Die Erfahrung ist, dass das als Vertrauensleute besser funktioniert als z. B. als
Betriebsrat.
Es spricht also mehr dafür, sich selbst zur Wahl zu stellen.
Wir sind Klassenkämpfer und Klassenkämpferinnen: Das bedeutet, dass wir auch in der vordersten Reihe
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stehen werden, wenn das Kapital die Rechte der Arbeiter angreift. Keine Gewerkschaft wird so die Rolle von
Vertrauensleuten beschreiben.
Wir finden es richtig, uns für diese Funktion aufzustellen. Es ist eine der wenigen, die noch in der Regel direkt
gewählt wird. Kämpferische Vertrauensleute können, entsprechend organisiert, schon mal die Gewerkschaft zu
Aktionen zwingen. So war das z.B: 1996, als Vertrauensleute in den Daimler-Werken in Bremen und
Sindelfingen mit selbstständigen Aktionen den erfolgreichen Streik gegen die Abschaffung der
Lohnfortzahlung erkämpften.
Innerhalb des Vertrauenskörpers (das sind alle Vertrauensleute zusammengefasst innerhalb eines Großbetriebs)
sollte auch gearbeitet werden und versucht werden, in die Leitung (VKL = Vertrauenskörperleitung) gewählt zu
werden.
Wie wird man/frau gewählt? Gute Frage – aber die Antwort kennen wir eigentlich schon. Die erste Etappe
unserer Betriebsarbeit bestand darin, die Lage zu bestimmen und das Vertrauen unserer KollegInnen zu
erlangen. Wenn wir das Vertrauen von vielen KollegInnen genießen, werden sie uns auch wählen.
Wir gehen mal davon aus, dass wir das irgendwann auch schaffen. Als Vertrauensmann/-frau ist man so was
wie ein Bindeglied zwischen der Gewerkschaft und der Belegschaft, also unseren KollegInnen. Das heißt, dass
die Gewerkschaft von uns auch erwartet, dass wir ihre Positionen im Betrieb vertreten. Spätestens ab jetzt (die
heißen Debatten mit unseren KollegInnen waren nur eine Vorstufe) kommen wir in die Schusslinie. Denn sehr
bald kriegt jedeR von uns zu spüren, dass uns die Gewerkschaftsfunktionäre, die uns als engagierte/n KollegIn
unterstützt haben, jetzt nach ihren Bedürfnissen umformen wollen. Denn wir sitzen ihnen wie ein Stachel im
Fleisch, sobald unsere Haltung durchschimmert.
Die Bindegliedfunktion Gewerkschaft–Belegschaft bedeutet aber auch, dass wir die Meinung der Kolleg-Innen
gegenüber der Gewerkschaftsbürokratie vertreten. Listig wie ein Fuchs sein, nicht vorpreschen, die Meinung
selbstverständlich sagen aber möglichst nicht im Alleingang. Es sollte zu dem passen, was auch die
KollegInnen bewegt. Gegenüber Kapital und all seinen Dienern muss man immer dafür sorgen, dass die
KollegInnen hinter einem stehen.
Sehr gut ist es, wenn wir die Positionen der KollegInnen sammeln und z.B. auf Vertrauensleutetreffen als
Sammelmeinung einer Abteilung in die Debatte einbringen. Im Idealfall sprechen wir aus, was in den Köpfen
der ArbeiterInnen ist, entlarven das Kapital und die Rolle von Gewerkschaftsbürokratie und
Betriebsratsfürsten. Nicht darauf beschränken, was in „unserem“ Betrieb / „unserer“ Abteilung los ist: Was
passiert in anderen Abteilungen/Betrieben? Warum werden beim Zulieferer XY so viele ArbeiterInnen
entlassen? Es gibt so viele Fragen und Probleme, da haben wir oft die Qual der Wahl.
Es ist Illusion zu glauben, dass wir mit zwei, drei oder auch 100 Reden oder Aktionen unsere KollegInnen vom
Kommunismus überzeugen. ABER, wenn wir täglich mit unseren KollegInnen zusammen sind, auch ihre
Interessen und Neigungen immer besser kennen, werden wir vielleicht schon bald jemanden finden, der offen
dafür ist.
In den Betriebsrat ?
In der nächsten Etappe erforschen wir noch einen Arbeitsbereich für uns: Betriebsrat
Wir haben schon gesagt, dass die Betriebsratsgremien, unabhängig davon, ob dort Klassenkämpfer als
Betriebsrat arbeiten, dem Kapital dienen. Der Betriebsrat ist ein gesetzlich verankertes Instrument, um die
ArbeiterInnen ruhig zu stellen. Er vertritt nicht unsere Interessen, sondern soll zwischen unseren und denen der
Kapitalisten ‚vermitteln’. Natürlich zugunsten der Kapitalisten! Damit ist dieses Gremium also verflochten mit
Kapital und Staat, die seine Aufgaben klar festgelegt und seine Möglichkeiten stark eingegrenzt haben.
Warum sollten wir uns dann zum Betriebsrat wählen lassen? Das ist eine Frage, die sich nicht leicht
beantworten lässt. Welche Vorteile, welche Nachteile birgt das? Es ist klar, dass das auch wieder von der
konkreten Lage im Betrieb abhängt.
Ganz an den Anfang dieses 2. Teils unseres Betriebsleitfadens haben wir eine Art Leitsatz gestellt: Vor
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Entscheidungen müssen wir uns fragen, was dient der Arbeiterklasse, was dient dem Kapital? Es geht also auch
hier darum, genau abzuwägen, was in der kommunistischen Betriebsarbeit konkret mehr Sinn macht. Auch das
Betriebsratsgremium ist für uns nur ein Mittel, mit dem wir uns im Betrieb verankern wollen.
Falls die Entscheidung fällt, dass wir uns zur Wahl aufstellen lassen, geht es jetzt hier weiter mit den
praktischen Hinweisen.
Vor der Wahl ist zu klären, ob wir uns bei einer bestimmten Liste beteiligen. Auch hier können wir kein Rezept
bieten. Jeder und jede muss schlicht und einfach, die Lage im Betrieb konkret einschätzen. Letztendlich ist die
Frage der Liste aber keine grundsätzliche, in der Realität werden wir auch in einer kämpferischen Liste mit
unserer Haltung heute relativ allein dastehen. Also wählen, was uns in unserer Arbeit (wir erinnern uns:
Kommunistische Zellen aufbauen…) weiterbringt.
Eine Frage, die dabei hilfreich sein kann:
Können wir als Einzelperson in einem Betriebsratsgremium unser Gesicht zeigen? Wie spürbar ist es nach
außen, wenn wir als RevolutionärIn innerhalb einer Abteilung des Co-Mangements versuchen unsere
Positionen einzubringen? Im Namen der Geschlossenheit gegenüber den Chefs, wird den einzelnen Mitgliedern
eines Betriebsratsgremiums auch schon mal ein Maulkorb verpasst: Nur die Beschlüsse und nicht die eigene
Haltung sollen an die Betriebs-öffentlichkeit weitergegeben werden.
Es ist also eher so, dass man im Betriebsrat kaum etwas ändern kann – dennoch kann es sinnvoll sein, weil man
eben doch viel mehr Möglichkeiten hat, mit KollegInnen zusammen zu kommen…
Viele Betriebsräte aus dem aktuellen Betriebsratsgremium machen einen regelrechten Wahlkampf, um ihren
Posten nicht zu verlieren.
Wir stehen dafür, dass ein Betriebsrat dann gewählt werden soll, wenn er/sie sich für die Interessen der
Belegschaft einsetzt. Wir biedern uns nicht bei unseren KollegInnen an, wenn wir uns zur Wahl stellen. Wir
lassen unsere betriebliche Praxis für uns sprechen.
Als Revolutionär im Betriebsrat, wie geht das?
Falls wir dann irgendwann auch im Betriebsrat landen: Was ist da zu tun? Ganz wichtig! Nie den Kontakt zu
den KollegInnen verlieren! Diese Kontaktpflege, auch zu den nicht so sehr kämpferischen KollegInnen ist die
Wunderwaffe gegen Bürokratismus und Verknöcherung in der Gremienarbeit. Wir lassen es nicht dazu
kommen, dass wir als Mitglied des Betriebsrats für sie unerreichbar erscheinen. Es kann sein, dass wir je nach
Größe des Betriebs auch frei gestellt werden, also nicht mehr an unserem alten Arbeitsplatz arbeiten, sondern
„hauptberuflich“ als Betriebsrat. Das birgt Chancen und Risiken. Chancen sind, dass wir unsere Zeit mehr
oder weniger selbst planen können, dass es genügend Zeit gibt, sich mit KollegInnen zu treffen und zu reden.
Risiken sind, dass es in der Betriebsratsarbeit eine Fülle von Aufgaben gibt, die ein „ganz normaler“ Betriebsrat
eben erledigen muss. Diese Arbeit kann uns immer weiter wegbringen von den KollegInnen, weil immer mehr
Termine, teilweise auch auswärts wahrgenommen werden sollen und wir nicht mehr erreichbar sind. Gut ist es,
wenn wir im Kollektiv, am besten in einer Betriebsgruppe, aber natürlich auch mit unseren GenossInnen, wenn
schon nicht im Betrieb, so doch außerhalb, unsere Rolle und Arbeit immer wieder kritisch besprechen. Diesen
Halt brauchen wir unbedingt!
Als Betriebsrat wird uns noch mehr die Haltung der KollegInnen begegnen, dass wir ihre Probleme lösen
sollen. Betriebsrat als Stellvertreter, Betriebsrat als DienstleisterIn, der/die auf Zuruf Konflikte beilegt,
Lohnfragen klärt und was eben sonst noch anfällt. So haben DGB-Gewerkschaften, Betriebsratsfürsten aber
auch Staat und Kapital mit all den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die ArbeiterInnen erzogen.
Wir werden gezwungen das „kleinere Übel“ zu akzeptieren. Jeder faule Kompromiss läuft nach diesem
Prinzip: Wenn z.B. ein Unternehmen mit Entlassungen droht, kann der Betriebsrat in „harten Verhandlungen“,
die übrigens nicht selten „die ganze Nacht“ gehen, die Arbeitsplätze retten. ABER für die „Rettung“ der
Arbeitsplätze müssen wir heftig bluten. Einschnitte bei Löhnen, verminderte Ausbildungszahlen, verlängerte
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Arbeitszeiten, Leiharbeiter statt Festeinstellungen – all das ist „ja nicht so schlimm“, wie der Verlust des
existenzsichernden Arbeitsplatzes. Am Ende solcher Verhandlungen stellen sich sowohl Unternehmer als auch
Betriebsrats- und Gewerkschaftsführung als Sieger dar. Dass wir mal auf’s Ganze gehen und gemeinsam für
unsere Arbeitsplätze kämpfen müssen, wird systematisch dem „kleineren Übel“ geopfert, wird tot verhandelt.
Jedes Mal, wenn wir das kleinere Übel akzeptieren, verlieren wir auch ein Stück unserer Kampfkraft. Das wird
so lange so weitergehen, bis wir die Sache in die eigenen Hände nehmen.
Wollen wir dies durchbrechen, bedeutet auch das harte Arbeit, vor allem mit den KollegInnen, die ja von uns
erwarten, dass wir als besonders guter Betriebsrat, noch schneller, noch besser ihre Probleme lösen. Diskutieren
wir ganz offen mit unseren KollegInnen über diese Zusammenhänge und versuchen, so wie auch vorher, sie
davon zu überzeugen, dass sie selbst die besten Lösungen finden werden, wenn sie sich zusammenschließen.
Innerhalb des Betriebsrats wird es Gegner geben, denn es gibt nur wenige, die die Interessen der Belegschaft
vertreten. Es wird auch Mitglieder des Betriebsrats geben, die uns offen angreifen, wegen unserer politischen
Überzeugung, auch wenn wir sie bisher noch gar nicht so offen dargestellt haben. Es ist unsere Aufgabe,
MitstreiterInnen zu finden – auch innerhalb des Betriebsrats. Auch hier gibt es „ganz normale“ KollegInnen,
die versuchen, die Sache ihrer KollegInnen zu vertreten. Ein Trick einer beliebten Betriebsratspolitik der
Betriebsrats-Fürsten ist, Informationen für die Beschäftigten zurückzuhalten – weil man „keine
Erwartungshaltung schaffen will, weil das alles noch in Verhandlung ist“ und, und, und.
Der Kampf gegen den verordneten Maulkorb muss geführt werden. Die Belegschaft hat nicht nur ein Recht auf
Informationen, es ist auch für unsere kommunistische Betriebsarbeit unbedingt notwendig, hier den Kampf
aufzunehmen. Weil wir uns als Mitglied des Betriebsrats an dessen Beschlüsse – zumindest offiziell – halten
müssen, ist hier Kreativität gefragt.
Sobald ein Betriebsratsbeschluss draußen ist, diskutieren wir ihn, und stellen die vorausgegangene Diskussion
im Gremium dar. „Es gab verschiedene Positionen und Meinungen“ – so können wir, auch die eigene Meinung
darstellen. Wichtig ist es, in dem Zusammenhang auch die Diskussion zu führen, was zu tun ist, dass der
Betriebsrat nicht über die Köpfe der Belegschaft hinweg entscheidet. Diese Gespräche sind aus unserer
Erfahrung heikel. Wir wählen also aus, mit wem wir was besprechen und dass es unserer Arbeit dient.
Zurück zur konkreten Praxis: Auch unsere Betriebsratsarbeit soll ein Werkzeug sein, die Kolleginnen und
Kollegen dazu zu bringen, ihre eigenen Interessen in die eigenen Hände zu nehmen und selbstständig zu
kämpfen.
Wir stellen bald fest, dass viele KollegInnen zwar schimpfen und auch die richtigen Ursachen kennen für die
schlechte Lage. Leider sind aber die wenigsten bereit, auch etwas gegen die Misere zu unternehmen. „Du bist
von uns gewählt – mach du mal!“ Genau da liegt eine Gefahr und eine Aufgabe für uns: Na klar man kann auch
als einzelner machen und man kann auch was erreichen, das wissen wir und die KollegInnen. Aber wir sind
nicht angetreten, um die Stellvertreterpolitik der meisten Gewerkschaftsfunktionäre besser zu machen. Wir
sind nicht die besseren Reformisten oder die besseren Stellvertreter. Für die kommunistische Betriebsarbeit ist
es ausschlaggebend, wenn wir es hinkriegen, dass die KollegInnen mitmachen und selbst aktiv werden. Wir
selbst können uns verschiedene Strategien überlegen, wie unsere Kolleg-Innen sich nicht alles mögliche von
anderen erledigen lassen.
Die Stellvertreterpolitik ist Teil der gelben Gewerkschaftspolitik. Dahinter steckt auch, dass die Arbeiter-Innen
bloß nicht selbstständig für ihre Sache kämpfen sollen. So haben die DGB-Gewerkschaften erfolgreich seit der
Gründung des DGB die Werktätigen „erzogen“. Sozialpartnerschaft, friedliche Lösungen, Verhandlungstisch
statt Klassenkampf – das alles hat dazu geführt, dass den Mitgliedern die gewerkschaftliche Kampfkraft geraubt
wurde. Die bestehenden Gewerkschaften verkommen zu reinen Dienstleistungsunternehmen. Bei den
Mitgliedern herrscht demnach auch die Grundhaltung: „Ich zahl doch Beitrag, die sollen mal machen“. Das ist
mit ein Grund, warum die Passivität in den Belegschaften überhand nimmt. Und dann wird natürlich von den
DGB-Gewerkschaften noch nicht einmal der rechtliche Rahmen ausgeschöpft, geschweige denn die
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demokratischen Möglichkeiten…
Ein guter, wenn auch kein einfacher Ansatz für uns. Ein Beispiel: In Tarifrunden werden Lohnforderungen oft
nur zum Schein mit der Gewerkschaftsbasis diskutiert. Also schon bei der Forderungsaufstellung wird uns
demons-triert, dass andere für uns denken. Das geht ja dann in der Regel so weiter: Vorgefertigte Transparente
und gedruckte Schilder. Eigenständige Aktionen sind ja auch gar nicht erwünscht – deswegen wird alles schön
vorgekaut. Wenn wir hier einhaken und z.B. in unserer Abteilung mit unseren KollegInnen zusammen eigene
Vorschläge, Aktionen auf die Beine stellen, ist das ein Anfang…
Gegen Spaltung vorgehen
In „unserem“ Betrieb müssen wir uns mit einem weiteren Problem auseinandersetzen. Nicht nur, dass die
Manipulation und Spaltung der Kapitalisten reiche Früchte trägt. Kolleginnen und Kollegen sind teils
ausgesprochen aufgehetzt und reaktionär. D.h. sie haben den Standpunkt von Kapital und Staat zu ihrem
eigenen gemacht. In Auseinandersetzungen im Betrieb stellen sie sich auf deren Seite und ausdrücklich gegen
ihre eigenen Interessen und die aller anderen Arbeiter-Innen. Sie sehen den Betriebsfrieden und den System-
erhalt als höheres Gut an. Das ist oft bittere Realität. Das Klassenbewusstsein ist über die Jahre hinweg
systematisch verschüttet worden. Die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen lassen viele an den eigenen
Kollegen aus. War die Jagd auf Kranke vor wenigen Jahren noch hauptsächlich ein Unterdrückungsinstrument
der Unternehmer, müssen wir erleben, dass sich viele ArbeiterInnen gegenseitig fertig machen. Das müssen
wir ideologisch bekämpfen – an der Wurzel!
Zum ideologischen Kampf gehören viele Felder: Was tun wir gegen den wachsenden Rassismus,
Deutschchauvinismus, Nationalismus, gegen Antisemitismus, Islamhetze, Männerchauvinismus gegen die
Schikane von behinderten, kranken, jüngeren, älteren oder homosexuellen KollegInnen? Die Spaltung durch die
Kapitalisten kennt schier unbegrenzte Wege: Selbst wenn wir uns alle in den oben aufgezählten Fragen einig
wären, käme das Kapital noch auf ganz andere Spaltungslinien. Diese Aufzählung zeigt uns die schier
grenzenlose Arbeit, die auf uns zukommt, wenn wir an den bestehenden Verhältnissen etwas ändern wollen.
Denn all das sind Abwehrwaffen der Herrschenden. Damit spalten sie die Arbeiterklasse und können weiter an
der Macht bleiben! „Teile und herrsche“ Dem gilt es, entgegen zu treten!
Arbeiterfeindliche Arbeiter, Faschisten in der Arbeiterklasse – Es bleibt uns nichts anderes übrig, als ständig
und stetig daran zu arbeiten, dass das Klassenbewusstsein wächst, sich festigt und sich die Arbeiter für ihre
eigenen Interessen zusammenschließen und den Kampf gegen das System beginnen. Dazu gehört auch die
Arbeit in den DGB-Gewerkschaften, als Vertrauensleute oder kämpferische Mitglieder, als Kommunisten in
den Gewerkschaften. Als Stachel im ihrem Fleisch!
Unsere Alternative: Selbstständige Betriebsgruppen bilden
mit dem Ziel kommunistische Betriebszellen aufzubauen. Gewerkschafts-, Vertrauensleute- und
Betriebsratsarbeit sind alles Werkzeuge, um im Betrieb KollegInnen für eine revolutionäre Organisierung zu
gewinnen. Der Idealfall, dass wir sofort ArbeiterInnen finden, die bereit sind, sich in einer kommunistischen
Betriebszelle zu organisieren, ist heute leider noch selten (aber nicht mehr lange). Jede Möglichkeit werden wir
ergreifen um eine solche eigenständige Organisierung aufzubauen.
Als erstes bieten sich regelmäßige Stammtische außerhalb des Betriebes an. Der Stammtisch ist eine
Keimzelle für den Zusammenhalt von unzufriedenen, enttäuschten, kämpferischen KollegInnen. Oder je nach
Situation, können wir auch schon an die Bildung einer Betriebsgruppe gehen. Auch wenn wir erstmal nur 3-4
ArbeiterInnen sind. Das ist schon ein Anfang. Die Betriebsgruppe setzt sich als Ziel eine selbstständige
revolutionäre Politik im Betrieb zu machen. Darin wird kollektiv überlegt und festgelegt, welche weit
reichenden Forderungen wir z.B. in Tarifauseinandersetzungen, zur Verbesserung der Arbeitssituation
einbringen können.
Unsere Aufgabe ist dem verschlafenen Reformismus der DGB-Gewerkschaften maximale Reformforderungen
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entgegenzuhalten. Wichtigste Aufgabe ist immer wieder konkret zu diskutieren und festzustellen, wie diese
geschickt mit politischen, revolutionären Forderungen zu verbinden sind.
Ein Netz von symphatisierenden ArbeiterInnen, die uns informieren, die uns auf Betriebsversammlungen, in
Auseinandersetzungen mit Geschäftsleitung und Betriebsrat zumindest wohlwollend unterstützen, bauen wir
auf.
Eine solche Betriebsgruppe ist natürlich noch keine kommunistische Betriebszelle, aber wir werden alles daran
setzen, dass sie sich dahin entwickelt.
Im Stammtisch oder in der Betriebsgruppe ist es ein erster Meilenstein, die Bereitschaft für die kollektive
Herausgabe einer revolutionären Betriebszeitung zu schaffen. Darin können wir ganz konkret vom Betrieb
ausgehend, dem Unternehmen und auch der Gewerkschafts-Politik praktisch den Kampf ansagen. Wir vertreten
und begründen unsere Forderungen, unsere Politik und versuchen damit so viele KollegInnen wie möglich zu
erreichen.
Die Betriebsgruppe wird zu den Angriffen des Kapitals, in Tarifauseinandersetzungen, zu politischen
Entwicklungen wie Rente, Gesundheitssystem, Krise, aber auch Krieg und Faschisierung Positionen erarbeiten
und zur Diskussion stellen. Entscheidend für die betriebliche Praxis ist mit feinem Gespür herauszufinden,
wann KollegInnen, z.B. bei Tarifauseinandersetzungen, bereit sind, die von den Gewerkschaften gezogenen
Linien zu überschreiten. Hier müssen wir gerüstet sein.
In der Betriebsgruppe werden wir dazu schon Fragen wie Kampf- und Streikkomitees als Mittel
selbstständigen Handelns – unabhängig von den Gewerkschaftsbonzen – thematisiert und konkrete Pläne
ausbaldowert haben. Kreativ und vielfältig werden Protest- und Kampfformen überlegt, vorbereitet und wenn
es zu Aktionen kommt, in die wir führend eingreifen können, erprobt.
Wenn es im Betriebsrat kämpferische fortschrittlichere KollegInnen gibt, sollten wir auch hier prüfen, ob eine
engere Zusammenarbeit möglich ist. Zu klären sind z.B. ihre Ziele und ob sie evtl. offen für den Sozialismus
sind. Wir achten darauf, dass wir auf keinen Köder reinfallen. Das ist leider immer wieder vorgekommen, dass
ein kämpferischer Betriebsrat gekauft wurde. Sie wollen uns auf ihre Seite ziehen. Einbinden, loben umgarnen,
das ist die erste Stufe. Wenn das nicht funktioniert, geht’s weiter…
Mit wem können wir zusammenarbeiten – ein betriebliches Bündnis
bilden?
Es kann sein, dass in „unserem“ Betrieb wir nicht die einzigen sind, die mit der Gewerkschafts- und
Betriebsratspolitik unzufrieden sind. Die Frage, mit wem wir uns zusammen tun können und vielleicht
betriebliche Bündnisse organisieren, müssen wir uns immer wieder stellen. Wir wollen die Kräfte bündeln. Das
können langfristige Bündnisse sein, in denen klar ist, dass es eine gegenseitige Unterstützung gibt. Aber auch
kurzfristig sind betriebliche Bündnisse möglich. Es hängt von der konkreten Lage und unseren Möglichkeiten
ab, mit wem und wie wir in einem betrieblichen Bündnis zusammenarbeiten können. Es soll auf alle Fälle für
die Interessen der Arbeiterklasse und auch gegen die gelben/reformistischen Gewerkschaften sein.
Aber wir werden nicht antreten, sowohl als EinzelkämpferIn oder z.B. als Betriebsgruppe mit dem Anspruch,
nur wir sind „die Guten“ und alle müssen unsere Haltung einnehmen. Wir stehen doch ganz am Anfang und
müssen die KollegInnen da abholen, wo sie sind.
Klar keine faulen Kompromisse, aber Kompromisse, die unserem gemeinsamen Kampf dienlich sind,
werden wir anstreben. In den inhaltlichen Auseinandersetzungen und gemeinsamen Kämpfen können wir die
KollegInnen davon überzeugen, was es heißt auf der Seite der Arbeiterklasse zu sein, gegen Staat und Kapital,
und dass es sich um gelbe Gewerkschaften handelt. Betriebliche Bündnisse/Kräfte bündeln sind ein A und O
von Organisierung im Betrieb. In bestimmten Fragen schließen wir uns zusammen und schauen wie weit wir
gemeinsam gehen können und mit wem noch ein Stückchen weiter. Nur in Auseinandersetzungen entwickeln
wir uns auch selbst weiter. Unsere Haltung zu anderen klassenkämpferischen KollegInnen, betrieblichen
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Oppositions-Gruppen, ist auch entscheidend, wie wir selbst von den ArbeiterInnen beurteilt werden.
Ein Beispiel: In verschiedenen Abteilungen arbeiten, leider jeder für sich allein, kämpferische Kolleginnen und
Kollegen. Wir müssen in so einem Fall unbedingt den Kontakt ausbauen und ein Bündnis anstreben. (Na klar
auch dann, wenn wir feststellen, dass in unserer Abteilung klassenkämpferische KollegInnen arbeiten!)
Noch ein Beispiel: In einem großen Betrieb arbeiten Anhänger verschiedener politischer Gruppen: MLPD,
SAV, Gewerkschaftslinke, Migrantenorganisationen, FAU, oder noch andere. Mit diesen stehen wir in
politischer „Konkurrenz“ und das sollten wir auch keineswegs vor der Belegschaft verheimlichen, sondern
offen benennen. Aber das schließt keineswegs Bündnisse aus, in denen wir an den Fragen, wo wir uns einigen
können, die gemeinsamen Stärken nutzend, gegen unsere Gegner Kapital, Betriebsratsspitze und
Gewerkschaftsführung vorgehen. Bündnisse funktionieren nur, wenn offene Diskussion und freie
Meinungsäußerung jeder Seite zugestanden wird. In den Aktionen und unseren Aussagen „was wird passieren,
wenn wir so oder so handeln“ zeigt sich, wer auf wessen Seite steht.
Wo lauern Gefahren für revolutionäre Betriebspolitik?
Hier ist vor allem wichtig, nicht naiv zu sein. Das Kapital hat Angst und wird alles, was seine Herrschaft
gefährdet, versuchen klein zu halten oder abzuschaffen. Dazu gehören auch wir. Die Mittel sind sehr vielfältig
und wir müssen eigentlich dauernd auf der Hut sein. Was aber nicht heißt, dass wir uns aus Angst verkriechen
sollen. Es geht eher darum, dass wir nicht in Fallen treten und dass man nicht so leicht mit Lügen über uns
weiterkommt. Wie also können wir uns gegen die zu erwartenden Intrigen und eventuelle Schlammschlachten
wappnen? Wichtig ist, sich möglichst unangreifbar zu machen. Intrigen nicht mitmachen. Also immer nur offen
über und gegen andere reden, nicht mit Person „a“ gegen Person „b“ reden. Das kann Person „a“ dann gegen
uns benutzen. Wenn wir entsprechend konsequent aufrichtig vorgehen wird das uns und unseren Ruf nur
stärken.
Ein sehr wichtiges Prinzip: Machen, was wir sagen. Nicht umkippen und wenn wir mal einen Fehler machen,
dazu selbstkritisch stehen und direkt mit den betroffenen KollegInnen sprechen. Es gilt immer: wir stehen für
die ArbeiterInnen. Es wird den Intriganten schwer fallen einer in der Belegschaft angesehenen Person ans
Leder zu wollen.
Auch wenn wir Kommunistinnen und Klassenkämpfer sind, sind wir auch Menschen mit schwachen Stellen.
Schwächen, die unsere Gegner suchen und finden. Wir sind nicht ausgenommen, wenn es um Mobbing geht.
Wir müssen uns bewusst machen, dass sie auch versuchen werden, uns psychisch fertig zu machen. Das können
leider auch unsere KollegInnen und Kollegen, für die wir uns einsetzen, sein. Es ist absolut notwendig, dass wir
uns für diese Arbeit stark machen. Das Kollektiv ist eine wichtige Kraftquelle und – nicht vergessen – der
Klassenkampf ist ein Jungbrunnen!
Internationalismus und Solidarität dürfen keine leeren Schlagworte
sein
Sie müssen unsere gesamte Arbeit vor Ort im Betrieb bestimmen. Gegen den vorherrschenden deutschen
Chauvinismus müssen wir uns mit aller Macht stemmen, auch wenn wir damit oftmals ins „Abseits“ gestellt
werden. Immer wieder müssen schlechtere Arbeits- und Lebensbedingungen von MigrantenarbeiterInnen,
von Menschen ohne Papiere, in der alltäglichen Betriebsarbeit thematisiert werden. Spezielle Forderungen, die
diese Ungleichheit aufheben, müssen gestellt werden. Die nationale Absonderung im Betrieb, im Pausenraum,
in den gewerkschaftlichen und betrieblichen Versammlungen müssen wir aufbrechen. Das Recht auf
betriebliche und gewerkschaftliche Information für alle ArbeiterInnen in ihren jeweiligen Sprachen verteidigen
wir als ein Minimum von Demokratie.
Die ArbeiterInnen in den weltweiten Konzernniederlassungen der jeweiligen Betriebe sind unsere Klassen-
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Geschwister! Das muss Leitlinie unserer international ausgerichteten Betriebsarbeit sein. Über die
Arbeitsverhältnisse, die politischen Verhältnisse und Lebensbedingungen in diesen Ländern konkret zu
informieren, ist wichtiger Schritt um Spaltung, Aufhetzung und das gegenseitige Ausspielen durch
Konzernbosse und Gewerkschaftsbonzen zu unterbinden. Solidaritätsaktionen bis hin zum Streik sind
praktische Werkzeuge der Solidarität.
Alles in allem brauchen wir vor allem eins:
Langen Atem und viel Kraft und Durchhaltevermögen!
Ein wichtiges Thema ganz zum Schluss: Es mag so aussehen, dass wenn man alle Ratschläge hier befolgt, die
kommunistische Betriebsarbeit ganz locker von der Hand geht, dass alles ganz einfach ist. Dem ist nicht so!
Jeder und jede von uns hat es schon mehrfach am eigenen Leib erfahren: Es gibt nicht das Voranschreiten in
Sieben-Meilen-Stiefeln. Es ist eher ein mühsames Einen-Fuß-Vor-Den-Anderen-Setzen. Tausende kleine
Schritte gefolgt von Rückschlägen, ein Auf und Ab: Ein kleiner Erfolg wird niedergerissen von Niederlagen.
Nein, es ist alles andere als leicht, KommunistIn in einem Betrieb zu sein. Und trotz alledem: Was gibt es
Größeres und Schöneres als für eine befreite Arbeiterklasse zu kämpfen, wenn die Mühen der Ebene auch noch
so groß sind!
Das sind wichtige Orientierungen zu unserer Arbeit im Betrieb – jetzt kann’s also losgehen.
Es macht Spaß, im Betrieb zu sein und langsam Erfolge zu sehen. Der erste Warnstreik, den wir und unsere
KollegInnen eigenmächtig früher als alle anderen begonnen haben. Die verlängerte Pause, weil der Chef sich
geweigert hat, die Urlaubszettel zu unterschreiben… Das sind ganz kleine Erfolge, die wir später als Stufen der
Treppe zur ersten kommunistischen Zelle in unserem Betrieb sehen werden!
Warum wollen wir überhaupt diese Arbeit?
Wir wollen eine neue Gesellschaft, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft wird.
Wir kämpfen für die sozialistische Revolution. Dafür brauchen wir eine schlagkräftige Organisation, die
kommunistische Partei, die die Kämpfe der ArbeiterInnenklasse anführen kann.
Nur wenn wir unsere kommunistische Organisation fest auf eine betriebliche Organisation von Zellen stützen,
können wir überhaupt zur Revolution voranschreiten. In der praktisch-politischen Arbeit ist daher ein
Grundprinzip der kommunistischen Arbeit für den Parteiaufbau, dass sie sich auf die ArbeiterInnenklasse, auf
die Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit ausrichtet.
- Dezember 2010
Kasten Beginn
Wo stehen wir 2010?
In welcher Lage sind die Werktätigen, die ArbeiterInnenklasse in Deutsch-land?
Deutschland ist eine der reichsten Industrienationen der Welt. In der Belebungsphase des letzten Krisenzyklus
ist der deutsche Imperialismus wieder obenauf, maximieren die Konzerne nach wie vor ihre Profite. Das
funktioniert durch die wachsende Ausbeutung der Werktätigen hier in Deutschland und der Werktätigen fast
überall auf der Welt. Die Schulden aus der Krise werden auf sie abgewälzt. Die Länder der EU zocken sich
gegenseitig ab, bzw. die ‚Leit’staaten Deutschland und Frankreich den Rest! Die Schulden der Banken und
Konzerne werden von den Regierungen übernommen, die Sozialkassen ausgeplündert, die Staatsschulden
erhöhen sich auf ungeahnte Maße. Es wächst eine enorme Staatsschuldenblase.
Für den deutsche Imperialismus ist der Export von Waren und Kapital eine der wichtigsten Quellen des Profits.
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Der erbitterte Kampf um die Vorherrschaft auf dem Weltmarkt tobt in allen Sparten der Ökonomie und überall.
Krieg um Rohstoffreserven, Einflussgebiete und Märkte ist das ganz normale Geschäft.
Jedoch wollen wir die Krise, ihre Verursacher und Auswirkungen jetzt nicht weiter bearbeiten.
Hier nur die allgemeine Einschätzung: Die Kapitalisten fahren im produzierenden Gewerbe ihre
Profitmaximierung verstärkt auf Kosten der über Jahrzehnte erkämpften Rechte der ArbeiterInnenklasse ein.
Mit der scheinbar grenzenlosen Rationalisierung steigen Produktivität und Profitmaximierung ständig:
Arbeitszeiten werden erhöht, mit immer weniger ArbeiterInnen wird unter zunehmender Arbeitshetze immer
mehr produziert. Leiharbeit und so genannte prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu. Die Bedingungen, unter
denen die betroffenen Werktätigen ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, sind moderne Sklaverei.
Die sozialen Sicherungssysteme werden zugunsten von Steuergeschenken auf ein Minimum
zusammengestrichen. Wer zahlt die Zeche? Wir, die Werktätigen! Der Staat spielt seine Rolle als Diener der
Kapitalisten hervorragend. Auch die Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen in Sozial- und Bildungsberufen
– im gesamten so genannten Dienstleitungssektor sind extrem. Noch härter trifft es diejenigen, die dem Kapital
nicht mehr nützlich sind. Krankheit, Alter und Armut, Kinderelend sind die Auswirkungen für die Werktätigen.
In Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt, Juni 2010, rund 40,1 Millionen Menschen erwerbstätig –
3.153.300 erwerbslos. Die Erwerbslosenquote liegt offiziell bei 7,7%, wobei der Anteil in Ostdeutschland bei
12,1% liegt. (Bundesagentur für Arbeit) In diesen offiziellen Zahlen fehlen allerdings die geringfügig
Beschäftigten (400,- Euro Jobber, Hartz IV Aufstocker), Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, Hausfrauen/-
männer, Erwerbslose in ‚Programmen’, Langzeitkranke und, und, und… So wird die Erwerbslosenstatistik
geschönt. Ebenso fallen die Erwerbstätigen heraus, die Arbeit haben, aber davon nicht leben können.
Nahezu jedes 5. Kind (18%) in Deutschland ist laut Familienreport 2010 arm. „Gleiche Chancen für alle“
– aber woher denn! Wer arm ist oder arme Eltern hat, soll und wird arm bleiben. In Deutschland werden
Eliten gefördert. Das Proletariat gehört nicht dazu. Insbesondere MigrantInnen und ihre Kinder werden
brutal ins soziale Abseits geschoben.
Kasten Ende
Kasten
Übersicht über die Anzahl der Beschäftigten in den wichtigsten Branchen:
Metall- und Elektroindustrie insgesamt:
3,53 Millionen
Davon aufgeschlüsselt:
Automobilindustrie inklusive Zulieferfirmen: 798.044, das sind ca. 2% aller Erwerbstätigen
Maschinen-/ Anlagenbau: 954.839
Metallverarbeitung: 525.897
Drei Prozent der gesamten deutschen Wertschöpfung wird in der Automobilproduktion und verwandten
Branchen erwirtschaftet. Das gleiche trifft für Maschinen- und Anlagenbau zu. (Bundesbank, 2010)
Chemische und pharmazeutische Industrie:
392.086 Millionen
(Chemie ist die viertgrößte Industriebranche)
Nahrungs- und Futtermittel Industrie:
380.007 Millionen
(Zahlen: 2009, Gesamtmetall-Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie, website)
Die Dienstleistungsbranche umfasst drei Viertel aller Beschäftigten in der BRD. Hierzu werden allerdings auch
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die ArbeiterInnen der Transport- und Logistikunternehmen gerechnet, die unserer Ansicht nach zum
produzieren Gewerbe dazugehören. Denn ohne sie wäre es nicht möglich, die hergestellten Waren auch in
Werte zu verwandeln.
Im öffentlichen Dienst, dem staatlichen Dienstleister sind 2,7 Millionen beschäftigt (ca. ein Drittel
Teilzeitbeschäftigte).
Kasten Ende
Agitation und Propaganda …
ABC der
Aktionsmöglichkeiten
im Betrieb
Dieses muss nur systematisch abgearbeitet werden, denn am Ende steht … Nein, so nicht – aber diese Liste
kann helfen, auf Ideen zu kommen, was im Betrieb vielleicht möglich ist, was evtl. ansteht. Auch hier gilt:
Schritt für Schritt vorgehen und abwägen, was konkret zu welcher Zeit das Beste ist. Die Liste ist erstens nicht
vollständig und zweitens eine Sammlung von Erfahrungen der Arbeiterklasse in Deutschland in verschiedenen
Betrieben.
A
bteilungsversammlung Der erste Hinweis in unserem Aktions-ABC – und dann so ein langweiliges Wort…
Aber auch hier gibt es Möglichkeiten für uns, aktiv zu werden. Jede Versammlung kann genutzt werden, andere
Kollegen kennen zu lernen, sich zu Wort zu melden. In bestimmten Situationen ist es auch eine gute Aktion,
selbst so eine Abteilungsversammlung zu organisieren.
Aktionen planen und durchführen Hier ist es jetzt endlich: Das Rezept! Das Rezept für die Aktion, den Plan
und die Umsetzung! – Tut uns leid, aber das können wir leider nicht liefern… Aktionen planen und durchführen
ist – soviel können wir sagen – immer eine Sache der konkreten Lage…
Aktionskomitee (gewerkschaftliches) Wenn z.B. Tarifverhandlungen anstehen, beschränken sich die meisten
Gewerkschaften auf die Vorbereitung von Verhandlungen am runden Tisch. Seit Jahrzehnten wird die
sozialpartnerschaftliche Stellvertreterpolitik propagiert und ArbeiterInnen dazu erzogen, abzuwarten bis dann
die Bonzen mit den Bossen einig geworden sind. Die Gewerkschaftsführung hat die ArbeiterInnen zur
Passivität erzogen und behauptet, dass sie gar nicht kämpfen wollen. Das darf so nicht weiter gehen. Also
müssen wir ArbeiterInnen selbst aktiv werden. Eine Möglichkeit ist, die Einrichtung eines gewerkschaftlichen
Aktionskomitees durchzusetzen. Das können wir ganz legal vorschlagen, z.B. auf einer
Vertrauensleuteversammlung. Am besten ist, wenn so ein Aktionskomitee gewählt wird. Unsere Aufgabe als
KommunistInnen ist es, hier die demokratische Möglichkeit zu schaffen. Innerhalb dieses Aktionskomitees
steht die Entlarvung der verräterischen Politik der DGB-Bonzen an vorderster Stelle. Dieses Aktionskomitee
muss dafür genutzt werden, dass in den Verhandlungen nicht die Interessen der Arbeiter verkauft werden.
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Antiislamismus bekämpfen Nach dem 11. September 2001 hat diese Form des Rassismus stark zugenommen.
Die „Ausländerhatz“ richtet sich nicht nur gegen „Türken und Araber“. Sie zielt auf alle „Muslime“. Der so
genannte Kampf der Kulturen macht einen Graben zwischen christlich abendländischer und islamischer Kultur.
Antisemitismus anprangern Nach wie vor ist die Feindlichkeit gegenüber jüdischen Menschen enorm.
Gekoppelt mit den wahnwitzigsten Verschwörungstheorien ist der Antisemitismus fest in den Köpfen der
Arbeiterklasse verankert.
Arbeiteraristokratie Um „sozialpartnerschaftlich“ den Kapitalismus am Laufen zu halten hat die Bourgeoisie
ein weit verzweigtes System von Bestechung, sozialem Aufstieg, Besserstellung einer Arbeiterschicht
geschaffen. Diese Schicht, die Arbeiteraristokratie verbürgt dem Kapital die ArbeiterInnen ruhig zu stellen. Sie
sitzen mit den Herrschenden an allen Tischen der Macht, in den Aufsichtsräten, in den Parlamenten, in den
Stiftungen, bis hin zum Kanzlertisch. Als Gewerkschafts-, als Betriebsrats- und Partei-Funktionäre sind sie eine
privilegierte Oberschicht der Arbeiterklasse, die fest verbunden mit bürgerlichem Staat und Politik ist. Ihre
eigene ökonomische Existenz ist an den Imperialismus gebunden. Ihre Aufgabe ist, mit allen möglichen Tricks
und Manövern, die ArbeiterInnen mit einigen Brotkrumen abzuspeisen, und jedes revolutionäre Aufbegehren
zu unterdrücken.
Arbeitskreise bzw. -gruppen
Aufkleber
B
ehindertenrechte einfordern 10 Millionen Menschen in der BRD sind behindert. Ihre Ausgrenzung auch am
Arbeitsplatz muss bewusst gemacht und abgeschafft werden. Hier tritt besonders die kapitalistische
Verwertungslogik zu Tag. Wir zählen nur, wenn wir für Profitinteressen ausgebeutet werden können.
Betriebliches Bündnis kämpferischer (klassenkämpferischer) KollegInnen
Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) z.B. Beschwerderecht nutzen. In Diskussionen sagen wir
selbstverständlich ein paar Takte zur Entstehung des BetrVG, dass es die Funktion hat die Betriebsräte zu
kontrollieren und eng auf dem sozialpartnerschaftlichen Weg zu halten. Das BetrVG ist das Gesetz des Co-
Managements. Trotzdem enthält es Rechte, die es gilt für die kommunistische Betriebsarbeit auszunutzen und
auszuweiten.
Das BetrVG gilt für alle Betriebe. Ab der Zahl von 5 Beschäftigten muss nach diesem Gesetz ein Betriebsrat
gewählt werden. Dass das nicht so eingehalten wird, ist offensichtlich. Aber auch in Betrieben ohne Betriebsrat
gilt das Betriebsverfassungsgesetz. Dass sich die ArbeiterInnen z.B. bei den zuständigen Stellen im Betrieb
über Missstände beschweren dürfen, ist im
BetrVG festgelegt. Das können wir prima nutzen. Ein Beispiel: Unser Vorgesetzter benimmt sich wie ein
Gutsherr, verteilt Urlaubstage als Belohnung für besondere Leistungen, er hetzt uns gegeneinander auf und
akzeptiert keine Widerworte. EINE Möglichkeit ist, am besten gemeinsam, die zuständige Stelle im Betrieb
aufzusuchen und sich zu beschweren. Wir haben dann das Recht auf Antwort und auf Abhilfe. Evtl. wird auch
das Problem behoben, vor allem aber ist es eine relativ einfache Möglichkeit, gemeinsam in Aktion zu treten.
Aber auch hier Vorsicht: wahrscheinlich sind die wenigsten KollegInnen solche Aktionen gewohnt, es fehlt da
auch das Vertrauen in die eigene Kraft. Drängen wäre absolut falsch. Es gilt hier das Prinzip, steter Tropfen
höhlt den Stein. Wir müssen da schon ständige Überzeugungsarbeit leisten: dass man sich doch beschweren
muss, dass das unser Recht ist usw. Irgendwann sind auch die zögerlichsten bereit, mitzukommen. Wichtig bei
solchen Aktionen, bei denen wir kollektiv den Arbeitplatz verlassen: Niemals zulassen, dass einE einzelneR
dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Es muss immer als Gruppenentscheidung verstanden werden. Das stärkt
zusätzlich.
Betriebsversammlung
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Betriebszeitung In vielen Betrieben gibt es solche Zeitungen, die meistens vom Betriebsrat herausgegeben
werden. Es gibt aber auch Zeitungen von den Kapitalisten direkt. Beide Versionen eignen sich, um in
Diskussion mit KollegInnen zu kommen. Denn da steht ja die Unternehmer- bzw. Gewerkschafts-Haltung offen
drinnen. Wir müssen sie „nur noch“ auseinander nehmen und die Hintergründe aufdecken. Zusätzlich können
wir, am besten mit KollegInnen zusammen, einen Leserbrief und Artikel mit unserer Meinung schreiben. Wenn
wir die einreichen heißt das nicht, dass sie veröffentlicht werden. Betriebsratspolitik ist mit Zensur verbunden
und was denen nicht passt, wird auch nicht veröffentlicht.
Vor allem KollegInnen, die zwar den Nagel auf den Kopf treffen aber viel zu unsicher sind, um das vor vielen
Menschen (z.B. in einer Betriebsversammlung) vorzutragen, haben so die Möglichkeit ihre Meinung zu
veröffentlichen. Und wenn die Leserbriefe oder Artikel nicht veröffentlicht werden, ist diese Zensur wieder ein
Anknüpfungspunkt für die Entlarvung der Betriebsratspolitik.
Manchmal gibt es oppositionelle/alternative Gruppen oder Betriebsratslisten (siehe oppositionelle Listen) in
einem Betrieb, die auch ihre eigene Zeitung herausgeben. Die schauen wir uns genau an. Es sind oft
kämpferische ArbeiterInnen, die sich der Gewerkschaftsbürokratie entgegenstellen. Das heißt nicht
automatisch, dass sie auch klassenkämpferisch sind. Von diesen Gruppen können wir aber sehr viel lernen, über
die betrieblichen Auseinandersetzungen. Auch eine Zusammenarbeit ist sinnvoll z.B. in betrieblichen
Bündnissen kämpferischer (klassenkämpferischer) KollegInnen.
Betriebszeitungen sind ein wichtiges Organ für den Meinungsaustausch im Betrieb. Wenn es keine gibt, können
wir anregen, dass zukünftig eine herausgegeben wird. (siehe auch VL-Zeitung oder VKL-Zeitung). Uns ist klar,
dass diese offiziellen Betriebszeitungen immer einer Zensur durch Betriebsrat, manchmal auch Gewerkschaft
oder den Kapitalisten unterliegen. Ob wir sie benutzen, um den KollegInnen klar zu machen, dass keine freie
Meinungsäußerung erwünscht ist, oder ob wir uns entscheiden, gleich von Anfang an nur eine verdeckte
kommunistische Betriebszeitung herauszugeben, oder je nach Bedingungen auch eine offene, hängt wiederum
von den konkreten Bedingungen im jeweiligen Betrieb ab.
Kommunistische Betriebszeitung Diese Zeitung wird in der Regel illegal herausgegeben, sie dient in erster
Linie der kommunistischen Propaganda im Betrieb. Hauptthemen sind betriebliche Missstände, die Rolle des
Kapitals, der DGB-Gewerkschaften, Reformforderungen, Notwendigkeit des Klassenkampfs, Ausrichtung auf
Revolution und Sozialismus. Hier sollten in einfacher klarer Sprache die Probleme der ArbeiterInnen im
Betrieb in den Zusammenhang gebracht werden zum Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit (siehe auch
Flugblätter). Wie stellen wir das am besten an, wenn wir in „unserem“ Betrieb so eine Zeitung herausgeben
wollen? Als erstes ist eine Redaktion von Nöten – ArbeiterInnen, die bereit sind, diese Zeitung herzustellen,
Informationen sammeln, Artikel schreiben, kollektiv die Zeitung zusammenstellen und die Herstellung und
Verteilung organisieren. Wir müssen diese organisierte Arbeit verstecken, sonst ist unser Arbeitsplatz und
unsere mühevolle Kleinarbeit im Betrieb in Gefahr. Allerdings müssen wir jeden Weg nutzen, unsere Zeitung
in den Betrieb zu schleusen, also z.B. heimlich in den Umkleide- oder Gruppenräumen verteilen…
C
o-Management entlarven Das ist ein Begriff, der die Zusammenarbeit zwischen den „Sozialpartnern“ Kapital
und Betriebsrat bzw. Gewerkschaft ganz gut beschreibt. Die Betriebsratsfürsten verstehen sich inzwischen als
eine Art gewählte Führungskräfte, die die Aufgabe haben, das Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten, aber
bitte auf humane Weise. Sie managen nicht sondern sie co-managen. Sind also eine Art Berater für die
Kapitalisten. Viele erklären den Begriff Betriebsrat inzwischen auch so, dass das mit der Beraterfunktion der
Betriebsräte zu tun habe. Wir können mit unseren KollegInnen in einem unserer vielen Gespräche, wenn es
passt, den wirklichen Ursprung des Begriffs Betriebsrat klären. Kommunistische Betriebsräte kann man
vergleichen mit Betriebssowjets. Die „Roten Betriebsräte“, die es in Deutschland in den 1920er Jahren gab,
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haben demnach auch keinen Kapitalisten be„raten“ geschweige denn sozialpartnerschaftliches Co-Management
betrieben, sondern als Rat der ArbeiterInnen für deren Rechte gekämpft. Heute müssen wir gegen die Politik
des Co-Managements kämpfen und gegen alles, was dazu gehört: Maulkorb für kämpferische Betriebsräte/
Kollegen, Stellvertreterpolitik und Verhandlung am „Runden Tisch“ statt Aktion der Belegschaft.
D
emokratie in der Gewerkschaft / im Betrieb einfordern – undemokratisches Vorgehen entlarven,
Demonstrationen
E
ins-zu-eins-Kontakte aufbauen Das Wichtigste überhaupt in der kommunistischen Betriebsarbeit, um uns
im Betrieb zu verankern! Das bedeutet unzählige Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, bis wir diejenigen
finden, die sich uns anschließen, diejenigen finden, die uns unterstützen und schließlich diejenigen, die sich mit
uns organisieren!
F
abrik besetzen JA!!! Das klingt doch nach Kampf und Revolution. Die Fabrikbesetzung ist auch ein starkes
Kampfmittel, das in der aktuellen Vergangenheit vor allem dann eingesetzt wurde, wenn ein Standort
geschlossen werden sollte und Entlassungen drohten.
Ein Beispiel, das Schule machen sollte: Der Kampf der Arbeiter von INNSE Milano: Ende Mai 2008 wurden
alle Arbeiter der Mailänder Maschinenfabrik INNSE entlassen. Der Unternehmer wollte mit dem Grundstück
spekulieren. Die Arbeiter besetzten die Fabrik und produzierten weiter. Polizeiliche Versiegelung der Fabrik
wurde von den Arbeitern mit der Besetzung der Werktore beantwortet. Nur brutale Gewalt und die Abriegelung
der Fabrik durch Carabineri konnte den Widerstand beenden – VORERST. Denn vier INNSE-Arbeiter und der
lokale Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft FIOM DCGIL besetzten einen für die Demontage nötigen 17m
hohen Laufkran. Dort hielten sie stand bis 8 Tage und 13 Stunden später die Schließung und Demontage der
Maschinenfabrik INNSE vom Tisch war!
Die Fabrikbesetzung ist eine besondere Form des Streiks. Im Unterschied zum Streik, der in der Regel VOR
den Werktoren stattfindet – keiner kommt hier rein – sind bei der Besetzung die Kapitalisten „ausgesperrt“. Es
gab z.B. schon Aktionen, bei denen sich ArbeiterInnen an die Maschinen gekettet haben, oder die Produktion
selbstständig weitergeführt haben. Eine Fabrikbesetzung erfordert eine kampfstarke und entschlossene
Belegschaft. Obwohl es aktuell auf der Liste der Aktionsmöglichkeiten nicht an erster Stelle steht, kann dieses
Instrument trotzdem überraschend schnell zum Einsatz kommen. Es kann aber immer nur eine momentane
Aktion sein. Besetzung zur Machtdemonstration ja! Aber keine Illusionen! Im Kapitalismus können wir in
einem besetzten Betrieb selbst verwaltet auch nur kapitalistisch produzieren. Die Enteignung der Kapitalisten
und die Übernahme der Fabriken können endgültig nur im Sozialismus erfolgen.
Flugblätter sind wie die kommunistische Betriebszeitung ein wichtiges Mittel für die kommunistische
Agitation und Propaganda. Um das Klassenbewusstsein zu schärfen, entlarven wir unsere Probleme im Betrieb
als Probleme der gesamten Arbeiterklasse. Hier stellen wir die ökonomischen Forderungen für die KollegInnen
im Betrieb UND für die Arbeiterklasse im Gesamten auf. Wir bleiben nicht bei den ökonomischen
Forderungen, sondern ordnen sie den politischen unter. Wir stellen die politischen Fragen, die die
Arbeiterklasse betreffen. Wir tragen diese Fragen, die das Klassenbewusstsein fördern und den Klassenkampf
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anregen in die Arbeiterklasse. Nicht nur in Deutschland sondern international. In Flugblättern, die z.B. bei einer
Gewerkschaftsdemonstration für mehr Sozialstaat verteilt werden, stellen wir die Systemfrage: Soziale
Marktwirtschaft oder Sozialismus. Schlechte Arbeitsbedingungen, Sozialpartnerschaft und das kleinere Übel
ODER Streik und Kampf – Für den Sozialismus.
Frauenarbeit In vielen Fabriken sind immer noch weniger Frauen als Männer beschäftigt. Frauen verdienen im
Schnitt ca. ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Frauenarbeit, Frauenorganisierung mit
Kolleginnen im Betrieb ist notwendig, damit Frauen aus der ihnen vorgegebenen Rolle herauskommen und sich
gegen ihre Unterdrückung selbst wehren. Der Männerchauvinismus herrscht in vielen Arbeiterköpfen vor. Die
Forderung nach Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau muss eine Forderung aller Werktätigen sein.
Im Betrieb müssen wir an jedem Punkt diese berücksichtigen und im Auge haben. Die selbstbewussten
klassenkämpferischen Arbeiterinnen gehören in die erste Reihe im Kampf für die Revolution!
G
eneralstreik
Gewerkschaftliches Aktionskomitee
einfordern
H
I
nternationalismus leben: Im täglichen Kampf muss uns eines immer bewusst sein: Wären wir einig, könnte
das Kapital uns nicht so leicht unterdrücken und ausbeuten. Die Spaltung in der Arbeiterklasse bekämpfen über
Ländergrenzen hinweg, ist unsere Aufgabe. Vernetzung mit den ArbeiterInnen in anderen Ländern. Viele
Großbetriebe sind Weltkonzerne, die international aufgestellt sind, deren Teil der Firmenpolitik es ist, die
Belegschaften der Standorte gegeneinander auszuspielen. Lohndrückerei nicht nur in den so genannten
„Billiglohnländern“ und nationalchauvinistische Parolen gehören genauso dazu wie die Korruption in den
Ländern, in die ein Konzern expandieren will bis hin zur Unterstützung faschistischer und Apartheidregime.
Nicht zu vergessen die Unterstützung repressiver Methoden gegen Gewerkschafter und Teile der „eigenen“
Belegschaften, Beispiel Daimler Argentinien.
Proletarischer Internationalismus bedeutet auch, gegen die nationalistischen Lügen der Kapitalistenklasse
Argumente zu bringen. In Standortfragen, wenn es um Verlagerung von Arbeit in andere Länder geht, ist es
extrem wichtig die unterschiedlichen Interessen aufzuzeigen und die Einheit der Arbeiterklasse auch
international hervorzuheben. Immer wieder auf die Lage der ArbeiterInnen international aufmerksam machen.
Was verbindet uns mit dem Chef in Deutschland? Was trennt mich von meinen Kollegen in anderen Ländern?
Diese Fragen dürfen unseren KollegInnen keine Ruhe mehr lassen.
Von da ist es nur ein kleiner Schritt für die praktische Solidarität mit kämpfenden ArbeiterInnen in Deutschland
und international. Vor allem, wenn „unser“ Betrieb einer von vielen Betrieben in einem international
agierenden Unternehmen ist, werden wir über kurz oder lang Gelegenheit dazu bekommen. Die gängige Praxis
des Kapitals ist es, die Belegschaften gegeneinander auszuspielen, um z.B. die Lohnkosten weiter zu drücken.
Belegschaften, die auch über Ländergrenzen hinweg solidarisch miteinander kämpfen, können der
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kapitalistischen Abwärtsspirale von immer schlechteren Arbeits- und Lebensbedingungen etwas
entgegensetzen. Wenn wir z.B. kämpfenden Kollegen nur einen kleinen Gruß schicken, ist das schon viel
heutzutage, aber es hilft sie und uns zu stärken.
Noch ein Abschnitt für den proletarischen Internationalismus. Das Kapital versucht uns immer wieder weis zu
machen, dass wir in Deutschland doch alle im selben Boot säßen. Ja – und böse ist nur das ausländische
Kapital. Wenn hier auf einmal so genannte Heuschrecken-Konzerne ganze Fabriken platt machen und die
Produktion sonst wohin verlagern, geht ein Aufschrei durch die Nation: Diese bösen Kapitalisten aus XY… Mit
unseren KollegInnen können wir darüber prima diskutieren, wieso denn bitte der Kapitalist aus XY „böse“ ist
und der Kapitalist aus Deutschland gut, obwohl der die gleiche Schweinerei in einem anderen Land abzieht.
Unser gemeinsamer Kampf gilt den Kapitalisten, die uns immer wieder auf‘s Neue gegeneinander ausspielen
und aufhetzen. Es gibt kein „böses ausländisches“ und das „gute deutsche“ Kapital. Dieses nationalistische
Märchen soll uns davon abhalten, über die Grenzen hinweg, unter uns Arbeitern zusammen gegen das Kapital
zu kämpfen! Ein Arbeiter egal in welchem Land gehört zu uns! Nicht der deutsche Kapitalist!
J
ugendarbeit
K
ollegInnen-Stammtisch
Kollektiv mit den KollegInnen vorgehen
Kommunistische Betriebszeitung
(siehe Betriebszeitung)
L
eiharbeit anprangern
Leiharbeiter unterstützen
Leserbriefe in der Betriebszeitung
M
igrantenarbeit Die Arbeiterklasse der BRD ist multi-national. Aus vielen verschiedenen Ländern leben und
arbeiten hier Menschen. MigrantInnen, besonders Flüchtlinge, Menschen ohne Papiere gehören ohne Zweifel
zu den am meisten Unterdrückten in diesem System. Es gibt auch unter den Migrantengruppen nationalistische
Vorurteile, obwohl alle miteinander vorwiegend dem deutschen Nationalchauvinismus und Rassismus
ausgesetzt sind. Die Spaltung in verschiedene Nationalitäten wird von den Herrschenden bewusst
vorangetrieben. Als KommunistInnen gehen wir gegen jeden Spaltungsversuch vor. Zudem fordern wir die
Möglichkeit für Migranten-ArbeiterInnen eigene gewerkschaftliche bzw. politische Organisierungsformen zu
haben. Es geht darum, MigrantenkollegInnen MIT ihrer Identität als Klassenkämpfer und KommunstInnen zu
gewinnen!
Mitgliederbefragung
Mitgliederversammlung
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N
ie aufgeben
Netzwerke im Betrieb und zwischen den Betrieben einer Branche (national/international), und mit allen
Betrieben aufbauen.
O
ppositionelle Gruppe Das sind wir! Wir stehen in Opposition zum bestehenden System. All die, die der
herrschenden Ordnung etwas entgegen setzen wollen, sind so gesehen Teil einer oppositionellen Gruppe. Aber
was bedeutet das in der betrieblichen Praxis? Weiter oben erwähnen wir die Möglichkeit des betrieblichen
Bündnisses. Eine oppositionelle Gruppe kann z.B. aus so einem Bündnis entstehen und kontinuierlich
weiterarbeiten. Eine oppositionelle Gruppe kann innerhalb einer Gewerkschaft gebildet werden. Ebenso kann
eine oppositionelle Betriebsgruppe von kämpferischen KollegInnen aufgebaut werden, als Vorstufe für eine
Betriebszelle… Oppositionelle Gruppe ist eine Organisierungsform, die fester und verbindlicher ist als ein
Bündnis. Eine oppositionelle Gruppe kann auch mit kämpferischen UnterstützerInnen von außen ergänzt
werden. Denkbar ist z.B. ein ArbeiterInnen-Stammtisch bei dem auch die Unterstützer mitmachen.
Oppositionelle Liste auch alternative Listen. Die Betriebsratswahl wird per Betriebsverfassungsgesetz
(BetrVG) alle vier Jahre durchgeführt. In Betrieben mit gewerkschaftlicher Organisierung, stellen sich in der
Regel GewerkschaftskollegInnen zur Wahl. Im Betriebsrat sind fast immer Gewerkschaftsmitglieder dominant.
Das muss aber nicht zwangsläufig so sein. Betriebsratswahlen werden aber nur selten ohne gewerkschaftliche
Unterstützung durchgeführt, da die KollegInnen Repressionen fürchten. Ein Betriebsrat kann entweder mit
Personenwahl oder Listenwahl gewählt werden. Grundsätzlich gibt es die Personenwahl, bei der alle
KandidatInnen auf einer Liste stehen und je nach Stimmenergebnis in den Betriebsrat gewählt werden. Wenn
vor der Wahl zu einem per Gesetz festzulegenden Zeitpunkt auch nur ein einziger Mensch mit
50 Stützunterschriften eine Liste einreicht, gilt das Prinzip der Listenwahl, wobei nach der Wahl die
Betriebsratsplätze nach Stimmenergebnis an die verschiedenen Listen vergeben werden.
Was ist nun eine oppositionelle Liste? Das kann auch sehr verschieden aussehen. Wir lassen mal die
Kapitalisten-Listen, die auch oft in Opposition zur Gewerkschaftsliste stehen, weg.
Also geht es hier jetzt um Listen von KollegInnen, die z.B. deswegen entstehen, weil diese KollegInnen es
nicht mehr hinnehmen wollen, wie Gewerkschaftsbürokratie und Betriebsratsfürsten Co-Management
betreiben. Es sind oft kämpferische KollegInnen, die sich auf dem Standpunkt vereinen, Reformen
durchzusetzen. Für uns kann es unter bestimmten Umständen der richtige Weg sein, irgendwann UnterstützerIn
oder Teil einer solchen Liste zu sein. Wenn es solche Listen bei uns im Betrieb gibt, lohnt es sich, sich auch mit
ihnen auseinander zu setzen.
Auf jeden Fall werden in Betriebsversammlungen brisante Themen offener diskutiert als ohne diese Listen. Wie
können wir sie nutzen, um unser Ziel zu erreichen? Wir können z.B. mit den kämpferischen KollegInnen ein
betriebliches Bündnis eingehen, um die Belegschaft zu aktivieren und für ihre eigenen Rechte zu mobilisieren.
Wie stehen wir zu oppositionellen Listen, kommt das für uns in Frage?
Auch das hängt von der konkreten Lage ab. Wenn solche Listen bestehen und es für uns nach Abschätzen der
Lage Sinn macht, dass wir im Betriebsrat vertreten sind, werden wir als Teil einer solchen alternativen Liste
arbeiten.
Öffentlichkeitsarbeit
Ökonomismus und Opportunismus bekämpfen
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P
arolen entwickeln
Politischer Stammtisch
Politischer Streik, politisches Streikrecht
Politische Tagesfragen einbringen
Politische Veranstaltungen im Gewerkschaftshaus
Q
uark ist alles andere außer Revolution,
sagt Rosa
R
assismus bekämpfen
(siehe auch Spaltung bekämpfen)
Redebeiträge auf Versammlungen
Reformforderungen aufstellen, die den legalen Rahmen der Gewerkschaftsbürokratie sprengen.
Revolution
S
chwarzes Brett
Sexismus bekämpfen
Solidaritätsaktionen
Soziale Marktwirtschaft oder Sozialismus
Spaltung bekämpfen Das Kapital hat ein großes Interesse daran, dass die Arbeiterklasse nicht geeint ist, dass
es keine vereinigte geschlossen kämpfende Arbeiterklasse gibt, die bereit ist, sich gegen die Kapitalistenklasse
zu erheben. Was also unternimmt das Kapital? Es bedient sich einer alten Herrscherweisheit: Teile und
herrsche! Das funktioniert für die Herrschenden seit Jahrtausenden! Auch heute sind die Unterdrückten
gespalten. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, diese Spaltung zu bekämpfen. Das bedeutet, dass wir nutzen, was
wir in unserer Lagebestimmung über die Zusammensetzung der Belegschaft in Erfahrung bringen konnten.
Migranten-, Frauen- Auszubildendenanteil. LeiharbeiterInnen, befristete KollegInnen, Teilzeitbeschäftigte,
KollegInnen mit besonderen Arbeitsverträgen z.B. mit Ergänzungstarifverträgen usw. Jede dieser Gruppen
bedeutet gleichzeitig eine Spaltungslinie in der Belegschaft, so wollen es die Bosse! Wenn man daran etwas
ändern will und das müssen wir, bedeutet es Kleinstarbeit in den Köpfen der KollegInnen. Wir werden z.B.
immer wieder gegen Sexismus vorgehen müssen; junge KollegInnen davon abbringen gegen ältere zu hetzen
und umgekehrt; entlarven, wem die Hetze gegen Erwerbslosen dient; sich für LeiharbeiterInnen einsetzen und
gegen Leiharbeit kämpfen und so weiter und so fort! Auch das was beim Thema Internationalismus leben steht,
gehört dazu.
Eine besondere Rolle spielt der Rassismus: Hier wird sehr erfolgreich mit den Vorurteilen gearbeitet. Uns geht
es darum, klar zu stellen, dass der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit besteht und nicht zwischen den
Werktätigen, egal welcher Herkunft. Wir müssen Position beziehen gegen Rassismus, Deutschchauvinismus
und Nationalismus, gegen Antisemitismus und gegen Islam-Hetze. Das ist heute verflixt schwierig, weil die
Köpfe der ArbeiterInnen vollgestopft sind mit der bürgerlichen Ideologie und Hetze z.B. gegen MigrantInnen.
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Eine Spaltungslinie verläuft auch zwischen west- und ostdeutschen KollegInnen. Es gilt hier genau das Gleiche:
Wenn wir uns erfolgreich gegen das Kapital zur Wehr setzen wollen, müssen wir jeglichen Rassismus und
Chauvinismus bekämpfen, als Voraussetzung für die notwendige Schaffung der Einheit der
ArbeiterInnenklasse! (Siehe auch Antisemitismus, Antiislamismus bekämpfen)
Stammtisch
Streik
Streik- und Kampfkomitee Das ist ein eigenständiges Komitee, das direkt von den ArbeiterInnen gewählt
wird oder aus einem Kampf verdeckt heraus entsteht.
Für Streik- und Kampfkomitees gibt es in der Geschichte der Arbeiterbewegung viele Beispiele, wie das
ablaufen kann. Es ist wichtig, bei diesem Thema nicht vorzupreschen. Ohne eine entschlossene Gruppe (die
sich manchmal auch sehr schnell findet) nützt die beste Theorie nichts. Es gilt eben auch hier: die konkreten
Bedingungen gut einschätzen und die richtigen Schritte zur richtigen Zeit unternehmen. Es gibt sehr viele
verschiedene Möglichkeiten, einen Kampf zu organisieren, einen Kampf zu beginnen aber auch an den
Umständen zu scheitern. Eine wichtige Rolle spielt die Gewerkschafts- und Betriebsratsführung, die immer
versuchen wird, den Kampf entweder abzuwiegeln, zu übernehmen oder dem Kapital zu helfen, die
„Rädelsführer“ ans Messer zu liefern. Hier haben wir fiktive Beispiele, grob beschrieben, aber so könnte es
gehen:
Was macht ein Häuflein revolutionärer KollegInnen, wenn z.B. eine Verlagerung ansteht, von der rund
2000 Arbeitsplätze betroffen sind:
Von der Recherche der wahrheitsgemäßen Informationen und die Lügen der Bosse und Bonzen aufdecken ist
der nächste Schritt diese Informationen verstärkt in der Belegschaft zu diskutieren. Sehr viel läuft parallel:
Kontakte, vor allem zum Vertrauenskörper, werden aufgebaut. Forderungen an die Geschäftsleitung, an den
Betriebsrat und an die Gewerkschaft werden mit Hilfe der Betriebszeitung gestellt. Alle geben alles und
schaffen es tatsächlich rund 20 kämpferische Kollegen zusammen zu bringen und außerhalb der Fabrik mit
ihnen das weitere Vorgehen zu bereden. Die Idee, mit einem Flugblatt zu einer Versammlung in der Kantine
aufzurufen, wird in die Tat umgesetzt. Bis hin dazu, wie man sich davor schützen kann, frühzeitig als Gruppe
entdeckt zu werden, wird versucht, alles einzubeziehen. Wie leitet man eine Versammlung, ohne aufzufallen…
In diesem Beispiel konnte die Belegschaft dazu bewegt werden, die Kantine nicht mehr in Richtung Arbeitsplatz
zu verlassen, sondern mit einem Marsch durch die Hallen einen Streik zu beginnen, der seine erste
Versammlung vor dem Tor abhält. DORT zusammen mit großen Teilen der Belegschaft wird dann eine
Streikleitung gewählt.
Wir haben für dieses Beispiel einen ausschließlich gelben Betriebsrat angenommen. Das kann auch anders
aussehen, wie ein anderes Beispiel zeigt:
Ein anderer Ablauf einer Aktion, in diesem Fall sollte ein ganzer Betrieb geschlossen werden: Hier wurde über
die Aktivierung der gewerkschaftlich organisierten Kollegen eine Struktur des dauernden Austauschs
geschaffen. Die kämpferischsten wurden einbezogen, um die Belegschaft besser zu erreichen. Der Druck auf
die Geschäftsleitung wurde zusammen mit dem Betriebsrat unter anderem mit einer kämpferischen
Betriebsversammlung aufgebaut. Es ging die ganze Zeit um die Einheit aller Kollegen in diesem Betrieb. Viel
Öffentlichkeitsarbeit, Pressegruppe, Aktionen bei Schichtwechsel, hat die Not der Belegschaft in die Stadt und
die Region transportiert und so den Druck auf die Geschäftsleitung erhöht. Die Meinungsführer der
Belegschaft, die revolutionären Kollegen, der kämpferische Betriebsrat bildeten dann das Streik- und
Kampfkomitee, das von der Belegschaft respektiert, den Streik anführte.
Dieses Beispiel zeigt, dass ein Streik- und Kampf-Komitee nicht immer gewählt werden muss, sondern sich
auch im Verlauf eines Arbeitskampfs herauskristallisieren kann. Den Respekt der Belegschaft zu haben,
bedeutet ja deren Zustimmung – das ist auch eine Art Wahl.
Streikzeitung
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Systemfrage stellen
T
arifverhandlungen nutzen
Transparente und Schilder malen mit KollegInnen
U
nterschriftensammlungen
Unterstützung von außen
V
ernetzung
Versammlungen organisieren
Vertrauensleutetreffen
VKL-Zeitung
VL-Zeitung
W
arnstreik
Werksbegehungen
Wilder Streik
Workshops
XY
Z
eitung verteilen
Soweit mal zum ABC der Aktionsmöglichkeiten im Betrieb – na, passt da das eine oder andere? Mit Sicherheit
(noch) nicht alles.
Wir freuen uns über Ergänzungen und Diskussion!
Zum Kommunismus kommen wir nur kämpfend!
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[1]
2010, Statistisches Bundesamt/Erwerbstätigkeit
im 2. Quartal
[2]
06/2009 Statistik Bundesagentur für Arbeit