Großmächte, wie China und die EU, aber auch aufstrebende Mächte, wie Indien, Brasilien, die Türkei und Saudi-Arabien konkurrieren um die umfangreichen noch nicht erschlossenen Ressourcen in Afrika. Sie stehen in scharfem Konkurrenzkampf zu den traditionellen Mächten, wie die USA, Frankreich und Großbritannien um den Zugang zu Rohstoffen und Märkten, aber auch um politischen Einfluss auf dem Kontinent. Der Ölpreis ist auf einen sehr niedrigen Stand gefallen aufgrund des Fracking-Booms in Nordamerika. Dennoch gibt es ein Wettrennen um die Energieressourcen auf dem afrikanischen Kontinent. Bis zum Jahr 2030 dürfte der weltweite Energieverbrauch um gut 30 Prozent zunehmen. Gleichzeitig werden die konventionellen Energievorräte immer knapper.
Das südliche Afrika ist reich an mineralischen Rohstoffen, insbesondere Öl in Angola, Kupfer in Sambia, verschiedenen Eisenerzen und Schwermetallen in Simbabwe und Südafrika, sowie Gold und Diamanten. Die DR Kongo und Sambia verfügen über 50 Prozent der weltweiten Kobaltvorkommen, Südafrika und Simbabwe über 98 Prozent der Chromlagerstätten.
In Südafrika finden sich überdies 90 Prozent der Weltvorräte an Platinmetallen: Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium, Iridium und Osmium. Schätzungen gehen von bis zu 7 Billionen Kubikmetern Offshore-Gas in Mosambik aus. An der Atlantikküste ist Namibia auf dem Weg, bedeutender Öl-und Gasexporteur zu werden. 1
Kurzer geschichtlicher Überblick über den Süden Afrikas
Bereits vor 300 000 Jahren lebten in den Flusstälern des Sambesi die ersten Menschen. Ab ca 15 000 vor unserer Zeitrechnung (v.u.Z.) besiedelten San (Jäger und Sammler) und später auch Khoi (Viehzüchter) das heutige Territorium von Sambia.
Ab 300 v.u.Z. begann die erste Bantuwanderung. Zu den eingewanderten Völkern zählten die Tonga, die einen intensiven Handel mit der Ostküste Afrikas betrieben. Einige Siedlungen entwickelten Handelstätigkeiten bis hin nach Indien und Fernost. Die zweite Bantuimmigration begann etwa 600 n.u.Z., die dritte etwa 900 n.u.Z. Im 17. Jahrhundert entstanden Königreiche mit zentraler politischer Verwaltung.
Kolonialisierung und Widerstand
Bereits um 1500 kolonialisierte das portugiesische Weltreich das heutige Angola und Mosambik, forcierte den Sklavenhandel und baute Handelsposten auf.
Mitte des 17. Jahrhunderts besiedelten niederländische Seefahrer, aber auch deutsche und französische Eroberer das heutige Südafrika. 1752 wird Mosambik portugiesische Kronkolonie. Am lukrativen Sklavenhandel beteiligten sich alle Kolonialisten, aber auch die regionalen, afrikanischen Herrscherclans finanzierten darüber ihr Staatswesen. Kriege wurden teilweise nur geführt, um Gefangene für den Sklavenhandel zu machen. Bis heute sind Teile der Provinzen Niassa und Cabo Delgado (Mosambik) weitgehend entvölkert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts eroberten britische Kolonialisten Südafrika. Sie verdrängten die Buren nach Norden. Das Volk der Zulu kämpfte gegen die britischen Kolonialisten und besiegten sie 1879 in der Schlacht bei Isandhlwana. 2
Im August 1884 gründeten deutsche Kolonialisten die Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia, und der Südrand des Caprivizipfels in Botswana), in der sie mit Unterstützung der „deutschen Schutztruppen“ die Völker der Herero und Nama ab 1904 in Konzentrationslager, durch Zwangsarbeit, durch gnadenlose Vertreibung und Massaker systematisch vernichteten.
Nach der Berliner Kongo-Konferenz wird fast ganz Afrika unter den Imperialisten und Kolonialisten aufgeteilt. Die Kolonialisierung und die brutalste Sklaverei im Süden Afrikas durch europäische Imperialisten führt zu unermesslichem Leiden, zu großen Verwüstungen und zu endlosen Genoziden bis hinein in die heutige Zeit. 3
1885 wird das Gebiet südlich des Molopo (Namibia und Südafrika) von Großbritannien als Kronkolonie Betschuanaland annektiert und zehn Jahre später an die Kapkolonie übergeben. Das Gebiet nördlich des Molopo (heute Botswana) wird britisches Protektorat. 1886 beginnen Ndebele (Matabele) einen Unabhängigkeitskrieg gegen das britische Imperium im heutigen Zimbabwe, werden jedoch brutal niedergeschlagen. Zeitgleich dringt die britische „berühmt-berüchtigte“ „South Africa Company“ (BSAC) ins heutige Sambia ein.
1894 einigen sich die britischen Kolonialisten mit dem belgischen König über den nördlichen und östlichen Grenzverlauf von Sambia zu Belgisch-Kongo. 1896 wird der antikoloniale Widerstand des Gaza-Reiches (im Süden Mosambiks) militärisch zerschlagen. Der bewaffnete Widerstand wird jedoch erst nach 1920 endgültig niedergeschlagen. Die britischen Imperialisten unterwerfen die Buren im Burenkrieg von 1901/02. 1904 wird die Hüttensteuer in Malawi eingeführt. Sie zwingt die Männer zum Erwerb von Geld, dessen Folge ein Strom von Wanderarbeitern in die Südregion und nach Simbabwe und Südafrika ist.
Es gibt massiven, langandauernden Widerstand gegen die Kolonialisten. Aber die Völker Afrikas kämpfen mit einfachen Waffen gegen hochgerüstete Armeen. Hunderttausende AfrikanerInnen werden hingemordet.
Immer wieder entflammen Befreiungskämpfe für die Unabhängigkeit: 1903 beginnt der Unabhängigkeitskampf in Madagaskar, 1905 der Bembe-Zulu Widerstand, 1906 der Barué-Aufstand in Mosambik und der Zulu-Aufstand gegen die englischen Imperialisten in Südafrika, 1908 der Widerstand in Nyasaland (heute Malawi). 1912 gründet sich in Südafrika der South African Native National Congress (später African National Congress – ANC) und in Malawi die North-Nyasa Native Association. Zwei landesweite bewaffnete Aufstände in Madagaskar gegen die französische Kolonialmacht werden 1915 und 1929 unterdrückt. Auch die Rebellion in Malawi 1915 wird blutig beendet.
Während des Ersten Weltkrieges rekrutieren die britischen Kolonialisten zehntausende Afrikaner aus ihren Kolonien, um für den britischen Imperialismus zu kämpfen.
Der Sieg der Oktoberrevolution in der Sowjetunion führt zu einem immensen Aufschwung der antikolonialen und antiimperialistischen Befreiungskämpfe. Die Zambezi Bevölkerung beginnt 1917 einen groß angelegten Widerstand gegen Zwangsarbeit, erhöhte Steuern, obligatorische Baumwollproduktion, sexuelle Gewalt gegen Frauen und militärischer Wehrpflicht (bis 1921). 4
Nach dem Ersten Weltkrieg werden die Grenzen neu gezogen und einige Länder Afrikas wieder unter den Imperialisten anders aufgeteilt. Die ehemalige deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika wird der Verwaltung Südafrikas übertragen. 1924 wird Nordrhodesien zur britischen Kronkolonie. Ab 1928 beginnt die britische Kolonialregierung europäische Farmer nach Simbabwe zu holen. Das fruchtbare Land wird für europäische Farmer reserviertes Land. Die afrikanischen Völker werden in Reservate getrieben, deren Böden schnell ausgelaugt sind. Weite Teile der afrikanischen Völker leiden an Hungerepedemie, auch diese Situation hält bis heute an.
Im Zweiten Weltkrieg dehnen die imperialistischen Mächte die kriegerische Unterwerfung Afrikas aus. Es geht um die Weltherrschaft, das bedeutete auch um den Einfluss in den Kolonien und um Rohstoffe für die Kriegsproduktion. Afrikanische schwarze Soldaten müssen zwangsweise für die Kriegsinteressen der Kolonialherren kämpfen.
Zum Beispiel sterben 29,6 Prozent der Soldaten aus Madagaskar. Zwangsarbeit, Ablieferungsquoten für Rohstoffe und Beschlagnahmung von Nahrungsmitteln führen in manchen Regionen zu fürchterlichen Hungersnöten. In Madagaskar steigt zwischen 1941 und 1943 die Zahl der Zwangsarbeitstage von 2,55 Millionen auf 3,81 Millionen.
Vom Widerstand zur Unabhängigkeit
1919 gründen schwarze ArbeiterInnen in Südafrika die Industrial and Commercial Workers Union (ICU). Sie organisiert zeitweise 100 000 Mitglieder. 1935 streiken in Sambia die Bergwerksarbeiter. Fünf Jahre später brechen erneut Streiks aus – diesmal für höhere Löhne – und nehmen ein blutiges Ende. Schwarze ArbeiterInnen gründen eigene Gewerkschaften, die sich 1949 zur Northern Rhodesia African Mineworkers’ Union (AMU) zusammenschliessen. 1940 wird in Malawi der Nyasaland African Congress (NAC) gegründet. 1946 streiken Bergarbeiter in Südafrika, der Streik wird gewaltsam niedergeschlagen.
Im März 1947 brechen im Norden Madagaskars Aufstände gegen die französischen Kolonialisten aus, an denen sich etwa ein Viertel der Bevölkerung beteiligt. Die KämpferInnen bringen ein Siebtel der Staatsfläche unter ihrer Kontrolle, Frankreich entsendet 18 000 Soldaten zur Niederschlagung der Aufstände. Über das Land wird das Kriegsrecht verhängt. Die Völker kämpfen tapfer gegen einen hochgerüsteten Militärapparat bis der Aufstand zwei Jahre später endgültig zerschlagen wird. Etwa 80 000 Menschen werden ermordet, der weitaus größte Teil kommt bei den folgenden Repressionen um. 5
Das Kriegsrecht wird durch ein Notstandsrecht ersetzt. Die Parteien werden aufgelöst, einige werden völlig zerschlagen, die Zeitungen unterliegen der Zensur. Politisch Verdächtige sehen sich Verfolgung und harter Repression ausgesetzt. Der Notstand dauert fünf Jahre.
1953 werden Südrhodesien (Simbabwe), Nyassaland (Malawi) und Nordrhodesien (Sambia) zur Zentralafrikanischen Föderation zusammengeschlossen. Extensive Landenteignungen, rassistische Diskriminierung, kaum Zugang zu Bildungseinrichtungen … unter diesen Vorzeichen erstarkt der Widerstand gegen die weiße Minderheitsregierung. 1957 kommt es zu heftigen Streiks, Demonstrationen und Aufständen in Malawi gegen die britische Kolonialregierung.
1959 wird der Ausnahmezustand ausgerufen, der NAC verboten. Antiimperialistische Befreiungskriege bringen in vielen Ländern der Region Befreiungsbewegungen an die Macht, die ihren politischen Erfolg zum Großteil dem bewaffneten Kampf zu verdanken haben. Dies gilt vor allem für Angola, Mosambik, Simbabwe, Namibia und Südafrika.
Madagaskar
1954 bilden mehrere Organisationen den Madagassischen Unabhängigkeitskongress AKFM (Antokn‘ny Kongresy Fahaleovantenan‘i Madagasikara). Der Kongress tritt für eine völlige Lösung Madagaskars von Frankreich ein. Die Sozialdemokratische Partei (PSD) wird von den französischen Sozialisten (eigentlich Sozialdemokraten) und den deutschen Sozialdemokraten unterstützt. Sie fordert ebenso eine Unabhängigkeit, aber in enger ökonomischer Beziehung zu Frankreich.
Am 26. Juni 1960 erlangt Madagaskar die Unabhängigkeit. Erster Staatspräsident wird – mit dem Segen! der katholischen Kirche und der ehemaligen Kolonialverwaltung – Philibert Tsiranana, Vorsitzender der Sozialdemokraten.
Malawi
Im Mai 1891 wird Malawi zum Britischen Zentralafrika-Protektorat, das später in Protektorat Nyassaland umbenannt wird und 1907 zur Kolonie Nyassaland. Hier führen die britischen Imperialisten das System der sogenannten Indirect Rule ein. Die Kolonie wird von afrikanischen Stammesoberhäuptern regiert, die unter Hoheit der britischen Regierung stehen. 1964 wird Malawi unabhängig. Staatspräsident wird Kamuzu Hasting B. Banda von der Malawi Congress Party (MCP) Nachfolgepartei des verbotenen Nyasaland African Congress (NAC).
Sambia und Simbabwe bildeten die britische Kronkolonie Rhodesien. Mit dem Wahlsieg von Kenneth Kaunda und der UNIP-Partei (United National Independence Party) und der Unabhängigkeitserklärung endet 1964 die Kolonialzeit Sambias.
Botswana
Seit 1899 entwickelt sich Botswana in starker politischer und ökonomischer Abhängigkeit zu Südafrika. Zeitweise arbeiten bis zur Hälfte der Männer im Erwerbsalter in Südafrika. Als erste politische Partei gründet sich 1960/61 die Bechuanaland Peoples Party (BPP), die sich an panafrikanischen Ideen orientiert. Ein Jahr später entsteht die Botswana Democratic Party (BDP) unter Seretse Khama, Thronfolger der Bangwato. 1965 erhält Botswana einen Autonomiestatus und erlangt 1966 als Republik Botswana seine Unabhängigkeit mit Seretse Khama als Präsident.
Lesotho
1966 wird das Königreich Lesotho unabhängig von Großbritannien. Lesotho lehnte die Anerkennung der Transkei und anderer südafrikanischer Homelands ab und bietet südafrikanischen Flüchtlingen Asyl, worauf die Apartheidregierung Südafrikas Sanktionen gegen das Königreich verhängt und damit wirtschaftlichen, politischen und militärischen Druck auf Lesotho ausübt.
Mauritius
Die Geschichte von Mauritius ist eine lange Geschichte von Unterdrückung und Ausplünderung durch verschiedene Kolonialmächte. Um 1000 benutzen arabische Seefahrer die Insel als Station auf ihrem Seeweg, und seit 1507 portugiesische Seefahrer. 1598 annektieren die holländischen Kolonialherren die Insel und führen die Produktion von Zuckerrohr ein, der den Grundstock für die spätere Monokultur bildet. 1715 besetzt Frankreich die Insel und importiert Sklaven aus Asien, dem afrikanischen Festland, und Madagaskar für die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen.
Nur 15 Prozent der damaligen Bevölkerung sind EuropäerInnen, die anderen 85 Prozent setzen sich aus Sklaven aus verschiedenen Weltkontinenten zusammen. 1748 greifen die Engländer die Insel an, scheitern jedoch. In Folge kommt es zum Krieg zwischen Frankreich und England (1793). 1810 besetzt das britische Kolonialreich dann die Insel. Sie schaffen 1835 die Sklaverei ab. Allerdings werden die Sklavenhalter großzügig entschädigt.
Als neue Arbeitskräfte werden chinesische und indische Kontraktarbeiter zwangseingeführt und ausgebeutet. 1936 wird als erste Partei die Mauritian Labour Party (MLP) gegründet. 1966 bekommt Mauritius den Autonomiestatus. Die MLP unter Führung von Seewoosagur Ramgoolam, die die Interessen der kreolischen und indischen Kleinbauern und Arbeiter vertritt, fordert die völlige Unabhängigkeit. Die Parti Mauricien Social-Démocrate (PMSD), die ihrerseits die Interessen der Zuckerbarone und der kreolischen Elite repräsentiert, ist aus Angst vor dem Verlust des Commonwealth-Zuckermarktes für ein Verbleiben der Insel bei Großbritannien. Großbritannien sichert sich vorsorglich die Insel Diego García als Flottenstützpunkt, der 1976 an die USA abgetreten wird. 1968 wird Mauritius unabhängig.
Swasiland
Der König der Swasi sieht in den Zulu seine stärksten Feinde und verbündet sich mit den Buren (Transvaal) und den Briten (Natal). 1881 beschließen die Briten und Buren die Unabhängigkeit Swasilands, jedoch nicht in den tatsächlichen Grenzen des Königreiches. So fallen tausende Swasi unter die Verwaltung der Transvaal-Regierung. Die Unabhängigkeit wird zudem systematisch von den Buren verletzt, die Swasiland annektieren wollen. 1893 gibt Großbritannien dem Druck der Buren nach und übergibt alle Verwaltungsrechte über Swasiland an die Südafrikanische Republik. 1968 wird Swasiland unabhängig unter der Regentschaft von Sobhuza II, König „von Gottes Gnaden“.
Mosambik
Am 16. Juni 1960 verüben portugiesische Kolonial-Truppen ein Massaker an der Bevölkerung. 600 DemonstrantInnen werden dabei erschossen. Damit beginnt der bewaffnete Befreiungskampf. Drei Widerstandsgruppen schließen sich zur Frelimo (Frente de Libertacao de Mocambique) zusammen. Ihr Präsident wird Eduardo Mondlane aus der Gaza-Provinz. Er wird durch eine Briefbombe getötet und Samora Machel wird sein Nachfolger. 1970 noch starten portugiesische Truppen eine Großoffensive im nahezu völlig befreiten Distrikt Cabo Delgado. Monatelang bombardieren Jagdbomber (Fiat G 91, geliefert von der BRD) Stützpunkte und Nachschubwege der Frelimo, teilweise mit Napalm. Der linke Aufstand der „Bewegung der Streitkräfte“ (Movimento das Forças Armadas – MFA) am 25. April 1974 gegen die faschistische Diktatur Salazars in Portugal, die sogenannte „Nelkenrevolution“ brachte nicht nur Portugal eine bürgerliche Demokratie, sondern auch nach dem erfolgreichen Kampf der Frelimo – ein Jahr später seine Unabhängigkeit und Samora Moises Machel wird Präsident. Als erste Aktion beschließt die Frelimo die Verstaatlichung des Erziehungs-, Gesundheits- und Rechtswesen sowie der Mietshäuser.
Auch Angola erkämpft 1975 im Zuge der Nelkenrevolution in Portugal und des bewaffneten Befreiungskampfes seine Unabhängigkeit.
Seychellen
1609 „erobert“ die britische Ost-Indien-Kompanie Mahé (die größte der 115 Inseln). Ab 1742 beginnen Franzosen Plantagen anzulegen, in denen afrikanische SklavInnen unter brutalsten Bedingungen arbeiten müssen. 1756 beansprucht Frankreich die Inseln, 1814 wird sie den britischen Kolonialisten übergeben, die kurz darauf zur britischen Kolonie erklärt werden. 1930 entstehen politische Bewegungen, wie die „Liga für Farbige“ und die „Organisation der Steuerzahler“. 1964 gründet sich die Seychelles People‘s United Party (SPUP), die eine völlige Unabhängigkeit einfordert, während die Seychelles Democratic Party (SDP) für eine enge Bindung an Großbritannien eintrat. Erst 1976 werden die Seychellen unabhängig.
Simbabwe
Der britische Bourgeois Cecil Rhodes (1853 bis 1902), auf den auch der frühere Name des Landes Rhodesien zurückgeht, eignet sich Schürfrechte für die immensen Rohstoffvorkommen des Landes an und importiertweiße SiedlerInnen in das Land. 1911 wird das Land zur britischen Kolonie. Binnen 20 Jahren rauben europäische SiedlerInnen über 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die afrikanischen Bauern und Bäuerinnen werden in Reservate getrieben oder zu LandarbeiterInnen versklavt. Die Briten errichteten ein Apartheidsystem.
1961 gründet sich die Zimbabwe African People’s Union (ZAPU), zwei Jahre später spaltet sich die Zimbabwe African National Union (ZANU) von ihr ab. Die bereits sozialimperialistische Sowjetunion unterstützt die ZAPU, die von Sambia aus operiert, während China die ZANU unterstützt. Von Mosambik aus führt die ZANU den bewaffneten Kampf gegen das Apartheidsystem weiter. 1965 erklärt eine weiße Minderheit unter Ian Smith einseitig die Unabhängigkeit Rhodesiens von Großbritannien. Die meisten BefreiungskämpferInnen gehen ins Exil oder werden inhaftiert. 1980 – nach einem langandauernden Befreiungskampf – wird Simbabwe unabhängig.
Namibia
1989 geht eine 105 Jahre währende Kolonialzeit zu Ende, 31 Jahre unter deutscher, der Rest unter südafrikanischer Herrschaft. Der antikoloniale Widerstand wird mit besonderer Brutalität gebrochen. Deutsche Schutztruppen begehen den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Darauf folgt die flächengreifende Landnahme weißer Siedler sowohl unter deutscher als auch anschließend unter südafrikanischer Herrschaft. Die repressive Siedlungspolitik mit systematischen Vertreibungen gipfelt 1964 im Odendaal-Plan. Auf der Grundlage der getrennten Entwicklung empfiehlt er die Einrichtung von zehn Südafrika unterstellten Homelands, sogenannte „Bantustans“ nach ethnischen Gesichtspunkten. Nach 20 Jahren erfolgloser UN-Petitionen beginnt die SWAPO (South West African People’s Organisation, heute Swapo Party) einen bewaffneten Befreiungskampf. 1989 wird Namibia unabhängig und die Swapo Regierungspartei.
Südafrika:
Die Apartheid in Südafrika endete erst 1994.
In der nächsten Trotz alledem! setzen wir uns mit der Republik Südafrika auseinander, daher gehen wir hier nicht näher auf das Land ein.

Wirtschaftsboom – imperialistische Plünderung – Verelendung der Volksmassen
Namibia – Konflikte 27 Jahre
nach Ende der Apartheid
Für die große Mehrheit der NamibierInnen haben sich die Hoffnungen, die an die Unabhängigkeit und die SWAPO geknüpft worden waren, kaum erfüllt. In den Verhandlungen zur Unabhängigkeit ging die SWAPO den Kompromiss ein, 60 000 Beamte des südafrikanischen Apparates zu übernehmen, ebenso fast 800 Millionen Rand Schulden, die das südafrikanische Apartheidregime angehäuft hatte. Wirtschaftszweige, wie der Einzelhandel oder das Tourismusgeschäft, sind nach wie vor weitgehend in Händen der weißen Minderheit, oft unter Kontrolle südafrikanischer Konzerne. Die SWAPO ist die Landfrage nicht angegangen, es gab keine Landreform: Schwarze Kleinbauern und Bäuerinnen wurde zwar das Recht auf ihr ehemaliges Land zugesprochen, mussten es aber zurückkaufen. Dafür haben sie Kredite von Banken und Großgrundbesitzern bekommen, die sie nicht zurückbezahlen können. Sie haben ihr Land wieder verloren. Heute kontrollieren knapp 4 000 meist weiße GroßgrundbesitzerInnen über 40 Prozent des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens, sie beschäftigen mehr als 35 000 abhängige LandarbeiterInnen.
1995 verabschiedete die SWAPO ein neues Gesetz, das den Weg für die Einführung von Exportfreihandelszonen (Export Processing Zones – EPZ) ebnete. Betriebe, die sich in einer Exportzone ansiedeln, müssen sich nicht an das nationale Arbeitsgesetz halten. Es ist vielmehr freigestellt, ArbeiterInnenrechte zu respektieren – oder auch nicht. EPZ-Unternehmen haben in ganz Namibia freie Standortwahl, sie müssen lediglich den EPZ-Status bei der Regierung beantragen. Sie sind von der Mehrwertsteuer befreit, ebenso von Unternehmenssteuer und von Importzöllen auf Maschinen und Rohstoffe. Darüber hinaus haben sie das Recht, ihre Konten bei Banken in Namibia in Fremdwährung zu führen, und können ihr Kapital und ihre Profite ohne Einschränkung aus Namibia ausführen.(Das nennt man Freiheit für das Kapital! Nicht für Menschen.)
Die Gewerkschaften drohten gerichtlich gegen das EPZ-Gesetz vorzugehen, weil es sowohl ein Verstoß gegen das namibische Arbeitsgesetz, als auch gegen die ILO-Konventionen sei. Die SWAPO handelte einen Kompromiss aus. Dieser besagt, dass in den Exportzonen nun das nationale Arbeitsgesetz gilt, allerdings unter der Bedingung, dass die ArbeiterInnen fünf Jahre nicht streiken dürfen. Namibias größter Gewerkschaftsdachverband, die Nationale Gewerkschaft der Namibischen Arbeiter (National Union of Namibian Workers – NUNW) ist ein langjähriger Verbündeter der regierenden SWAPO Partei.
Im März 2015 wurde Hage Geingob als dritter Präsident Namibias vereidigt. Er gehört der ersten Generation der SWAPO an. Er gilt als wirtschaftsfreundlich und dem Ausland, insbesondere Deutschland, gegenüber „aufgeschlossen“. Die Oppositionsparteien haben in der Gesamtheit der Stimmen etwa ein Fünftel bekommen. 6
Von der Weltbank wird Namibia in die Gruppe der Länder mit höherem mittlerem Einkommen eingestuft. In kaum einem anderen Land der Welt ist aber das Vermögen so ungleich verteilt: Eine vorwiegend weiße Elite und eine neue schwarze Mittelschicht können einen annähernd europäischen Lebensstandard pflegen – weite Teile der überwiegend schwarzen Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Rund 30 Prozent der EinwohnerInnen gelten als arm, etwa 15 Prozent leben sogar in extremer Armut.
Der Human Development Index (HDI) liegt bei den etwa 20 000 Deutschsprachigen bei 1,0 (die Skala geht von 0 bis 1) für die San liegt er bei weniger als 0,3. Die offizielle Erwerbslosenquote liegt bei 29,6 Prozent, die Jugenderwerbslosigkeit bei 41 Prozent. Die HIV-Infektionsrate liegt bei 30 Prozent. Nach einer Schätzung von UNAIDS leben in Namibia 80 000 bis 150 000 Aids-Waisen.
Wirtschaftlich ist Namibia vom Bergbau abhängig, vor allem von der Förderung und Verarbeitung von Mineralien für den Export. Das Land ist fünftgrößter Produzent von Uran und reich an Ressourcen: Diamanten, Zink, Kupfer, Blei, Zinn, Marmor, Granit sowie Halbedelsteine und Fluss-Spat (Mineral). Dennoch sind weniger als drei Prozent der ArbeiterInnen im Bergbau beschäftigt. Der Dienstleistungssektor trägt mehr als die Hälfte zum BIP bei. Vor allem der Finanz- und Wirtschaftsdienstleistungssektor, aber auch der Telekommunikationsbereich sind mit die modernsten auf dem afrikanischen Kontinent.
In der Landwirtschaft finden sich etwa ein Viertel aller Erwerbstätigen, Kleinbauern überleben durch reine Subsistenzwirtschaft. Im Gegensatz dazu gibt es die exportorientierte kommerzielle Landwirtschaft. Sie besitzt einen Anteil am BIP von 9,6 Prozent und beschäftigt die Hälfte aller ArbeiterInnen des Landes. Die Viehzucht ist weit wichtiger als der Ackerbau. Das Fleisch der extensiven Rinder- und Schafzucht wird überwiegend nach Südafrika exportiert. Südafrika ist Namibias wichtigster Wirtschaftspartner. Der namibische Dollar ist im Verhältnis 1:1 an den südafrikanischen Rand gebunden. 80 Prozent der namibischen Importe kommen aus Südafrika sowie 25 Prozent der Exporte gehen dorthin.
Der Wert des deutsch-namibischen Handelsvolumens ist selbst im Krisenjahr 2009 zweistellig gewachsen und belief sich auf 210 Millionen Euro. 2014 lag es bei circa 274 Millionen Euro. Deutschland exportiert vor allem Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Kraftfahrzeuge und Nahrungsmittel. Aus Namibia werden nach Deutschland Fleischwaren, Rohkupfer und Kupferlegierungen sowie Nichteisenmetalle wie beispielsweise Zinn und Zink exportiert.
Rund 800 000 Touristen aus Deutschland reisen jährlich nach Namibia, sie sind bei weitem die größte Gruppe nichtafrikanischer TouristInnen im Land. 7
Mosambik – einstige Befreiungsbewegung nach wie vor an der Macht
Nach der Unabhängigkeit beschließt die Frelimo- Regierung Sanktionen gegen die weiße Regierung in Rhodesien. Diese unterstützt die Gründung der MNR (später Renamo, Resistencia Nacional de Mocambique, Nationaler Widerstand Mosambiks) und startet einen Angriffskrieg gegen Mosambik.
Die Sowjetunion unterstützt die Frelimo, Rhodesien und Südafrika die Renamo. Nach 16 Jahren blutigen Krieges sind die Wirtschaft und Infrastruktur des Landes weitgehend zerstört. 1994 werden unter UN-Truppen Wahlen abgehalten, die Frelimo gewinnt. Zehn Jahre nach Ende des Krieges liegt der Anteil der Entwicklungshilfe an den Staatseinnahmen bei circa zwei Dritteln, Investitionen werden überwiegend aus Südafrika in die Landwirtschaft und im Tourismussektor getätigt.
2008 kommt es zu einem Aufstand der Armen. Auslöser sind drastische Fahrpreiserhöhungen für die Minibusse (chapas). Die Polizei unterdrückt die Proteste mit brutaler Gewalt. 2010 brechen erneut blutige Hungerrevolten aus, nachdem die Regierung eine 25-prozentige Preiserhöhung für Grundnahrungsmittel, wie Brot, angekündigt hatte.
2013 verwüsten schwerste Überschwemmungen weite Teile der Gaza-Provinz. Ganze Städte müssen evakuiert werden, im Norden bricht die Cholera-Epidemie aus. Insgesamt sind über 200 000 Menschen von den Umweltkatastrophen betroffen. Nach wie vor ist die Frelimo an der Macht. Die einstige Befreiungsbewegung hat an der Armut und an Ausbeutungsverhältnissen nichts geändert, im Gegenteil, die Schere zwischen Arm und Reich ist heute größer geworden. Etwa 55 Prozent der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Imperialistische Ausplünderung trotz einstiger Befreiungsbewegung an der Macht
Mosambik gehört zu den 15 afrikanischen Ländern mit den höchsten ausländischen Direktinvestitionen (FDIs). Die meisten Investitionen werden in Infrastrukturprojekte und im Gassektor getätigt. Im südlichen Afrika (ohne Madagaskar und die Seychellen) nahmen die Zuflüsse um 96,5 Prozent auf 13,2 Milliarden US-Dollar zu. Allein 5,9 Milliarden (2012) flossen nach Mosambik, das damit nach Südafrika (8,2 Milliarden) an zweiter Stelle steht. 8
Seit 2005 hat Brasilien Südafrika bei den Direktinvestitionen überflügelt. Im Zentrum der Investitionen stehen Kohle und Titan.
2012 nahm der Export von Erdgas um 95 Prozent zu. Der Anteil des Gassektors am BIP soll in den kommenden sechs Jahren von 1,7 Prozent auf 13 Prozent steigen. Durch die Erschließung der Offshoregasfelder steigen auch die ausländischen Direktinvestitionen stark an: (Zuflüsse 2013: 2,5 Milliarden US-Dollar; 2018: 4 Milliarden). Sie fließen aus Brasilien, Portugal und Südafrika. Bis 2018 wird Mosambik zu den größten Produzenten des Kontinents im Erdgassektor aufsteigen. Allein im Rovuma-Becken vor der Nordküste haben die Unternehmen Anadarko (USA) und Eni (Italien) Gasvorkommen von mindestens 130 Billionen cbft (Kubikfuß) gefunden und wollen bis 2018 insgesamt 68 Milliarden US-Dollar investieren. Für 10 Milliarden US-Dollar errichten sie eine gemeinsame Gasverflüssigungsanlage.
Eisenerzvorkommen von 482 Millionen Tonnen werden von den Investoren als künftiges Explorationspotenzial benannt. Ebenfalls ist Mosambik reich an Seltenen Erden, Nickel, Phosphat, Graphit und Vanadium. 9
Die wahrscheinlich größte noch unerschlossene Kokskohlelagerstätte der Welt liegt in Mosambik. Der Abbau von Schwersanden soll um 30 Prozent, die Kohleförderung um 190 Prozent steigen. Und auch die Kohlevorkommen ziehendie Bergbaugiganten an:
Der brasilianische Konzern Vale, eines der größten Bergbauunternehmen der Welt, hat bereits mit dem Abbau in der Moatize-Mine in der nördlichen Provinz Tete begonnen. Zwischen Dezember 2009 und August 2010 hat Vale allein 450 Millionen US-Dollar in Moatize investiert. Bis 2017 will der Konzern 22 Millionen Tonnen fördern. 10
Bis 2020 sollen in der Provinz Tete pro Jahr 100 Millionen Tonnen Kohle gefördert werden. Auch die Förderung von Mineralsanden, Tantal und Baustoffen nimmt zu.
Hinzu kommen Investitionen in Milliardenhöhe in Infrastrukturprojekte. Vale finanziert den Bau einer neuen Eisenbahnstrecke, die eine Verbindung nach Sambia ermöglicht. Zwei Häfen (Beira und Nacala) zur Verschiffung der Kohle werden ebenfalls von Vale finanziert.
In Nacala entsteht ein sogenannter Transportkorridor, dieser ist mit einer Sonderwirtschaftzone EPZ (Zona Económica Especial de Nacala) verknüpft. Vale plant allein in den Nacala-Korridor rund eine Milliarde US-Dollar zu investieren. 11 Die Sonderwirtschaftszone EPZ ist nach dem Vorbild von Namibia erschaffen: Keine Mehrwertsteuer, keine Unternehmenssteuer, keine Importzölle – Freiheit des Kapitals – für die Konzerne. Im Gegenzug – keine Rechte für die Arbeiterklasse.
Tata Steel aus Indien baut (im Verbund mit Rio Tinto aus Australien) in einem angrenzenden Gebiet Kohle ab. Jindal Steel, einer der größten transnationalen Konzerne aus Indien hat ebenfalls mit der Kohleförderung begonnen und will seine Produktion in den kommenden Jahren noch massiv erhöhen.
Darüberhinaus investiert Indien auf dem Sprung in die Riege der imperialistischen Mächte in Infrastruktur. Die 650 Kilometer lange Strecke der Sena-Bahn von Moatize nach Beira (Hafen) wurden vom Konsortium Rites & Ircon, einem Tochterunternehmen der indischen Staatsbahn (Indian Railways), ausgeführt und kümmert sich auch um den künftigen Betrieb. 12
2010 investierte der Stahlriese Wuhan Iron & Steel 1 Milliarde US-Dollar in den Kohlebergbau in der Provinz Tete.
Ein weiterer chinesischer Bergbaukonzern investierte 5 Milliarden US-Dollar in diese Region. Um die Provinz mit den Häfen zu verbinden, sind chinesische Baukonzerne an einer Vielzahl von Verkehrsinfrastrukturprojekten beteiligt. 13
Der Siemenskonzern hat bereits einen Auftrag im Wert von 123 Millionen Euro für die Lieferung von Eisenbahntechnik und Energietechnik erhalten. 14
An der Ausbeutung der Rohstoffe oder an Investitionen in Infrastruktur sind mehrere deutsche Unternehmen beteiligt. Allerdings organisieren sie die Plünderung von Südafrika aus, daher laufen Lieferungen über den Außenhandel mit Südafrika. 15
Sambia – neokoloniales Joch
Nach der Unabhängigkeit entwickelt sich Sambia rasch zu einem Land „mittleren“ Einkommens durch die Einnahmen aus dem Kupferbergbau. 1975 ist sein BIP auf dem Stand von Portugal. Die Diversifizierung der Wirtschaft wird vorangetrieben, die Landwirtschaft gefördert, die Infrastruktur ausgebaut und das Bildungssystem verbessert. Durch den Bau von Straßen und einer Eisenbahnlinie nach Tansania werden wichtige Transportwege für den Export geschaffen. Eine schwarze Bildungsschicht entsteht. Doch Sambias Wirtschaft ist (und bleibt es bis heute) überwiegend vom Kupferexport abhängig.
Infolge der Erdölkrise Ende der 1980er fallen die Rohstoffpreise. Die Inflationsrate steigt auf 60 Prozent. Auf Anraten von IWF und Weltbank nimmt Sambia Kredite auf. In den 1980er Jahre erhöhen die US-Zentralbank und die europäischen Banken die Zinsen, so dass Sambia enorm viele Zinsen zurückzahlen muss. IWF und Weltbank fordern die Zerschlagung des öffentlichen Dienstes und die Privatisierung der Minen. 16
Der IWF verordnete die Abschaffung von Subventionen, die staatlichen Zuschüsse für den Kauf von Dünger, Saatgut und Pestiziden werden verboten. Schulen und Krankenhäuser, die bis dahin umsonst waren, werden kostenpflichtig. Im Jahr 2000 werden die Minen verkauft – zu Schleuderpreisen.
Die Privatisierung des Staatsbetriebs Consolidated Copper Mines (ZCCM) wird unter Anleitung der Weltbank und des IWF durchgezogen. Der britisch-indische Bergbaukonzern Vedanta übernimmt 2004 die KCM Mine. Bereits drei Monate später meldet der Konzern ein Plus von 19,5 Millionen Euro. Entgegen allen Vorhersagen des IWF schnellen die Kupferpreise wieder in die Höhe – doch die Minen sind bereits in der Hand von transnationalen Konzernen. Die Übernahme von KCM ist nur ein Beispiel der Privatisierungswelle. Seitdem sind 257 von 280 Staatsbetrieben privatisiert. Nahezu 100 000 Beschäftigte sind entlassen, davon allein 40 000 bei ZCCM. Als Folge dieser Politik stürzen die Völker ins Elend, die Kindersterblichkeit nimmt dramatisch zu. 17
Die USA gewähren Sambia nach der Privatisierung wieder den Zugang zum African Growth and Opportunity Act (AGOA), das dem Land Vorzüge für den Export auf den US-amerikanischen Markt gewähren soll.
2005 kommt es wieder zu Hungerkatastrophen. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung hat nicht genug zum Essen. Die Konzerne erzielen aus dem Kupferabbau eine Gewinnsumme von 2,34 Milliarden Euro. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 trifft die Völker Sambias mit voller Wucht. Der Rückgang der Rohstoffexporte verbilligt die Preise von z.B. Kupfer, Eisenerz, Platin oder Nickel um 70 Prozent. Der Preis für Kupfer ist von mehr als 9 000 Dollar je Tonne auf rund 3 000 Dollar gefallen.
2010 sind 45 Prozent der SambierInnen permanent schwerst unterernährt. Die EU finanziert ein „Entwicklungshilfe“projekt. Kleinbauern erhalten Gutscheine im Wert von je 53 US-Dollar mit denen sie Saatgut, Kunstdünger und Pestizide kaufen können. Monatlich werden etwa 40 000 Gutscheine eingelöst. 18
Die Gutscheine für Saatgut, Kunstdünger und Pestizide werden wiederum bei Agrarkonzerne eingelöst. Gewinner dieses Projekts sind nicht die Kleinbauern und -bäuerinnen, sondern die Konzerne.
Basisinformationen
Mit 752 614 km2 (Weltrang: 38) ist Sambia ungefähr doppelt so groß wie Deutschland, hat jedoch lediglich etwas mehr als 15 Millionen EinwohnerInnen. 19
Es leben 73 Ethnien und Völker dort: 36 Prozent Bemba, 18 Prozent Nyanja (einschließlich Chichewa, Nsenga, Ngoni), 15 Prozent Tonga (einschließlich Lenje, Soli, Ila), 10 Prozent Nordwest-Gruppe (Luvale, Lunda, Kaonde), 8 Prozent Barotse (einschließlich Lozi, Nkoya); außerdem Chinesen und San.
In Sambias größter Stadt Lusaka leben 1,7 Millionen EinwohnerInnen, in Kitwe 505 000, in Ndola 455 000, in Kabwe 203 000 EinwohnerInnen. 20
Slums: Im Township Kankoyom am Rand der Bergbaustadt Mufulira leben über 30 000 Menschen. Es gibt keine Abwasseranlagen und keine Krankenstation. Pro Jahr werden etwa 700 000 Tonnen Schwefeldioxyd in die Luft geblasen. Vom Hüttenwerk der Mopani Copper Mine (MCM) beispielsweise, ziehen ständig Giftwolken herüber. Immer wieder kommt es zu Choleraepidemien. Auf den Abraumhalden sitzen bewaffnete Wachleute der MCM und passen auf, dass niemand in den Abfällen nach Verwertbarem sucht. 21
Obwohl das durchschnittliche jährliche Bruttonationaleinkommen pro Kopf von 930 US-Dollar im Jahr 2007 auf 1 760 US-Dollar im Jahr 2014 gestiegen und Sambia vor diesem Hintergrund von der Weltbank 2011 in die Gruppe der Länder mit niedrigem mittleren Einkommen (lower middle income country) heraufgestuft wurde, gehört Sambia weiter zu den ärmsten Ländern der Welt. 22
Die Inflationsrate liegt bei acht Prozent, die offizielle Arbeitslosenrate bei 15 Prozent. Laut FAO leiden über 6 Millionen SambierInnen an Hunger. im Jahr 2000 waren es noch 4,4 Millionen. Zehn Millionen SambierInnen sind von Unterernährung bedroht. 68 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb des Existenzminimums, auf dem Land sind es sogar rund 78 Prozent. 23
Die reichsten zehn Prozent besitzen 38,8 Prozent des Haushaltseinkommens, während die ärmsten zehn Prozent gerade mal 1,2 Prozent haben. 24
Die Kosten für Lebensmittelimporte in Sambia sind von 60 Millionen US-Dollar im Jahr 2000 auf 300 Millionen US-Dollar im Jahr 2012 in die Höhe geschossen, während die Lebensmittelexporte sogar noch stärker, von 68 Millionen US-Dollar auf 486 Millionen US-Dollar im Jahr 2012 gestiegen sind. 25
85 Prozent aller SambierInnen arbeiten in der Landwirtschaft. In diesem Sektor werden enorme Investitionen getätigt. Waren es im Jahr 2000 noch 8 Millionen US-Dollar, so waren es im Jahr 2008 bereits 63 Millionen US-Dollar und im Jahr 2011 schon 482 Millionen US-Dollar. 26
Steigende Kosten für Lebensmittelimporte, riesige Gewinne bei den Lebensmittelexporten, gepaart mit enormen Investitionen in der Landwirtschaft und dennoch werden nur 9,3 Prozent des BIPs in der Landwirtschaft erwirtschaftet. 27
Mit einem Wirtschaftswachstum von fünf Prozent gehört Sambia zu den sogenannten Wachstumskorridoren. Diese sind für transnationale Agrarkonzerne Hauptgebiete für ihre agroindustrielle Expansion. Sechs von 19 Anlagefonds haben einen Schwerpunkt auf Investitionen in Sambia. Das Gesamtkapital lag 2011 bei 2,4 Milliarden US-Dollar. 28
Sambia hat eine Reihe von ökonomischen Anreizen für transnationale Agrarkonzerne eingeführt, um sie ins Land zu holen und um die Völker an die Konzerne zu „versklaven“. 0 Prozent Steuern auf Gewinne für die Dauer von fünf Jahren, 0 Prozent Steuern auf Dividenden, Stundung der Mehrwertsteuer bei der Anschaffung von Produktionsgütern und Maschinen, 0 Prozent Einfuhrzölle auf Investitionsgüter und Maschinen, sowie 0 Prozent Mehrwertsteuer auf Düngemittel und Herbizide.
Im Dienstleistungssektor werden 58,8 Prozent des BIPs erwirtschaftet und in der Industrie 31,9 Prozent. 29
Der Transfer von passiven Direktinvestitionen lag 2014 bei 2 484 Millionen US-Dollar. Der Bestand an passiven Direktinvestitionen lag bei 15 Milliarden US-Dollar. 30 Hauptsächliche Investitionsländer waren 2012 Kanada mit 23,8 Prozent, Australien mit 18,2 Prozent, China mit 9,1 Prozent, Südafrika mit 7,9 Prozent und Niederland mit 6,4 Prozent. 31
Sambia importiert für 6,45 Milliarden Euro, das sind 428,19 Euro/EinwohnerIn, überwiegend Maschinen, Transportausrüstung, Petroleumprodukte, Elektrizität, Dünger, Nahrungsmittel und Textilien. 32
Importiert wird hauptsächlich aus Südafrika, China und Indien. Im Exportbereich zählen China (34,8 Prozent), Schweiz (18,2 Prozent), Südafrika (7,8 Prozent), DR Kongo (5,4 Prozent) und Südkorea (4,4 Prozent) zu den wichtigsten Ländern. Sambia exportiert für 7,67 Milliarden Euro, das sind 509,15 Euro/EinwohnerIn: Das Land ist auch heute noch überwiegend vom Kupferexport abhängig. 33
Sambia erwirtschaftet über die Hälfte seines Bruttoinlandsprodukts im Bergbau. Das Land zählt zu den wenigen Staaten der Erde, die Kobalt besitzen. Mit etwa 15 Prozent der weltweiten Fördermenge und 96 Milliarden Euro an abbaufähigen Kupferreserven ist das Land hinter der DR Kongo der zweitgrößte Förderer. Neben Kobald und Kupfer lagern auch Zinn und Blei im sogenannten Copperbelt – im Kupfergürtel. 34
Chinesischer Rohstoffhunger trägt massiv zum sambischen Wirtschaftswachstum bei. Die neue Großmacht China zählt inzwischen zu den wichtigsten Investoren in Sambia, vor allem im Bergbausektor und in der Bauindustrie, aber auch verstärkt im Energiebereich, in Wasserkraft, und in Infrastrukturmaßnahmen. Die China Non-Ferrous-Metal Company unterzeichnete 2006 einen Vertrag über 220 Millionen US-Dollar zum Bau einer Kupferschmelze, die 2008 ihren Betrieb aufnahm. 2008 richteten chinesische Investoren die erste steuerfreie Sonderwirtschaftszone in Afrika ein. 35
Ein Jahr später bewilligte das chinesische Handelsministerium Investitionen über 450 Millionen US-Dollar für zwei Sonderwirtschaftszonen in Sambia. Eine von CBMI Construction (CBMI gehört zum chinesischen SINOMA-Konzern) gebaute Zementfabrik beliefert chinesische Bauunternehmen vor Ort. Der Ertrag chinesischer Minen in Sambia wird auf 20 000 bis 30 000 metrische Tonnen pro Jahr geschätzt. Vom Copperbelt werden die Bergbauprodukte bislang ins südafrikanische KwaZulu-Natal transportiert. Dort befinden sich mit Durban und Richards Bay große und moderne Häfen. Dieser 2 500 km lange Landtransport ist teuer und zeitaufwendig. 2012 sagt die chinesische Regierung daher 42 Millionen US-Dollar zu für die Instandsetzung der TanSam-Bahn von Sambia nach Daressalam (Tansania). In Daressalam wird einer der größten Häfen mit chinesischen Investitionen gebaut. 5 Millionen US-Dollar davon flossen bereits an ein chinesisches Unternehmen, die China Civil Engineering Construction Company. Das Unternehmen soll 90 Eisenbahnwaggons für den Transport von Containern und Schüttgut liefern.
China hat Riesensummen in Infrastrukturprojekte, wie Eisenbahnlinien, Häfen und Pipelines investiert. Diese Investitionen fließen zum einen in die Hände der mit China kooperierenden Öl- und Bergbauunternehmen, aber im Wesentlichen werden die Infrastrukturmaßnahmen von chinesischen Unternehmen selber getätigt.
Im April 2005 sterben bei der Explosion in einer chinesischen Sprengstofffabrik in Chambishi 52 ArbeiterInnen. Im März 2008 kommt es in der von chinesischen Konzernen betriebenen Chambishi-Kupfermine zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen ArbeiterInnen und dem chinesischen Management, weil nicht einmal die minimalsten Arbeitsrechte eingehalten werden. 500 ArbeiterInnen werden entlassen.
In den chinesischen Betrieben wird den ArbeiterInnen das Recht auf gewerkschaftliche Organisation verwehrt, die Arbeitsbedingungen sind miserabel, die Löhne extrem niedrig. 36
Zweckbündnis EU: Kein ruhiges Hinterland für Ausbeuter und Kriegsstrategen!
Das Projekt „Rehabilitation of the Great East Road“ verbindet die Hauptstadt Lusaka mit dem Tiefseehafen Nacala in Mosambik. Das 250 Millionen Euro Projekt wird vom Europäischen Entwicklungsfonds mit 45 Millionen Euro und von der Europäischen Investitionsbank mit einer Million Euro ) mitfinanziert.
Indien – auf dem Sprung in die Riege der imperialistischen Mächte
2004 ist der britisch-indische Bergbaukonzern Vedanta bei KCM Mines als größter Anteilseigner eingestiegen. Die Aktiengesellschaft produziert allein 70 Prozent des sambischen Kupfers. Das monatliche Durchschnittseinkommen der 400 000 Beschäftigten der Kupferbranche liegt bei zwei Millionen Kwacha (281 Euro). Bei der Zerschlagung des Staatsbetriebs ZCCM hat Vedanta mit der Förderstätte von Chingola das größte Kuchenstück abbekommen. 37
2008 – mit der Krise und dem damit einhergehenden fallenden Kupferpreis – sinkt der Gewinn der sambische Vedanta-Filiale um die Hälfte auf 122 Millionen US-Dollar. Doch die wirklichen Verlierer sind die ArbeiterInnen. Vedanta kündigt vielen ihrer südafrikanischen Leiharbeitsfirmen und tausende ausgebeuteten LeiharbeiterInnen verlieren ihre Lohnarbeit. Für die verbleibenden ArbeiterInnen wird die Arbeitszeit verdichtet: „Vier Tage Zwölfstundenschichten und dann zwei Tage frei“.
Zusätzlich hält Vedanta die Gelder an die Zulieferbetriebe zurück, so dass viele Konkurs anmelden müssen und somit noch mehr ihre Arbeit verlieren.
Die Kupfermine Mopani verpestet die Luft mit giftigem Schwefeldioxid
Über die Hälfte des sambischen Kupfers wird in die Schweiz exportiert, die achtmal mehr sambisches Kupfer kauft als China. Natürlich braucht die Schweiz nicht so viel Kupfer. Mopani gehört Glencore. Das ist einer der weltgrößten Rohstoffkonzerne und sitzt in der Schweiz. Der Schuldenberg Glencores ist größer als das BIP von Sambia. 38
Die Mopani Copper Mine (MCM) wurde in der Aufbauphase unter anderem von der Europäischen Investitionsbank finanziert. 39
Imperialisten
raus aus dem SADC-Raum!
Seit 2010 ist die Großmacht China der weltweit größte Energiekonsument. Die Nettoölimporte belaufen sich auf 5,5 Millionen Barrel pro Tag. 40 Milliarden Kubikmeter Erdgas werden jährlich importiert. 40
Darüber hinaus profitiert China von dem fracking-Boom in den USA, die – um ihre Ausbeutung finanzieren zu können – sich teilweise aus Subsahara-Afrika zurückziehen. Sinopec, der zweitgrößte chinesische Mineralölkonzern, übernahm vom amerikanischen Konzern Marathon Oil zehn Prozent eines ölreichen Fördergebiets vor der angolanischen Küste. Die niedrigen Ölpreise nutzen die chinesischen Konzerne, um Erdöl zu horten. 41
Bei ihren Investitionen in Infrastrukturprojekten geht es der Großmacht um den Zugriff auf die wichtigen Rohstoffe und den Marktzugang für chinesische Konzerne.
Neue chinesische Interessensphären
Chinesische Konzerne importieren fast alle benötigten Materialien aus China. Auch die ArbeiterInnen sind zu einem großen Teil ChinesInnen. In Namibia gibt es schätzungsweise 40 000 chinesische Arbeiter-Innen. In einem Land, in dem es lediglich 400 000 Arbeitsplätze im formellen Sektor gibt. Viele SADC-Staaten nehmen zunehmend Kredite bei chinesischen Banken auf.
Die Großmacht vergibt Kredite gekoppelt an langjährige Rechte an den Rohstoffen. Öffentliche Bauprojekte werden ebenfalls mit Rohstoffen bezahlt.Zunehmend investiert und baut China Straßen und Eisenbahnlinien, um die ressourcenreichen Länder mit den Häfen zu verbinden. Sechs der 14 Mitglieder der SADC, Botswana, Lesotho, Malawi, Sambia, Simbabwe und Swasiland, haben keinen direkten Zugang zu den Weltmeeren.
Die meisten Investitionen im südlichen Afrika gehen nach Angola (Erdöl), nach Südafrika (Kohle und Platin), und nach Sambia (Kupfer und Kobalt). 42
Nur 14 rohstoffreiche afrikanische Länder haben eine positive Handelsbilanz mit China. Diese beruht allerdings weitgehend auf dem Rohstoffexport. Die Handelsbilanz für 30 afrikanische Länder fällt dagegen negativ aus. Das liegt vor allem an den steigenden Einfuhren chinesischer Textilien und anderer Konsumgüter, die die lokalen Produzenten zunehmend verdrängt haben.
Angola ist für die Volksrepublik China noch wichtiger als Sambia, denn dort wird der Ausbau von Infrastruktur mit dem Zugriff auf die wichtige Ressource Erdöl verbunden. 2011 betrug das Volumen chinesischer Investoren im Bausektor rund sechs Milliarden US-Dollar, was etwa der Hälfte des gesamten chinesischen Vertragsvolumens im SADC-Raum entspricht. Die China Henan International Corporation Group und die China Road and Bridge Corporation bauen Brücken, um Angola mit den Häfen von Namibia zu verbinden und die ressourcenreiche DR Kongo mit Sambia.
Die Sena-Bahn in Mosambik in der kohlereichen Provinz Tete wurde von chinesischen Baukonzernen instand gesetzt. Sie verbindet Sambia (und damit die DR Kongo) mit dem Indischen Ozean und somit perfekt für die Verschiffung nach Fernost. Auch Malawi und Simbabwe könnten über die Sena-Bahn an den indischen Ozean angebunden werden. Die Brücke, die Mosambik mit Tansania verbindet wurde von der China Geo-Engineering Corporation gebaut. Eine Straße zwischen Simbabwe und Mosambik bis an den Hafen von Beira wird von chinesischen Baukonzernen umgesetzt. 43
Die neue Großmacht China ist im SADC-Raum führend in allen ökonomischen Bereichen. Sie ist mittlerweile in der Lage jede Konkurrenz auszustechen. Sie vergibt Kredite, baut Infrastruktur, investiert in viele Projekte, reißt sich die Rohstoffe unter den Nagel und lässt ihre Direktinvestitionen fließen. Sie beherrscht das südliche Afrika in neokolonialem Stil. In Namibia zum Beispiel stellte die chinesischen Firma Nuctech für die Scannertechnik der Luftraumüberwachung 55 Millionen Dollar in Rechnung. Die Technik hätte eigentlich 40 Millionen kosten sollen. Firmenchef ist der Sohn von Chinas Expräsident Hu Jintao. 44
Seit dem Jahr 2000 findet das „Forum on China-Africa Cooperation“ (FOCAC) statt. Durch dieses Treffen werden die Handels- und Investitionsbeziehungen institutionalisiert. Am Rande des Gipfels findet immer auch die chinesisch-afrikanische Unternehmerkonferenz statt.
Militärisch liegt die Großmacht auf dem afrikanischen Kontinent noch weit hinter den USA oder Russland zurück (außer in Simbabwe). Aber auch das – hat sie vorausgesagt – wird sie bis 2050 aufholen. Heute ist China bereits drittgrößter Waffenexporteur.
Brasilien – auf dem Sprung in die Riege der imperialistischen Mächte. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entfielen 90 Prozent des brasilianischen Handels mit Afrika auf Südafrika. Das änderte sich mit der Machtübernahme von Lula und der Partido dos Trabalhadores (PT). Die Regierung fördert die Expansion privater brasilianischer Unternehmen nach Subsahara-Afrika. Dazu hat sie 2006 die „Africa-South America Strategic Partnership“ ins Leben gerufen. Brasiliens Nationale Entwicklungsbank, die Banco Nacional de Desenvolvimento Econômico e Social (BNDES), hat Rohstoffvorkommen als Sicherheit für Kredite akzeptiert.
Brasilien besitzt im Vergleich zu China genügend Energie-Ressourcen: Mindestens zwei Prozent der weltweiten Öl- und Gasvorkommen wurden vor der Küste von Rio de Janeiro und São Paulo entdeckt. Brasilien wird demnach bis 2030 zum größten Erdölexporteur Südamerikas aufsteigen, noch vor Venezuela. Zurzeit muss Brasilien allerdings noch Erdöl aus Angola und Nigeria importieren, obwohl es jetzt schon Erdöl exportiert. 35 Prozent der Energieerzeugung beruhen auf Wasserkraft.
Die Ethanolproduktion erreicht 405 000 Barrel/Tag. 45
Brasilien ist führend in der Technologie der Biobrennstoffherstellung. In Angola und Mosambik produziert das Land Ethanol und andere Biobrennstoffe. Angola ist der größte Abnehmer brasilianischer Exporte auf dem Kontinent und der größte Schuldner Brasiliens. Insgesamt 5,2 Milliarden US-Dollar an Krediten hat Brasilien an Angola vergeben.
Im Gegensatz zu China sind in Brasilien vor allem die Privatkonzerne an der Ausbeutung der Energieressourcen in Subsahara-Afrika interessiert. Konzerne, wie Vale, Odebrecht oder Brasiliens Fleischverarbeitungsunternehmen JBS, beuten die Ressourcen aus, um die boomenden Märkte in Asien, insbesondere China und Indien, zu beliefern.
Die brasilianischen Konzerne horten die Ressourcen nicht im eigenen Land, sie verkaufen sie. Sie sind nicht an eine Versorgung Brasiliens gebunden. Es geht also nicht um Ressourcensicherung, sondern Brasiliens Politik zielt auf eine Internationalisierung der eigenen großen Energie- und Rohstoffkonzerne, wie des halbstaatlichen Erdölkonzerns Petrobras und des Bergbauriesen Vale. Die Konzerne besorgen sich ihr Investitionskapital zumeist über private Banken. Chinesische Konzerne sind in eine langfristige Strategie zur Sicherung der Versorgung Chinas eingebunden. Sie bekommen ihr Investitionskapital von chinesischen Staatsbanken.
Im März 2009 hat Vale mit der südafrikanischen African Rainbow Minerals (ARM) ein Joint Venture mit je einer 50 Prozent Beteiligung an der kanadischen Firma Teal Minerals unterzeichnet, die Kupferminen in Sambia und in der DR Kongo sowie eine Goldmine in Namibia betreibt. Militärisch hat Brasilien bisher kaum Interesse an Subsahara-Afrika gezeigt. Lediglich im Jahr 1994 hatte Brasilien in Mosambik mit Soldaten an einer UN-Friedensmission teilgenommen.
Zur Zeit befindet sich Brasilien – zwar auf dem Sprung in die Riege der imperialistischen Mächte – in schwerer ökonomischer Krise. Und auch eine politische Krise bahnt sich an.
Die Großmacht Russland
institutionalisiert 2010 die wiedererstarkte „Moscow Conference and Business Forum – Russia-Africa: Horizons of Cooperation“ den Handel mit dem afrikanischen Kontinent. Der russische Konzern Alrosa ist Teilbesitzer der weltweit fünftgrößten Mine der Welt in Saurimo, Angola. 46
Südafrika regionales Schwergewicht auf dem Sprung zur imperialistischen Macht.
Für Südafrika eröffnen sich lukrative Märkte. Südafrikanische Unternehmen von Supermarktketten bis zu Telekommunikationsdienstleistern haben teilweise bereits jetzt eine dominante Rolle. Das Wirtschaftswachstum der Nachbarländer ist an die Interessen der südafrikanischen Wirtschaft gekoppelt.
Z.B.: Das Lesotho Highlands Water Project (LHWP) und die Cahora Bassa Dam Transmission Line (Mosambik) liefern Südafrika dringend benötigten Strom und auch Wasser. In der nächsten Trotz alledem! werden wir Südafrika als Schwerpunkt haben.
Großmacht USA
Bis 11. September 2001 haben die USA auf Öllieferungen vor allem aus Saudi-Arabien und Venezuela gesetzt. Im „National Energy Policy Report“ (auch „Cheney Report“ genannt) vertreten die USA, dass Energiesicherheit in der amerikanischen Außen- und Handelspolitik Vorrang haben müsse. Angesichts der zunehmenden Bedeutung Subsahara-Afrikas als Öl- und Gaslieferant stuften das Außen- und Verteidigungsministerium den gesamten afrikanischen Kontinent als „bedeutende potenzielle Gefahrenquelle für die nationale Sicherheit“ (der USA!) ein.
Mit dem US Africa Command (AFRICOM) wird 2007 ein eigens auf Afrika ausgerichtetes Regionalkommando der amerikanischen Streitkräfte geschaffen.
Doch seit kurzem hat die Bedeutung der Ressourcen des südlichen Afrika abgenommen. Ölressourcen in Schiefer- oder Sandgestein haben in den USA ein Fördervolumen von 2,3 Millionen Barrel pro Tag erreicht (2005: 230 000 Barrel). Nichtkonventionelle Gasressourcen werden im Umfang von 293 Milliarden Kubikmetern gefördert (2007:36 Milliarden Kubikmeter). 47
Die USA haben aber ihr sehr effektives Handelsabkommen AGOA (African Growth and Opportunity Act) mit afrikanischen Staaten.
US amerikanische Unternehmen erhalten Exportsubventionen in Höhe von 7 Milliarden US-Dollar für Afrika-Exporte. Die Strategie ist auf die US Präsenz in Afrika gerichtet und dient ausschließlich amerikanischen Interessen.
Die Nachfrage nach Rohstoffen, vor allem durch China und Indien, ist extrem gestiegen, die Preise liegen zwar gerade noch – im Rahmen der Krise – niedrig, aber sie werden im Laufe der Zeit wieder steigen und verknappen.
So muss auch die Großmacht Deutschland den Zugriff auf die Ressourcen sichern. Der erste Rohstoffkongress des Bundes der Industrie (BDI) fand 2005 statt. Zwei Jahre später fand der zweite Kongress statt. Auf diesem stellte Kanzlerin Merkel ihre „Strategie zur Stärkung der Wirtschafts- und Entwicklungspolitik“ vor. Der deutsche Zugriff auf die Bodenschätze anderer Länder muss erleichtert werden.
In die gleiche Kerbe schlagen Präsident Gauck, Außenminister Steinmeier und „Verteidigungs“ministerin Ursula von der Leyen. Auch sie fordern ein stärkeres militärisches Engagement im Ausland. Ein Ziel war und ist der Ressourcenreichtum Subsahara-Afrikas. Bereits im Jahr 2010 hatte der damalige Präsident Horst Köhler gefordert, man müsse auch militärische Mittel zum Schutz von Handelswegen in Erwägung ziehen und musste deswegen gehen.
Anfang 2013 führte Frankreich in Mali Krieg, im Dezember 2013 in der Zentralafrikanischen Republik. Auch Deutschland „engagiert“ sich in diesen rohstoffreichen und strategisch wichtigen Ländern, begründet mit den „Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung“ (2014). Hier werden sicherheits- und wirtschaftspolitische Interessen miteinander verwoben: Um deutsche Wirtschaftsinteressen zu realisieren, gelte es, sicherheitspolitische Gefahren zu minimieren. Seitdem reisen immer mehr deutsche PolitikerInnen und ihre Wirtschaftstrosse in die Länder des südlichen Afrika.
Im Vordergrund steht dabei die „Energiepartnerschaft“, bei der es um die Lieferung von Erdöl und -gas geht. Im südlichen Afrika hat Deutschland besonders Interesse an Südafrika und an Angola (Erdöl).
Das südliche Afrika gilt als eine der Regionen, die weltweit am stärksten vom Klimawandel betroffen sein werden. Schon in den vergangenen 20 Jahren gab es gehäuft klimabedingte Dürren, die in einigen Ländern der Region zu Hunger und Nahrungsmittelkrisen führten. 2016 droht im Süden und Osten Afrikas wegen anhaltender Dürre Millionen von Menschen der Hungertod. Grund ist das Wetterphänomen El Niño, das etwa alle zwei bis sieben Jahre auftritt, aber diesmal wütet es so heftig wie lange nicht mehr.
Im gesamten südlichen Afrika sind nach Schätzungen der UN etwa 28 Millionen Menschen akut von Hunger bedroht, in Angola, Namibia, Botswana, Simbabwe, Sambia, Lesotho, Swasiland und Mosambik, in fast allen Ländern der SADC. Das südliche Afrika ist global am stärksten von HIV/Aids-Infektionen betroffen.
Das Wirtschaftswachstum speist sich weitgehend aus dem Wachstum der Landwirtschaft (landgrabbing) und dem Rohstoffexport. In diese Bereiche fließen auch die Auslandsdirektinvestitionen. Die meisten Länder im südlichen Afrika setzen auf arbeitsintensive Leichtindustrie (wie Nahrungsmittel oder Textilien).
Lediglich Südafrika und in Teilen auch Mauritius verzeichnen ein industrielles Wachstum. Das immense Wirtschaftswachstum hat keine zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen. LandarbeiterInnen, die in die Städte migrieren, finden keine Lohnarbeit in der Industrie, sondern allenfalls in den informellen Sektoren. Trotzdem jagen Investoren nach den größten Profiten.
Völlig ausgeblendet wird die krasse Armut, die Perspektivlosigkeit der Jugend und die Fluchtbewegung. Der Großteil der Bevölkerung hat kaum oder gar nichts vom Wirtschaftswachstum. Aber es gibt auch Kämpfe gegen diese wahnsinnige Ausbeutung:

Klassenkampf
Ende November 2014 streikte die Belegschaft des Zuckerunternehmens Sucoma in Morondava (Madagaskar): Für Lohnerhöhungen und die Übernahme der ZeitarbeiterInnen. Das Unternehmen verfolgte eine harte, ablehnende Linie. Das führte dazu, dass einige Mitglieder des (chinesischen) Managements einige Blessuren abbekamen. Daraufhin nahm die Polizei am 11. Dezember einige Streikende als „Randalierer“ fest, und feuerten auf einen Demonstrationszug vor dem Polizeirevier wobei mindestens zwei Demonstranten sofort starben. Daraufhin wurde der Protest radikaler, die Fabrik wurde angezündet. 48
Im August 2014 streikten eine Woche lang rund 1 000 Bergarbeiter beim Diamantenförderer Namdeb in Namibia. Die Mineworkers Union of Namibia und Namdeb schlossen einen neuen Tarifvertrag ab, der neben einer Lohnerhöhung vom 9,5 Prozent auch die Erhöhung des Anteils des Unternehmens an der Krankenversicherung (von 60 auf 80 Prozent) brachte. 49
Im Juni 2014 streikte die Belegschaft von Unitrans Moçambique Lda, Tochterfirma der südafrikanischen Xinavane in Mosambik. Sie sollten nunmehr zwölf statt acht Stundenschicht machen und das ohne Bezahlung. 50
Die Region des südlichen Afrikas umfasst die Länder Angola (das auch zu Zentralafrika zählt), Botswana, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe, Südafrika, Swasiland sowie die Inselstaaten Madagaskar und Mauritius. Sie bilden gemeinsam mit der DR Kongo, Tansania und den Seychellen die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft SADC (Southern African Development Community). Ziel der SADC ist die Einführung einer Einheitswährung, die über einen gemeinsamen Markt und eine gemeinsame Währungsunion verwirklicht werden soll. Die SADC Standby Force (Militärische Eingreiftruppe der SADC) wurde 2007 auf die Beine gestellt. Ihr Hauptquartier befindet sich in Simbabwe. Die SADC umfasst ein Gebiet von einer Gesamtfläche von 554 919 km² und eine Bevölkerung von 277 Millionen EinwohnerInnen. Zum Vergleich: Die EAC (East African Community – Ostafrikanische Gemeinschaft): Fläche 1,82 Millionen km², Bevölkerung 141,1 Millionen. Die SADC erwirtschaftete 2014 ein BIP (nach Kaufkraftparität) von 1 331,75 Milliarden US Dollar, davon Südafrika: 705 (Platz 28 von 223), Angola: 175 (63), Tansania: 128 (74), Sambia 61 (101), DR Kongo: 56 (104),Botswana: 36 (113), Madagaskar 34 (119), Mosambik 31 (121), Simbabwe 27 (130), Namibia 24 (136), Mauritius 23 (137), Malawi 14 (150), Swasiland 10,5 (153), Lesotho 5,5 (166), Seychellen 2,4 (186). (alle Zahlen in Milliarden US Dollar) 51 Die Seychellen haben mit 15 543 US Dollar das höchste BIP/Kopf in der SADC, das ist Platz 60 von 204 Ländern, gefolgt von Mauritius: 10 017 (Platz 83), Botswana: 7 123 (Platz 97), Südafrika: 6 483 (Platz 102), Angola: 5 901 (Platz 108), Namibia: 5 408 (Platz 113), Swasiland: 3 477 (Platz 134), Sambia: 1 722 (Platz 158), Lesotho: 1 034 (Platz 176), Tansania: 955 (Platz 178), Simbabwe: 931 (Platz 179), Mosambik: 586 (Platz 191), Madagaskar: 449 (Platz 199), DR Kongo: 442 (Platz 200), und Malawi mit 255 US Dollar an letzter Stelle (Platz 204). Zum Vergleich: das BIP/Kopf in Deutschland beträgt 47 822 US Dollar (Platz 24) (alle Zahlen 2014 in US Dollar) 52 Zum Vergleich: die EAC (East African Community – Ostafrikanische Gemeinschaft) erwirtschaftete ein BIP von 99,8 Milliarden US Dollar (727 US Dollar/Kopf). Die ECOWAS (Economic Community of West African States – Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) erwirtschaftete 2014 ein BIP von 734,8 Milliarden US Dollar (2 070 US Dollar/Kopf). Die EU 28 erwirtschaftete ein BIP von 14 579 Milliarden Euro (25 800 Euro/Kopf) Die SADC ist, wie die Vergleiche zeigen, der wirtschaftlich stärkste ökonomische Zusammenschluss auf dem Kontinent. Durchschnittlich 51 Prozent des BIP der SADC wird im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. In Malawi: 50,1 Prozent, in Sambia 60 Prozent, in Südafrika: 67,4 Prozent, auf den Seychellen: 82,4 Prozent. Der Industriesektor macht 32 Prozent des BIP aus. Hier ist die Spanne sehr weit: 14,6 Prozent auf den Seychellen, 17,1 Prozent in Malawi, 30,3 Prozent in Südafrika, 31,3 Prozent in Sambia. 17 Prozent des BIP werden in der Landwirtschaft erwirtschaftet. Südafrika: 2,4 Prozent, Seychellen: 3 Prozent, Sambia: 8,6 Prozent, Malawi: 32,9 Prozent. 53 45 Prozent der Exporte der SADC gehen in den asiatisch-pazifischen Markt, 27 Prozent in die EU, Exporte innerhalb des SADC Raumes machen 10 Prozent aus und 3 Prozent mit dem restlichen afrikanischen Kontinent. Die hauptsächlichen Exportgüter innerhalb des SADC Raumes sind Erdöl, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Strom und Textilwaren. Die Hauptexportgüter, die außerhalb des SADC Raumes ausgeführt werden, sind überwiegend Ressourcen, Kohle, Ferrochrom, Manganerzen, Platin, sowie Edelmetalle und Diamanten, ressourcenintensive Industriegüter, vor allem für die Automobilindustrie, sowie Kleidung und Textilien und Tabak. Importe innerhalb der SADC sind in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen, sie haben sich mehr als insgesamt verdreifacht. Vom asiatisch-pazifischen Markt werden 45 Prozent importiert, aus der EU 27 Prozent, vom restlichen afrikanischen Kontinent 13 Prozent. 54 Botswana, Lesotho, Namibia, Südafrika und Swasiland sind zudem in der Südafrikanischen Zollunion (Southern African Customs Union – SACU) zusammengeschlossen. Gegründet 1910 unter der Hegemonie Südafrikas, ist sie die älteste Zollunion der Welt. Mit Ausnahme von Botswana sind diese Staaten auch in einer Währungsunion (Common Monetary Area – CMA) vereint. Ihre Währungen sind an den südafrikanischen Rand gebunden. Madagaskar, Malawi, Mauritius, Sambia, Simbabwe und Swasiland sind auch Mitglieder der COMESA (Common Market for Eastern and Southern Africa, Gemeinsamer Markt für das Östliche und Südliche Afrika), der größten Wirtschaftsgemeinschaft auf dem Kontinent. |
BSAC – günstiger Imperialismus:
Die BSAC wurde von Cecil Rhodes im Auftrag der britischen Regierung gegründet. Sie war eine Finanz- und Aktiengesellschaft, entstanden aus der Fusionierung verschiedener Konzessionsgesellschaften (Unternehmen, die von der Regierung eines Staates für ein bestimmtes Gebiet eine Konzession zur Erschließung von Rohstoffen erhalten haben). Sie war ein Instrument der britischen Kolonialpolitik. So konnte das britische Imperium seinen Einflussbereich in Süd- und Zentralafrika erweitern, ohne die Kosten für dessen Verwaltung zu bezahlen oder teure Kriege zu finanzieren. 1889 erhielt die Gesellschaft durch die britische Regierung die „königliche Charterrechte“. Damit erhielt sie die Verfügungsrechte über südafrikanisches Gebiet. Die systematische Kolonialisierung Sambias begann mit der Ankunft Cecil Rhodes und der BSAC. Rhodesien war praktisch Eigentum des Handelsunternehmens. Rhodes war nach kurzer Zeit durch Börsen- und Minenspekulationen zum reichsten Mann im südlichen Afrika geworden. 1889 wurde der BSAC das Recht zugesprochen, im Namen der britischen Regierung Land zu annektieren und unter eigene Verwaltung zu stellen. Die afrikanischen Völker wurden durch Verträge geknebelt, um dem Unternehmen die Schürfrechte zu überlassen. Dazu zählte auch der Copperbelt, dessen Kupferabbau der BSAC später Millionenerträge brachte. In den 90er Jahren weitete die BSAC ihre Macht kontinuierlich aus. Die Kolonialherren führten eine Hüttensteuer ein und zwangen somit die afrikanischen Völker zur Lohnarbeit in den Minen Südrhodesiens bzw. auf den europäischen Farmen. Die Polizeigewalt besaß eine kleine Gruppe Weißer. Hüttenverbrennungen und Gewalt waren Mittel, um Steuern oder Arbeitskräfte einzutreiben.
„Die Eingeborenenbehörde (Native Department) hatte 1895 in Matabeleland eine Vieherhebung und -enteignung durchgeführt. Die Zählung hatte 74 600 Rinder ergeben. 40 390 wurden an die Afrikaner zurückgegeben. Der «Report on the Native Administration of the British South Africa Company» vom Juli 1897 führt einen anderen Viehdiebstahl akribisch auf. 32 870 Rinder der Hirtenbauern behielt die BSAC, 8 850 gingen in den Besitz des Landspekulanten John Willoughby, 17 020 erhielten weiße Siedler im Matabeleland, 7000 weiße Siedler in Mashonaland. 700 Stück wurden als Polizeiverpflegung verwendet, 100 blieben im Beutepferch zurück.“
(Reimer Gronemeyer, „Der faule Neger“, Rororo Verlag 1991, S. 240f)
Ramatex ist ein malaysisches Textilunternehmen. Der Konzern erhielt Sonderprivilegien, als er sich in einer Exportfreihandelszone (EPZ) ansiedelte. Befreiung von Import- und Exportgebühren sowie Steuern, unbegrenzter Transfer des Profits in das Herkunftsland, sowie die Bereitstellung von Infrastruktur und Subventionen für Wasser und Energie durch den namibischen Staat. Die Infrastruktur kostete die namibischen Völker weit über zehn Millionen Euro.
Ramatex – Frauenunterdrückung pur. Frauen, die sich in dem Konzern für Lohnarbeit bewerben, müssen auf eigene Kosten einen Schwangerschaftstest durchführen. Die Löhne sind extrem gering und selbst wenn die ArbeiterInnen viele Überstunden leisten, bekommen sie nur etwa 800 namibische Dollar im Monat (weniger als 100 Euro). Das Gehalt reicht knapp für die Miete. Im September 2006 streikten die ArbeiterInnen trotz Verbot. Nach zwei Tagen haben sie einen kleinen Sieg erzielt. Die Löhne wurden um etwa 33 Prozent erhöht, der Konzern musste Zuschüsse für Unterkunft, Transport, Rente und Krankenversicherung zahlen. 2008 verließ Ramatex Namibia, um in anderen Ländern seine brutale Ausbeutung gegen TextilarbeiterInnen fortzusetzen. Über Nacht wurden Tausende von Menschen arbeitslos.
Die UNIP-Partei (United National Independence Party) unter Kenneth Kaunda herrschte nach der Unabhängigkeit Sambias 30 Jahre lang. Bei den Wahlen im Oktober 1991 gewann die Movement for Multiparty Democracy (MMD) unter dem Gewerkschaftsführer Frederic Chiluba mit 76 Prozent, während die Staatspartei UNIP auf eine kleine Regionalpartei im Osten des Landes geschrumpft war. Die MMD setzte eine neoliberale Markt- und Privatwirtschaft durch, die dem Land die Unterstützung durch IWF und Weltbank wieder sicherte. Doch die damit einhergehenden Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln führten zu massivem Widerstand, so dass nach einem fehlgeschlagenen Putschversuch einiger Militärs im Oktober 1997 der Ausnahmezustand ausgerufen wird. 90 Soldaten sowie Kaunda werden verhaftet. Im Januar 2011 kämpft das Volk der Lozi für die Unabhängigkeit der Westprovinz Mungo. Während der britischen Herrschaft war die Provinz das Protektorat Barotseland, während das übrige Sambia Kolonie war. 55
Seit 2011 ist die Patriotic Front (PF) Regierungspartei. Während die Vorgängerregierungen mit China liebäugelten, verstärkt der neue Präsident die Beziehungen Sambias zu der EU und den USA. 2013 wird chinesischen Konzernen die Lizenz für die Kohlemine Collum Coal – wegen mangelnder Sicherheitsstandards und Missachtung der Arbeitsgesetze (18 Stunden Arbeitszeit) – entzogen. Seit Januar 2015 ist Edgar Lungu von der PF neuer Präsident. Die Wahlbeteiligung lag bei 32,4 Prozent! 56
AGOA – Instrument der herrschenden Klasse
AGOA steht für „African Growth and Opportunity Act“. Das Gesetz wurde im Jahre 2000 als Antwort auf den exponentiell steigenden Handel Chinas mit Afrika erlassen und Ende Juni 2015 um zehn Jahre verlängert. AGOA verpflichtet fast 40 afrikanische Staaten für amerikanische Investitionen alle Hürden abzubauen, bzw. erst keine aufzubauen. AGOA bedroht heute Zehntausende von afrikanische Kleinbauern und -bäuerinnen und ArbeiterInnen.
(www.labournet.de/internationales/mu/lallah.pdf, eingesehen März 2016)
Landgrabbing & deutsches Finanzkapital
+ Amatheon Agri Holding N.V. ist eine Investmentfirma mit Sitz in Berlin. Mithilfe ihrer Tochter Amatheon Agri Zambia Ltd verfügt die Firma zurzeit über 30 000 Hektar. Bis zu 60 000 Hektar will der Konzern bepflanzen. Dazu wollen sie 50 Millionen US Dollar investieren. Der Schwerpunkt des Anbaus liegt auf Soja, Weizen und Gerste. Pachtverträge über 99 Jahre sind üblich. 57
+ „Deutschland pumpt 257 Mrd. Kwacha in Ernährungssicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen“, so die Schlagzeile der Zambia Daily Mail. DWSGALO ist ein Agrarland-Fonds der Deutschen Bank Gruppe und ist auf den Cayman Islands eingetragen. In Sambia erwarb er im Jahr 2008 ungefähr 27 000 Hektar Land mit Hilfe von African Crops Limited (ACL). ACL ist unter derselben Adresse wie DWSGALO auf den Cayman Inseln zu finden. Bis 2010 hatte der Fonds 104 000 Hektar Land erworben. Er verfügte über ein Anlagevermögen von 110 Millionen Euro. Der Fonds verspricht seinen Investoren 18 Prozent! Rendite.
+ 2013 hat Zambeef Products PLC. 21 000 Hektar Land mit Soja, Mais, Weizen und Palmöl bepflanzt, verfügt in Sambia jedoch über mindestens 100 000 Hektar Land. Zambeef hat sich von einer lokalen Schlachterei zu einem der größten Fleischproduzenten und einem der größten Agribusinessunternehmen im südlichen Afrika entwickelt. Es ist eines der wenigen, vielleicht sogar das einzige afrikanische Agribusinessunternehmen, das an der Londoner Börse gelistet ist. Zambeef exportiert seine Produkte nach China, Indien, Hong Kong, Großbritannien, Italien und in einigen afrikanischen Ländern. Zambeef ist zu einem großen Teil durch Gelder der Deutsche Investitions-und Entwicklungsgesellschaft (DEG) finanziert. Die DEG hat diese Investition mit „DEG unterstützt Grundnahrungsmittelproduktion in Sambia“ gerechtfertigt.
Die DEG – eine Tochter der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) – ist eine zentrale Säule des deutschen Neokolonialismus unter dem Etikett „Entwicklungszusammenarbeit“.
Umweltkatastrophe Kupferabbau Durch den Copperbelt fließt der Kafue, der südlich von Lusaka in den Sambesi mündet. Der Vedanta-Konzern leitete 2006 giftige Rückstände ins Wasser. 100 000 EinwohnerInnen schöpften direkt Trinkwasser aus dem Fluss. Zwei Millionen EinwohnerInnen des Distrikts Chingola hatten über mehrere Tage kein Trinkwasser. Hunderte mussten behandelt werden, nachdem sie Fisch aus dem Fluss gegessen hatten. Mit einem pH-Wert von 1,5 hatte sich der Kafue über Nacht in einen sauren Fluss verwandelt. Die Belastung mit Schwermetallen lag zwei- bis über zehnmal höher als die Grenzwerte der WHO (Weltgesundheitsbehörde). Vedanta sollte auf Beschluss des Umweltrats seine Kupferproduktion in Chingola einstellen. Doch Konzerne haben mehr Rechte als Mensch und Umwelt: der Konzern beschwerte sich, er habe zwei Millionen Euro verloren. So konnte der Betrieb weitergehen. Giftiger Bleistaub befindet sich im Boden, im Wasser, in der Luft. In Kabwe werden im Blut von Kindern Bleigehalte festgestellt, die um das Fünf- bis Zehnfache höher liegen als die festgelegten Grenzwerte. Die landwirtschaftliche Produktion musste eingestellt werden. Im Januar 2008 wurde das Grundwasser durch die Kupferproduktion der MCM verseucht. Über 800 BewohnerInnen eines Township litten an Durchfall, Erbrechen und Unterleibsschmerzen. (Kupfer aus Sambia, Le Monde diplomatique vom 08.05.2009, monde-diplomatique.de/artikel/!660849) |
1 Das Wettrennen um die Energieressourcen in Subsahara-Afrika, GIGA Focus Afrika, 01/2015, giga-hamburg.de/de/system/files/publications/gf_afrika_1501_3.pdf
2 Die Buren stammen von den zumeist niederländischen, aber auch deutsch- und französischsprachigen Siedlern ab, die sich seit 1652 in der Kolonie der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) am Kap der guten Hoffnung niederließen. Seit der Annexion der Kapkolonie durch die Briten zu Beginn des 19. Jahrhunderts zog ein Teil der Buren ins Landesinnere und gründete dort die Burenrepubliken Natalia, Transvaal und Oranje-Freistaat. (wikipedia/Buren, eingesehen März 2016)
3 In der Trotz alledem! Nr. 36 vom Mai 2005 haben wir einen Artikel über Namibia und die BRD, sowie den Völkermord Deutschlands an den Herero veröffentlicht.
4 WIDERSTAND – Eine Erinnerung – akustische Installation, Philippa Ebéné, Nadja Rahal, Eric Van Grasdorff, abok/info@abok.info
5 Inge Grau, „Afrika, Geschichte und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert“, Promedia Verlag Wien 2000, S. 305
6 Focus Afrika, 8, giga-hamburg.de/giga-focus/afrika, 2015
7 gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsentwicklung,t=wirtschaftsentwicklung-namibia-2014,did=1199400.html, eingesehen März 2016
8 gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=subsaharaafrika-zieht-mehr-investitionskapital-an,did=1053536.html
9 Afrika im Fokus, 2013, S. 27, gtai.de, eingesehen Januar 2015
10 Friedrich-Ebert-Stiftung, Referat Afrika: Ressourcenfunde in Mosambik , August 2012
11 Transportkorridore im südlichen Afrika: Entwicklungsmotoren und „weiße Elefanten“, GIGA Focus Afrika, 11, giga-hamburg.de/giga-focus/afrika, 2010
12 Le Monde diplomatique vom 11.12.2009
13 GIGA Focus Afrika, 01/2015, giga-hamburg.de/de/system/files/publications/gf_afrika_1501_3.pdf
14 Afrikas Infrastruktur – Chancen für die deutsche Wirtschaft nutzen, Hintergrundpapier des Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V, eingesehen Januar 2015
15 Afrika im Fokus, 2013, S. 27, gtai.de, eingesehen Januar 2015
16 fluter.de/de/117/heft/11143/, 14.12.2012
17 Kupfer aus Sambia, Le Monde diplomatique vom 08.05.2009, monde-diplomatique.de/artikel/!660849
18 afrika-sued.org/laenderberichte/sambia/chronologie/, Vom Widerstand zur Unabhängigkeit, eingesehen Januar 2016
19 laenderdaten.info/Afrika/Sambia/wirtschaft.php, Stand: 27.02.2016
20 bpb.de/nachschlagen/lexika/fischer-weltalmanach/65780/sambia?p=all, eingesehen Januar 2016
21 Kupfer aus Sambia, Le Monde diplomatique vom 08.05.2009, monde-diplomatique.de/artikel/!660849
22 auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Sambia_node.html, 2016 Auswärtiges Amt
23 fluter.de/de/117/heft/11143/, eingesehen März 2016
24 lexas.de/afrika/sambia/, eingesehen März 2016
25 unctadstat.unctad.org/ReportFolders/reportFolders.aspx , eingesehen März 2016
26 state.gov/e/eb/rls/othr/ics/2013/204763.htm, eingesehen Februar 2016
27 lexas.de/afrika/sambia/, eingesehen März 2016
28 transnationalen Agribusinesskonzerne oder Agrarkonzerne sind z.B.: BASF SE, Bayer CropScience AG, The Coca-Cola Company, HEINEKEN, Monsanto Company, Nestlé SA, PepsiCo Inc., Unilever….
29 lexas.de/afrika/sambia/, eingesehen März 2016
30 wko.at, Stand Oktober 2015
31 Germany Trade & Invest 2015, Wirtschaftsdaten kompakt: Sambia, Stand: November 2015
32 laenderdaten.info/Afrika/Sambia/wirtschaft.php, Stand: 27.02.2016
33 auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Sambia/Wirtschaft_node.html, eingesehen März 2016
34 schatzwert.de/rohstoffe/bodenschaetze/bodenschaetze-sambia.html, eingesehen Februar 2016
35 monde-diplomatique.de/artikel/!5208375, eingesehen Februar 2016
36 Kupfer aus Sambia, Le Monde diplomatique vom 08.05.2009, monde-diplomatique.de/artikel/!660849
37 ebenda
38 fluter.de/de/117/heft/11143/, 14.12.2012, eingesehen Dezember 2015
39 Kupfer aus Sambia, Le Monde diplomatique vom 08.05.2009, monde-diplomatique.de/artikel/!660849
40 Energy Information Administration, 2014 eia.gov, eingesehen Dezember 2015
41 Das Wettrennen um die Energieressourcen in Subsahara-Afrika, GIGA Focus Afrika, 01/2015, giga-hamburg.de/de/system/files/publications/gf_afrika_1501_3.pdf
42 Le Monde diplomatique vom 07.05.2015
43 Infrastrukturprojekte in der SADC-Region: die Rolle Chinas, GIGA-German Institute of Global and Area Studies, Nummer 2, 2013
44 monde-diplomatique.de/artikel/!5208375, eingesehen Oktober 2015
45 Das Wettrennen um die Energieressourcen in Subsahara-Afrika, GIGA Focus Afrika, 01/2015, giga-hamburg.de/de/system/files/publications/gf_afrika_1501_3.pdf
46 miningscout.de/blog/2015/02/17/diamanten-als-geldanlage-und-die-10-groessten-minen-der-welt/, eingesehen April 2016
47 Das Wettrennen um die Energieressourcen in Subsahara-Afrika, GIGA Focus Afrika, 01/2015, giga-hamburg.de/de/system/files/publications/gf_afrika_1501_3.pdf
48 labournet.de/internationales/madagaskar/streik-der-zuckerarbeiter-in-madagaskar-geht-trotz-polizeirepression-weiter/#more-71804, eingesehen März 2016
49 labournet.de/internationales/madagaskar/streik-der-zuckerarbeiter-in-madagaskar-geht-trotz-polizeirepression-weiter/#more-71804, eingesehen März 2016
50 labournet.de/internationales/madagaskar/streik-der-zuckerarbeiter-in-madagaskar-geht-trotz-polizeirepression-weiter/#more-71804, eingesehen März 2016
51 factfish.com/de/statistik/bruttoinlandsprodukt%20%20nach%20kaufkraftparit%C3%A4t%2C%20aktuelle%20internationale%20%24, eingesehen März 2016
52 factfish.com/de/statistik/bruttoinlandsprodukt%20pro%20 kopf, eingesehen März 2016
Wobei das BIP pro davon abweicht :
z.B. DR Kongo: 800, Malawi: 1 200, Mosambik: 1 300, Madagaskar: 1 500, Simbabwe: 2 100, Tansania: 3 000, Lesotho: 3 000, Sambia: 4 300, Angola: 7 600 Swasiland: 9 800, Namibia: 11 300, Südafrika: 13 400, Botswana: 17 700, Mauritius: 19 500, Seychellen: 27 000 (alle Zahlen 2015 in US Dollar)
cia.gov/library/publications/the-world-factbook/rankorder/ 2004rank.html
53 alle Zahlen 2015 geschätzt: cia.gov/library/publications/resources/the-world-factbook/
54 sadc.int/about-sadc/overview/sadc-facts-figures/, eingesehen März 2016
55 bpb.de/nachschlagen/lexika/fischer-weltalmanach/65780/sambia?p=all, eingesehen Februar 2016
56 weltalmanach.de/staaten/details/sambia/), eingesehen Januar 2016)
57 Hands off the land, take action aginast landgrabbing, fian.de, eingesehen März 2016