Mit Traditionslinien des Nazi-Faschismus brechen

Remagen:

Nazis blockieren ist legitim!

Klassenkampf gegen den deutschen Imperialismus!

Brechen wir Traditionslinien mit dem Nazi-Faschismus!

Vorweg:

Wir dokumentieren den Blockadeaufruf, den Anwohner*Innenflyer sowie den Bericht des Bündnisses blockzhg.noblogs.org zur Aktion Nazis blockieren ist legitim! am 14. November 2020.

Seit über einem Jahrzehnt stellen sich Antifa-Bündnisse der offensiven faschistischen Propagandaveranstaltung verschiedener Nazi-Netzwerke an diesem Tag in Remagen entgegen.

Wie aus den Aufrufen und Berichten hervorgeht, wird alljährlich mit staatlicher Genehmigung das Hitler-Nazi-Regime des deutschen Imperialismus, seine Armee, der Vernichtungskrieg gegen die Völker der Welt offen geehrt und abgefeiert.

Die Nazi-Organisationen inszenieren einen „Trauermarsch“ mit kruden, nationalistischen Losungen auf schwarzen Bannern:

Eine Million Tote rufen zur Tat“ und „Besitz stirbt, Sippen sterben, du selbst stirbst wie sie; Eins weiß ich, das ewig lebt: Der Toten Tatenruhm.“

Sprache und Inhalt ist die Spitze deutsch-chauvinistischer Kriegsverherrlichung, die im Nazi-Reich ihren barbarischen Höhepunkt fand.

Zu den Positionen des Bündnisses blockzhg.noblogs.org und der Broschüre „Gegen den deutschen Opfermythos! Das Gedenken an Kriegstote, die Relativierung von Naziverbrechen und der Zusammenhang zu den ‚Rheinwiesenlagern‘“1 wollen wir für weitere Diskussionen anmerken:

Die Völkermord-Verbrechen der Wehrmacht, SS, SA aller bewaffneten Verbände der Nazi-Herrschaft sind auch Ergebnis der Geschichte der besonderen historischen Entwicklung Deutschlands. Vom Feudalstaat über das Deutsche Reich, mit der „Leitkultur“ des reaktionären Preußentums in Politik und Ideologie hin zur Nazi-Diktatur:i

Das Elend der deutschen Geschichte“ fasst Karl Marx treffend zusammen: „Wir haben nämlich die Restaurationenii der modernen Völker geteilt, ohne ihre Revolutionen zu teilen … Wir, unsere Hirten an der Spitze, befanden uns immer nur einmal in der Gesellschaft der Freiheit, am Tag ihrer Beerdigung“.iii

Preußen wurde im 18. Jahrhundert von den Hohenzollern in einen spezifisch brutalen Militärstaat ausgebaut.

Friedrich Engels attestierte dem „Adelsstand in Preußen, dessen Hauptberufung (sei) ein fortwährendes Schlachten“. So übernahm Preußen die Rolle des Gendarms in Europa, um die französische Revolution 1792 zu erwürgen. Allerdings wurde es vom siegreichen französischen Volk geschlagen.

Dasselbe Muster in der deutschen bürgerlichen Revolution 1848: „In demselben Augenblick, wo die Deutschen um ihre Freiheit mit ihren Regierungen ringen, unternehmen sie unter dem Kommando derselben Regierungen ‚einen Kreuzzug gegen die Freiheit Polens, Böhmens, Italiens.‘“iv

Marx und Engels heben ein weiteres, zentrales Moment der deutschen Geschichte hervor, das auch für die Konsequenzen der kommunistischen, revolutionären Bewegung, der ArbeiterInnenklasse aus dem Nazi-Faschismus wichtig ist. Die Frage der Mitschuld des deutschen Volkes an den Verbrechen seiner Herrschenden:

Die Schuld der mit Deutschlands Hülfe in andern Ländern verübten Niederträchtigkeiten fällt nicht allein den Regierungen, sondern zu einem großen Teil dem deutschen Volke selbst zur Last. Ohne seine Verblendungen, seinen Sklavensinn, seine Anstelligkeit als Landsknechte und als ‚gemütliche‘ Büttel und Werkzeuge der Herren ‚von Gottes Gnaden‘ wäre der deutsche Name weniger gehaßt, verflucht, verachtet im Auslande, wären die von Deutschland aus unterdrückten Völker längst zu einem normalen Zustand freier Entwicklung gelangt.

Jetzt, wo die Deutschen das eigene Joch abschütteln, muß sich auch ihre ganze Politik dem Auslande gegenüber ändern, oder in den Fesseln, womit wir fremde Völker umketten, nehmen wir unsere eigene junge, fast nur erst geahnte Freiheit gefangen. Deutschland macht sich in demselben Maß frei, worin es die Nachbarvölker freiläßt.“v

Aber diese Hoffnung auf Befreiung des deutschen Volkes von der sklavischen Unterwerfung unter seine Herrscher hat sich nicht bewahrheitet. Durch die blutige Kooperation und Konterrevolution von Adel und Bürgertum wurde die deutsche bürgerliche Revolution von 1848 erstickt.

Wir verweisen nur kurz auf die weiteren Entwicklungen. Das Deutsche Reich und sein Heer, der Henker der Pariser Kommune, wie Marx sagt, war maßgeblich an der militärischen Zerschlagung der Pariser Kommune 1871 beteiligt.

Die Unterwerfungsfeldzüge des Deutschen Reiches im 18. und 19. Jahrhundert gegen Polen, die kolonialen Feldzügen in Afrika, China und im mittleren Osten, daraus bestand seine Außenpolitik mit grausam brutalen Höhepunkten: Der erste Völkermord im 20. Jahrhundert, 1904 an den Nama und Hereros im heutigen Namibia („Deutsch-Süd-West-Afrika“); das Massaker 1905 gegen den Maji-Maji Aufstand, heute Tansania, Ruanda, Burundi („Deutsch-Ostafrika“).

1915 war das Deutsche Reich führend im Genozid an der armenischen Nation durch das zerfallende osmanische Reich unter Führung der Jung-Türken-Bewegung involviert. Deutsche Generäle saßen im türkischen Generalstab und leiteten gemeinsam strategisch die Ausrottungs-Feldzüge gegen die armenische Bevölkerung.

Im Völkergemetzel des 1. imperialistischen Weltkriegs hat das deutsche Heer seinen Ruf als besonders grausam und chauvinistisch weiter unter Beweis gestellt. Gegen die ausbrechende Novemberrevolution hat das Deutsche Heer, sich vor allem auf paramilitärische Einheiten, die sogenannten „Freikorps“, zur „Bekämpfung des Bolschewismus“ und der ArbeiterInnenbewegung gestützt.

Nach 1921 lösten sich zahlreiche dieser Wehrverbände, da sie verboten wurden, in den Naziformationen, Stahlhelm und SA auf.

Die Nazi-Wehrmacht stellte sich bewusst in die Tradition des preußisch-deutschen Heeres und der späteren Reichswehr. Die Bestialität deutscher Kriegsführung im zweiten Weltkrieg überholte allerdings die bisherigen Gräuel des deutschen Imperialismus noch weit. Wir führen sie hier nicht im Einzelnen auf, sie werden auch in den Flyern angesprochen.

Mit dieser faschistischen historischen Vergangenheit ist nie grundlegend gebrochen worden. Wie auch und von wem denn?

Die BRD, Westdeutschland, wurde maßgeblich von Nazi-Generälen, Nazi-Ideologen und Nazipolitikern als „Demokratie“ wiederaufgebaut. Bis heute wirkt die deutsch-imperialistische, reaktionäre, faschistische Vergangenheit, Geschichte und Tradition in der Gesellschaft weiter.

All die unzähligen Bildungsmaßnahmen zur „Entwicklung des sogenannten Demokratieverständnisses“ in Schulen, Unis, aber auch in Armee und Polizei sind Bullshit, weil sie gerade nicht die Wurzeln des deutsch-völkischen, nationalistischen Bewusstseins angreifen. Nur so kann auch das scheinbare Paradox, „wehrhafte Demokratie“ und „NS-Verherrlichung“ Hand in Hand gehen. Und das ist von der herrschenden Monopolbourgeoisie und ihren politischen Akteuren auch gezielt so gewollt.

Nazi-Tradition, Verherrlichung „deutscher Heldentaten“, Relativierung der Nazi-Verbrechen, Rassismus, Antisemitismus, anti-muslimische Hetze – alles ideologisch-politische Instrumente um die Werktätigen gegeneinander auszuspielen, um Spaltungen zu vertiefen und weite Teile der Bevölkerung für die Interessen des deutschen Imperialismus einzuspannen.

Gleichzeitig wird durch das Gewährenlassen, insbesondere aber auch durch die aktive Unterstützung von Nazi-Netzwerken aller Couleur, zum Beispiel durch den Verfassungsschutz, zum Beispiel in der Armee, zum Beispiel im Polizeiapparat – immer die Option des Staates gewährleistet, auf eben diese Strukturen zurückzugreifen. Im Ernstfall wird er genau das tun, um sowohl im Inneren gewaltsam gegen Klassenkämpfe vorzugehen als auch nach außen neue Kriege anzuzetteln.

Am 14. November sind 90 Nazis in Remagen aufgelaufen, über 100 AntifaschistInnen wollten ihren Weg blockieren.

Sie wurden von den „Staatsorganen“ zusammengeprügelt, die das Recht auf offensive faschistische Agitation, unter dem Deckmantel, das Demonstrationsrecht zu verteidigen, gewaltsam durchsetzten! Die deutsche „antifaschistische“ Staatsräson ist nur PR-Mittel der deutschen Großmacht!

Blockadeaufruf

Warum Remagen?

Nach dem 2. Weltkrieg wurden in den Rheinwiesenlagern deutsche Soldaten inhaftiert, einige sind dabei an den Haftbedingungen gestorben. Seit zwölf Jahren rufen Nazis zu einem jährlichen ,,zentralen Heldengedenken“ in Remagen auf und bezeichnen diese Verstorbenen der Waffen-SS, der Wehrmacht und der Hitlerjugend ganz offen als ihre Märtyrer und als ihre Helden.

Nicht wegschauen!

Bei faschistischem Terror wie in Halle oder Hanau können wir nicht wegschauen. Ebenso bei rechter Hetze von bürgerlicher Presse, Politik und Medien. Rassismus ist gefährlich und muss gestoppt werden. Da der Staat Nazi-Demos zulässt, liegt es an uns: Wenn im November der III. Weg, die NPD, die Rechte und Kameradschaften nach Remagen kommen, werden wir uns aktiv querstellen!

Blockaden sind effektiv

In der Vergangenheit haben Blockaden gegen faschistische Demos, wie bspw. ,,Pegida“ oder den ,,Tag der deutschen Zukunft“ gezeigt, dass so Nazi-Aktivitäten erheblich gestört werden können. Nazi-Demos wurden verhindert, verloren an Zulauf und die Nazis sagten Aktionen ab. Je mehr wir sie schwächen, desto weniger Angriffe auf Migrantinnen und Migranten verüben sie.

Am 14. November nach Remagen

Am 14. November wird es vor Ort vielfältigen Gegenprotest geben: Neben dem ,,Tag der Demokratie“ mit Infoständen, wird es eine Gegendemo geben und auch von uns organisierte Blockaden. Bereits in den letzten Jahren gab es in Remagen Blockaden auf der Route der Nazis und am Bahnhof.

Komm zum Offenen Treffen

Wer mit uns an den Blockaden teilnehmen möchte, kann gerne im Vorfeld zu unseren Offenen Treffen kommen. Dort reden wir über die zunehmende Faschisierung, unsere bisherigen Erfahrungen und darüber, was wir in Remagen machen möchten. Am Tag der Aktion wollen wir schließlich gut vorbereitet sein.

Flyer Information für Anwohner*innen

Jedes Jahr auf‘s Neue kommen die Rassist*innen und Faschist*innen, z.B. von den Parteien NPD, der III. Weg und Die Rechte, nach Remagen.

Sie belästigen euch mit ihren menschenfeindlichen und geschichtsverfälschenden Parolen und Reden. Niemand will, dass diese Neonazis im eigenen Viertel, in der eigenen Stadt marschieren.

Sie haben nichts mit uns gemein. Sie vertreten alles, aber nicht unsere Interessen, die der arbeitenden Bevölkerung.

Sie vertreten nicht die Interessen des Klempners, des Tischlers, des jungen Auszubildenden, der Kassiererin im Supermarkt, des kleinen Selbstständigen und schon gar nicht die des bettelarmen Obdachlosen.

Sie sehen sich in der Tradition einer Partei, die den Interessen der Superreichen diente – der NSDAP – und stehen für ein System, in dem diese Bonzen schalten und walten können, wie sie es wollen. Sie stehen für den Faschismus, für den Völkermord an den europäischen Juden, Jüdinnen, Roma und Sinti, das Elend und Leid, das der 2. Weltkrieg über die Völker der Welt gebracht hat.

Im November kommen sie nun das zwölfte Jahr in Folge nach Remagen, um ihren Helden zu Gedenken: Wehrmacht, Hitlerjugend und Waffen-SS. Sie beziehen sich offen positiv auf den Hitler-Faschismus, hetzen gegen jüdische Mitmenschen, Migrant*innen und alle, die nichts vom Faschismus hören und sehen wollen. vi

Doch nicht nur das hat Tradition. Auch der zivilgesellschaftliche Protest in seiner ganzen Vielfalt findet Jahr für Jahr in Remagen statt: Von antirassistischem Staffellauf, einem Tag der Demokratie über eine historische Spurensuche bis zu einer Tanzdemonstration war schon alles dabei.

Doch eines hat all der Protest der letzten Jahre nicht erreicht: Dass die Nazis nicht mehr nach Remagen kommen. Das wollen wir erreichen. Wir wollen den Aufmarsch dieser faschistischen Menschenfeinde blockieren und erreichen, dass sie ihre Demonstration nicht durchführen können. Wir werden auf die Demoroute der Nazis gehen und uns hinsetzen. Eine Sitzblockade ist ein effektives Mittel des antifaschistischen Protests. Es ist das Mittel unserer Wahl.

Unsere Blockade richtet sich gegen die Nazis, aber nicht gegen euch. Zu euch Anwohner*innen möchten wir ein gutes Verhältnis haben und verteilen daher diesen Flyer.

Wir sind Menschen, die von Rassismus genug haben, die von den rechten Terrormorden des NSU und den Terrorattacken in Halle und Hanau schockiert sind. Wir wollen Naziaufmärsche und rassistische Angriffe nicht geschehen lassen.

Wir sehen es als unsere Verantwortung, aus der Vergangenheit zu lernen, nach dem Schwur ,,Nie wieder!“ zu handeln und uns den Faschist*innen in den Weg zu stellen.

Wir wollen euch, der Bevölkerung von Remagen, nicht auf die Nerven gehen, sondern mit euch in Kontakt treten. Deshalb werden wir wie in den letzten Jahren im November vor dem Stadt Café Bistro am Bahnhof Remagen einen Infotisch aufstellen. Wir verteilen Flyer und suchen das Gespräch mit euch. Wenn ihr Fragen habt, Dinge kritisch seht, uns etwas spenden möchtet, Ideen und Vorschläge habt oder euch an den Blockaden beteiligen wollt, kommt zu unserem Infotisch und sprecht uns an!

Wir sind das Bündnis blockzhg, auf unserer Website findet ihr mehr Infos über uns und ihr könnt uns gerne per Mail kontaktieren, falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt.

Erfolgreicher Protest in Remagen – Nazis blockieren ist legitim!

Waffen-SS und Hitlerjugend waren keine Helden- „zentrales Heldengedenken“ am 14.11.20 in Remagen verhindern!

Wir vom blockzhg-Bündnis blicken auf einen erfolgreichen Tag am 14.11.20 zurück. An diesem Tag marschierten ca. 90 Neonazis von Kameradschaften und Neonazi-Parteien in Remagen auf und verehrten ganz offen die Waffen-SS, die Hitlerjugend und die Wehrmacht. Sie selbst nennen ihren Aufmarsch ,,zentrales Heldengedenken“, da in den Rheinwiesenlagern viele ihrer Helden verstorben sind. Wir stellten uns den Neonazis in den Weg, um sie zu blockieren. Im Folgenden werden wir unsere Bündnisarbeit und den Aktionstag auswerten und liefern anschließend einen kurzen Ausblick auf unsere künftige aktivistische Arbeit.

Organisation und Mobilisierung

Wir haben unser aus ca. 20 Gruppen bestehendes offenes Bündnis bereits früh aufgebaut und vernetzt. Unsere unterstützenden Gruppen sind vor allem parteinahe Gruppierungen, wie die Links-jugend ’solid und der SDS, sowie offene Jugendgruppen, wodurch wir eine breit gefächerte Aufstellung und einen offenen Charakter haben.

Unser gemeinsames Ziel war es, den Naziaufmarsch „Zentrales Heldengedenken“ mit Blockaden zu verhindern und somit an die Erfolge der Vorjahre anzuknüpfen.

Bereits in den Wochen davor war jedoch deutlich bemerkbar, dass der Staat sein Vorgehen gegen Links verstärkt: Im Vorfeld der Aktion kam es zu Razzien gegen drei Strukturen aus unserem Bündnis. Anlass für die Razzien war nicht die Aktion in Remagen.

Die Razzien stehen beispielhaft für die verschärfte Repression von Justiz, Polizei und Politik gegen Links, während Neonazis in ihren eigenen Reihen toleriert werden. Auch andere Beispiele, wie die Inhaftierung von Lina vii, Jo viii und Dyix, die Repression im Danni x und die Verfahren gegen die G20-Gegner:innen xi zeigen, wie der Staat seinen Kampf gegen Links intensiviert. Wir ließen uns davon nicht beirren und hielten am Ziel, den Naziaufmarsch zu verhindern, fest.

Letztes Jahr griffen Neonazis bewaffnet am Bonner HBF Gegendemonstrant:innen an, die sich auf ihrer Heimreise von den Aktionen in Remagen befanden. xii

Auch dieser potentiellen Gewalt von Rechts waren wir uns bewusst und bereiteten uns vor, uns bestmöglich zu schützen.

An dieser Stelle möchten wir uns mit den Anti­faschist:innen solidarisieren, die 2019 am Bonner HBF Zivilcourage gezeigt haben, sich gegen die Nazis gewehrt und damit die Angegriffenen unterstützt haben. Einer der Antifas muss leider eine hohe Geldstrafe zahlen, hier geht es zum Spendenkonto: https://www.gofundme.com/f/solidaritat-gegen-nazis-und-repression

Die allgemeine Corona-Lage und auch der dann einberufene Lockdown veranlassten uns nicht dazu, die Blockaden ausfallen zu lassen, sondern ein Hygienekonzept zu erstellen. Wir beabsichtigten, vor, nach und während der Blockaden Abstand zu halten.

Wir haben öffentlich dazu aufgerufen, FFP2-Masken zu tragen, diese als Bündnis angeschafft und im Vorfeld sowie vor Ort an alle Aktivist:innen verteilt. Zur Dokumentation der Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften unsererseits wurde u.a. ein Abstandsband mit markierten Abständen organisiert – letztlich wurde die Einhaltung unseres Konzepts jedoch durch die Polizei unterbunden.

Die Einkesselung durch Polizist:innen machte uns die Einhaltung des gesetzlichen Mindestabstands unmöglich. Unsere kollektive Aufforderung, uns dieses Recht zu gewähren, wurde willentlich ignoriert. Somit wurden alle Aktivist:innen einem vermeidbaren Infektionsrisiko ausgesetzt.

Schon Wochen, bevor die Nazis ihren Marsch offiziell angemeldet hatten, begann unsere Mobilisierung von Aktivist:innen in NRW und Rheinland-Pfalz. Neben Flyern und Plakaten nutzten wir verstärkt Social Media und veröffentlichten drei Mobivideos.

Auch in diesem Jahr hatten wir wieder separate Anwohner:innenflyer und vor Ort in Remagen einen Infostand, um mit ihnen in Kontakt zu treten und uns auszutauschen. An dieser Stelle möchten wir uns für die Unterstützung solidarischer Anwohner:innen bedanken, die wir jedes Jahr bekommen.

Unsere geplanten Vorträge und Blockadetrainings haben wir aufgrund von Corona nicht physisch, sondern online durchgeführt.

Zwei der Vorträge kann man auch im Nachhinein noch anschauen. xiii Darin geht es um den Zusammenhang von Faschismus und Kapitalismus, wieso Nazis in Remagen demonstrieren, die Blockaden in den letzten Jahren und auch um mögliche Repression.

Im Vorfeld der Aktion hatten wir Kontakt und standen im Austausch mit Aktivist:innen aus anderen Bündnissen und Strukturen, die ebenfalls Proteste vor Ort organisierten. Wir begrüßen, dass es solche Absprachen gab und erhalten diese gerne aufrecht.

Der Tag des ,,zentralen Heldengedenkens“

Vor Ort in Remagen bildeten wir am Ende der Gegendemo einen eigenen Block, mit etwa 150 Personen, welcher einen kämpferischen und antifaschistischen Ausdruck innehatte. Relativ früh verließen ca. 120 Personen die Demo und machten sich auf den Weg zu den Blockadezielen. Unser Ziel war es, die Jahnstraße einschließlich des Bürgersteiges zu besetzen und somit den Naziaufmarsch zu blockieren.

Direkt bei unserer Ankunft prügelte uns die Polizei, jedoch von der Straße weg, in eine Parklücke sowie auf den angrenzenden Bürgersteig. Ca. 30 Personen wurden von der Polizei noch auf der gegenüberliegenden Straßenseite aufgehalten.

Jene 89 Antifaschist:innen, die gemeinsam versucht hatten, die Blockade zu errichten, wurden brutal eingekesselt.

Es kam erneut zu Ausschreitungen auf Seiten der Polizei, als der Naziaufmarsch vorbeikam:

Viele Aktivist:innen wurden erneut unter dem Einsatz von Schlagstöcken zusammengeschlagen. Nach mehreren Stunden im Kessel wurde jede:r einzeln abgeführt, Personalien wurden aufgenommen und Videoaufnahmen angefertigt .

Den 89 Betroffenen wird Körperverletzung, Widerstand, Landfriedensbruch und tätlicher Angriff vorgeworfen.

Auch, wenn es gut gewesen wäre, die Blockade erfolgreich zu errichten und aufrecht zu erhalten, möchten wir noch einmal betonen:

Für uns zählt in erster Linie, dass wir es geschafft haben, die Nazis auf ihrem Hinweg massiv zu stören und dass sie auf ihrem Rückweg durch die Polizei umgeleitet werden mussten!

Die 30 anderen Aktivist:innen konnte ohne Kontrollen bereits früher die Jahnstraße verlassen und machten sich auf den Weg zum nächsten Blockadeversuch. Obwohl es überall auf der Route Absperrungen und Polizist:innen gab, erreichten auch einige von ihnen die Nazi-Route. Sie setzten sich unter Einhaltung von Abständen hin, schafften es jedoch leider nicht, lange zu bleiben oder noch mehr Leute auf die Route zu bringen.

Die 30 Personen, die bei der Gegendemo im Block geblieben sind, berichteten uns im Nachhinein von einer guten Stimmung in ihrem Block. Nachdem die Gegendemo an der Hochschule angekommen war, führten die 30 Genoss:innen eine Spontandemo durch und holten unsere Leute aus dem Kessel ab. Vielen Dank dafür!

Abgesehen von unseren Blockade-Aktionen gab es dieses Jahr auch eine Lock-on-Blockade, bei der sich mehrere Personen an Stahlrohre ketteten, um eine Straße zu blockieren. Diese Aktion begrüßen wir ausdrücklich!

Fazit und Aussicht

Die Mobilisierungsstärke trotz aller Umstände, die Blockadebereitschaft und Fähigkeit, auf die Route zu gelangen, um die Nazis zu stören, sowie zu guter Letzt die kämpferische Stimmung jede:r Einzelnen zeigen uns, dass die Aktion insgesamt auf jeden Fall ein Erfolg war.

Wir als Bündnis werden nun kontinuierlich weiter aktiv sein und öffentliche Antirepressionsarbeit leisten – denn: Nazis blockieren ist legitim! Die Vorwürfe gegen uns sind es nicht. Angeklagt sind nicht ,,nur“ 89 Personen, sondern auch die Blockade als Aktionsform, denn mit einer Verurteilung wird automatisch eine Grundlage für kommende Urteile geschaffen!

Die Strafanzeigen werden, genau wie der Naziaufmarsch, von uns nicht individuell, sondern kollektiv und politisch beantwortet!

Es wird Solidaritäts-Sticker, -Flyer, -Plakate und -Shirts geben. Auch wird es in den kommenden Monaten Redebeiträge, Aktionen und andere Veranstaltungen von unserer Seite geben. Weiterhin ist eure Solidarität gefragt: Wir freuen uns über alle, die an uns spenden und die Kontodaten verbreiten. Die Kontodaten für das Spendenkonto werden zeitnah kommen.

Nächstes Jahr werden wir selbstverständlich erneut gegen den Naziaufmarsch in Remagen vorgehen. Wir lassen uns nicht einschüchtern, sondern unterstützen uns gegenseitig.

Für alle Betroffenen haben wir einen Mail-Verteiler eingerichtet, um mit jede:r Aktivist:in in Kontakt zu bleiben und als persönliche Ansprechpartner:innen zur Verfügung zu stehen.

Die staatliche Repression schweißt uns umso mehr zusammen, stärkt unseren Zusammenhalt und unseren Willen, uns der rechten Szene entschlossen und solidarisch entgegenzustellen.

Website:

https://blockzhg.noblogs.org Mail: blockzhg@riseup.net

Unterstützende Gruppen:

Antifa Mönchengladbach

Antifaschistische Jugend Augsburg

Bonner Jugendbewegung

Frauen*kollektiv

Internationale Jugend Rheinland

Internationale Jugendgruppe Siegen

Linksjugend [’solid] Aachen

Linksjugend [’solid] Düsseldorf

Linksjugend [’solid] NRW

Linksjugend [’solid] Rhein-Sieg

Linksjugend [’solid] Rheinland-Pfalz

Revolutionäre Offensive Mönchengladbach

Rote Bande Düsseldorf

SDS Düsseldorf

SDS Münster

SDS NRW

Sozialistische Organisation Solidarität Aachen

Studierenden Kollektiv Wuppertal

Tevgera Ciwanên Şoreşger Köln (Kurdische Jugend)

Trotz Alledem

Young Struggle

Z0ra

i Auf der webseite des Bündnisses als pdf zum Herunterladen. Darin wird konkret historisch auf die Geschichte der Lager und der Nazidemagogien eingegangen.

ii Wiederherstellung der alten Ordnung nach einem Umsturz

iii Herausgeber Marx-Engels-Lenin-Institut, „Marx und Engels über das reaktionäre Preußentum“, russisch 1942, in deutscher Sprache 1947, S. 4, Verlag fremdsprachige Literatur, Moskau – „Marx, Engels Preußentum“

iv „Marx, Engels Preußentum“, S. 51

v Marx, Engels „Auswärtige deutsche Politik“, MEW, Bd. 5, S. 155, 03.07.1848

vi Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=yEPBELcOFxc

vii https://freiheitfuerlina.noblogs.org/

viii https://freiheit-fuer-jo.org/

ix https://de.indymedia.org/node/115641

x http://waldbesetzung.blogsport.de/

xi https://rondenbarg-prozess.rote-hilfe.de/

xii https://perspektive-online.net/2019/11/naziaufmarsch-in-remagen-gestoert-polizei-schuetzt-naziangriff-am-bonner-hauptbahnhof/

xiii Solid NRW: https://www.youtube.com/ watch?v=EC3y8vEF AwU&t=5s und Café Clément: https://fb.watch/1yM4E-YpeI/